Katar-Krise Trump und Erdogan bieten sich als Schlichter an

Die Golfstaaten befinden sich im schwerwiegendsten diplomatischen Konflikt seit dem Irakkrieg 1991. Kuwait, Ankara und die USA bieten sich als Schlichter an. Fluggesellschaften wie Etihad und Emirates droht ein Desaster.

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Mit dem Abbruch aller Kontakte zu Katar haben Saudi-Arabien und andere arabische Staaten die wohl schwerste diplomatische Krise in der Region seit Jahren ausgelöst. Quelle: dpa

Istanbul/Dubai Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in der diplomatischen Krise zwischen mehreren arabischen Ländern und dem Golfstaat Katar zu Zurückhaltung aufgerufen. Die Spannungen müssten rasch verringert werden, forderte Erdogan nach Angaben aus Präsidialamtskreisen vom Dienstag in Telefonaten mit den Staats- und Regierungschefs von Katar, Russland, Kuwait und Saudi-Arabien. Der kuwaitische Emir Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah forderte zudem den katarischen Emir am Montagabend auf, Bemühungen zur Entspannung der Lage eine Chance zu geben. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur in Kuwait. In den Gesprächen sei die Bedeutung des regionalen Friedens und der Stabilität unterstrichen worden. Die gegenwärtigen Spannungen müssten durch Diplomatie und Dialog gemildert werden. Doch aus Katar kommt Widerstand.

Der katarische Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani sagte dem Nachrichtennetzwerk Al-Dschasira in Doha, dass sein Land all jene ablehne, die Katar ihren Willen aufzwingen oder sich in die inneren Angelegenheiten des Emirats einmischen wollten. Gleichzeitig bestätigte er, der kuwaitische Emir habe den regierenden Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, gebeten, sich mit einer Ansprache zur Krise zurückzuhalten.

Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Numan Kurtulmus teilte indes mit, die Regierung hoffe, Erdogans Initiative helfe dabei, dass die Spannungen am Golf überwunden werden können. Es handelt sich um die schwerwiegendste politische Krise in der Region sei dem Krieg gegen den Irak 1991.

Am Montag hatten Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Ägypten die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Verkehrsverbindungen über Land, Meer und Luft wurden eingestellt. Sie beschuldigen Katar unter anderem, Terrorgruppen in der Region zu fördern - Katar weist das zurück. Die jüngste Krise werde durch „absolute Erfindungen“ angeheizt.

Später am Montag verlautete auch von der international anerkannten Regierung im Jemen, dass sie ihre Verbindungen zu Katar gekappt habe. Auch die Malediven und eine der rivalisierenden zwei Regierungen in Libyen entschieden, die diplomatischen Beziehungen auf Eis zu legen.

Saudi-Arabien begründete seinen Schritt mit Katars angeblicher Unterstützung der Muslimbruderschaft, Al-Kaidas sowie der Terrormiliz Islamischer Staat. Auch westliche Regierungen haben Katar vorgeworfen, sunnitische Extremisten wie den Al-Kaida-Zweig in Syrien zu dulden oder sogar zu fördern. Das Land unterstützt die Hamas im Gazastreifen.

US-Außenminister Rex Tillerson sagte, die Ansage Saudi-Arabiens und anderer Länder folge auf schon lange bestehenden Differenzen. Er rief die Konfliktparteien auf, ihren Disput zu lösen. In Katar hat das US-Militär einen Sitz auf dem Stützpunkt Al Udeid. Der Chef der entsprechenden Einheiten, Adrian Rankine-Galloway, sagte, die Armee habe „keine Pläne“ ihren Posten zu wechseln. In Katar sind 10.000 US-Truppen beheimatet, außerdem wird das Land 2022 die Fußball-WM austragen.

Wichtige Fluggesellschaften wie Etihad und Emirates kündigten an, ab Dienstag alle Flüge von und nach Doha auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Ägypten schloss den Luftraum für Flugzeuge aus Katar, was das Luftdrehkreuz Doha gefährden könnte, über das auch europäische Passagiere nach Asien fliegen. Es wird mit erheblichen Störungen im Flugplan gerechnet, vor allem bei Qatar Airways.

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