Klimawandel Versicherungen sollen gegen Rekord-Zyklone schützen

Der Zyklon Winston hat schwere Schäden auf den Fidschi-Inseln angerichtet. Experten rechnen mit einer Zunahme der Wetterextreme – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Neue Versicherungen sollen schützen.

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In Suva (Fidschi) zerstörte der Zyklon Winston nicht nur zahlreiche Marktstände. Viele Einwohner haben ihre Häuser verloren. Quelle: dpa

Berlin Die Kräfte, die Häuser, Palmen und Strommasten auf den Hauptinseln der Fidschis am Wochenende umrissen und Menschen töteten, müssen gewaltig gewesen sein. Windgeschwindigkeiten um 300 Stundenkilometer, noch kräftigere Böen: Der Zyklon Winston gilt als der stärkste dokumentierte Wirbelsturm auf der Südhalbkugel und ist der erste Sturm der höchsten Kategorie fünf, der jemals die Fidschi-Inseln traf. Hilfsorganisationen befürchten, dass die Existenzgrundlage hunderter Menschen vernichtet wurde.

Das allein wäre schon schlimm genug – doch die Aussichten sind noch schlimmer. Umweltexperten rechnen aufgrund des Klimawandels vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern mit einer zunehmenden Zahl von Wetterextremen. Wer diese Entwicklung mit allergrößter Akribie beobachtet, ist der Rückversicherer Munich Re. Schließlich zwingt der Klimawandel den Konzern dazu, immer mehr Geld auszuzahlen. Seit den 1980er Jahren, so zeigen dessen Statistiken, ist die Zahl der Naturkatastrophen bereits um den Faktor drei gestiegen.

Industrienationen wollen nun den in diesen Ländern oft gering ausgeprägten Versicherungsschutz gegen extreme Wetterereignisse ausbauen. Darüber hatten sowohl die sieben führenden Industrienationen (G7) auf ihrem Gipfeltreffen im vergangenen Jahr als auch die internationale Klimadiplomatie in Paris im Dezember beraten. Schätzungen zufolge sind in Entwicklungs- und Schwellenländern bisher nur etwa 100 Millionen arme Menschen gegen Klimarisiken versichert. Eine G7-Initiative zur Klimarisikoversicherung hat das Ziel, bis 2020 weitere 400 Millionen gegen solche Risiken abzusichern.

Der Vorteil liegt auf der Hand: keine mühsame Suche nach Geldgebern nach einer Katastrophe, sondern die Auszahlung von Geld nach vorher fest definierten Kriterien.

Ansätze für Klimarisiko-Versicherungen gibt es bereits, etwa die African Risk Capacity (ARC), die mit deutsch-britischer Hilfe afrikanische Länder gegen Dürreschäden versichert. Mit dem Geld kann später neues Saatgut, Nahrung und Futter für das Vieh beschafft werden. Auch in der Karibik können sich über das Programm Climate Risk Adaptation and Insurance in the Carribean (CCRIF) einkommensschwache Bevölkerungsschichten gegen wetterbedingte Katastrophen versichern. Es soll etwa Kleinbauern davor schützen, durch Hurrikane oder Überschwemmungen ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Erste Versicherungspolicen wurden 2013 übergeben.

Für den Pazifik gibt es die Pacific Catastrophe Risk Assessment & Finance Initiative (PCRAFI). Das Programm wird von verschiedenen Geldgebern finanziert und von der Weltbank umgesetzt. Die Munich Re etwa ist über New Re in Zürich als einer von fünf Versicherern an der Rückdeckung des Projekts beteiligt. Gedeckt werden Risiken aus Naturgefahren in einigen südpazifischen Inselstaaten, etwa für die Cook-Islands, die Marshall Islands, Tonga und Samoa.

Bislang ist die Versicherungsdichte auf Fidschi „leider noch eher gering“, sagt Peter Höppe, Leiter der Georisikoforschung von Munich Re, dem Handelsblatt. Andere Staaten im Südpazifik haben aber bereits von der Versicherungslösung profitiert. Tonga beispielsweise erhielt 2014 nach dem Durchzug des tropischen Wirbelsturms Ian 1,3 Millionen US-Dollar. Die Auszahlung ist häufig nicht an tatsächliche Schadenssummen gekoppelt, sondern an die Stärke der jeweiligen Naturkatastrophe. Der Vorteil: Das Geld fließt schneller.

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