Kolumbianische Rebellengruppe Farc will politische Partei gründen

Die linke Guerilla zieht in ihre letzte Schlacht. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit der Regierung muss sie sich in eine politische Bewegung umwandeln. Künftig wollen die Aufständischen mit Worten kämpfen.

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Nach über einem halben Jahrhundert im Untergrund haben die Rebellen ihre Waffen abgeben. Quelle: dpa

Bogotá Nach über einem halben Jahrhundert im Untergrund will die kolumbianische Rebellenorganisation Farc die politische Bühne betreten. „Nur noch Worte werden unsere Waffen sein“, sagt Farc-Kommandeur Rodrigo Londoño alias „Timochenko“. Von Sonntag bis Donnerstag beraten die ehemaligen Rebellen über ihre Zukunft als politische Bewegung. Am Freitag wollen sie ihre neue Partei auf dem Bolívar-Platz im Herzen der Hauptstadt Bogotá vorstellen.

Seit Mitte der 1960er Jahre kämpften die Farc gegen die staatlichen Sicherheitskräfte und rechte Paramilitärs. Über 220 000 Menschen kamen in dem blutigen Konflikt ums Leben. Nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit der Regierung im vergangenen Jahr legten sie ihre Waffen nieder. Nun wollen die Guerilleros ins zivile Leben zurückkehren und politisch für ihre Ziele wie eine gerechtete Landverteilung eintreten.

„Das Ziel unserer Partei wird sein, jenen eine Stimme zu geben, die nicht gehört werden, jenen, die in der traditionellen Politik nur auf taube Ohren stoßen“, sagt Londoño. Sorge bereitet den Farc vor allem die Sicherheit ihrer Mitglieder. Nachdem die rund 6800 Kämpfer den Vereinten Nationen ihre Waffen übergeben haben, befürchten sie Angriffe krimineller Banden und Paramilitärs.

Die Farc hatten den den 1980er Jahren bereits einmal eine Partei gegründet. Rund 5000 Mitglieder der Unión Patriótica (UP) wurden damals getötet, darunter zwei Präsidentschaftskandidaten, acht Kongressabgeordnete sowie Dutzende Gemeinderäte und Bürgermeister.

Beim Gründungskongress müssen sich die Delegierten nun zunächst auf einen Namen für die Partei einigen. Sie könnte Fuerza Alternativa Revolucionaria de Colombia (Alternative Revolutionäre Kraft in Kolumbien) heißen. Damit würde die Abkürzung Farc erhalten bleiben. „Wir wollen nicht mit unserer Vergangenheit brechen“, sagt der Chefunterhändler der Farc, Luciano Marín alias „Iván Márquez“. „Wir waren eine revolutionäre Bewegung und werden es bleiben.“

Andere Vorschläge lauten Nueva Colombia (Neues Kolumbien, Esperanza del Pueblo (Hoffnung des Volkes) und Nuevo Partido (Neue Partei). Zudem werden bei dem Kongress die zehn Mandatsträger der Farc für den Kongress bestimmt. Laut Friedensvertrag sind den ehemaligen Rebellen in den kommenden zwei Legislaturperioden jeweils fünf Sitze im Senat und in der Abgeordnetenkammer garantiert.

Ab 2026 müssen sie ihre Sitze regulär bei den Wahlen erringen. Fraglich ist, ob die Kolumbianer die Gräueltaten den Guerilla vergessen und sie als politische Kraft akzeptieren werden. Vor allem in den Städten können die Farc bislang kaum mit Unterstützung rechnen.

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