Kolumbien Investors Darling

Seite 3/3

Colombia's President Juan Quelle: REUTERS

Doch jetzt ist Garavito wie rund eine Million seiner Landsleute in den vergangenen fünf Jahren zurückgekehrt. Nach dem Studium in England hat er erst in Madrid für den Pharmakonzern Roche gearbeitet, bis er Anfang 2011 im Handelsministerium in Bogotá anheuerte. „Ich möchte meine Kinder hier aufziehen“, sagt Garavito – ein erstaunlicher Satz in einer Stadt, deren Bewohner die umgebenden Berge jahrelang danach unterschieden, ob dort Rebellen lauerten oder nicht. Zusammen mit 40 Kollegen kümmert sich Garavito jetzt um das „Productive Transformation Program“, mit dem das Ministerium ausländische Investoren anlocken will.

Aufstockung des Militärs

Ob das gelingt, hängt weniger von Garavitos Arbeitseifer ab als von der weiteren Entwicklung der sozialen Lage und der Sicherheit. Kurz vor der Regionalwahl im Oktober liegt eine gespannte Nervosität über dem Land. Anfang September wurde in der Kleinstadt Chinacota im Norden ein liberaler Politiker ermordet, es ist der 25. Kandidat für die Regionalwahl, der den Wahlkampf nicht überlebt. Wenig später versetzte Präsident Santos seinen Verteidigungsminister als Botschafter nach Brüssel. Ein paar Tage darauf folgte die Ankündigung, die gesamte Führung der Armee auszutauschen. Zudem macht SantosSofortmittel von 550 Millionen Dollar locker, um die zunehmende Gewalt in den Griff zu bekommen.

50 Prozent aller Einkommen unter der Armutsgrenze

Mittelfristig wird es jedoch nicht genügen, die Mittel fürs Militär aufzustocken. An die Stelle von militärischer Überlegenheit muss gesellschaftlicher Frieden treten. Zwar bescheinigen viele Beobachter Präsident Santos, auf dem richtigen Weg zu sein. Doch das Einkommen von knapp 50 Prozent aller Kolumbianer liegt nach wie vor unter der absoluten Armutsgrenze der UN. Santos hat deshalb ein Wohnungsbauprogramm auf den Weg gebracht. Bis 2014 sollen eine Million günstige Unterkünfte entstehen. Zudem will die Regierung mehr Befugnisse in Bogotá zentralisieren, um der Ungleichgewichte im Land Herr zu werden. Eine erste Reform sorgt dafür, dass Einkünfte aus Bodenschätzen nicht mehr hauptsächlich in der Förderregion bleiben, sondern aufs ganze Land verteilt werden. Statt 80 Prozent stehen den lokalen Behörden bald nur noch 20 Prozent zu. Diese Ideen geben Anlass zu Optimismus. Wenn Santos so viel Zeit bleibt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%