Konjunktur Britischer Arbeitsmarkt steckt Brexit-Votum weg

Der britische Arbeitsmarkt ist robuster als gedacht: Trotz des Referendums ist die Zahl der Arbeitslosengeld-Bezieher im Juli gesunken. Für eine Entwarnung ist es aber zu früh, sagen Volkswirte.

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Die Arbeitslosenquote lag im Juli unverändert bei 4,9 Prozent. Quelle: Reuters

London Der britische Arbeitsmarkt ist offenbar robuster als von vielen Ökonomen erwartet: Die Zahl der Menschen, die im Juli Arbeitslosengeld bezogen haben, ist gegenüber dem Vormonat um knapp 9000 auf 763.600 gesunken. Das geht aus Zahlen der Statistikbehörde hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Fachleute hatten eigentlich nach dem Brexit-Referendum Ende Juni einen deutlichen Anstieg dieser Zahl erwartet.
Auch die Arbeitslosigkeit auf der Insel ist im zweiten Quartal stabil geblieben, wie das Statistikamt mitteilte. Die Arbeitslosenquote lag unverändert bei 4,9 Prozent. Diese Zahl deckt aber nur die Monate April bis Juni ab – und damit nur wenige Tage nach dem Referendum.

Am 23. Juni stimmten 52 Prozent der Briten dafür, die Europäische Union zu verlassen. Seither kommen widersprüchliche Signale aus der britischen Wirtschaft. Einige Konjunkturfrühindikatoren deuten darauf hin, dass das Verbrauchervertrauen massiv eingebrochen ist und Unternehmen sich deutlich zurückhalten, wenn es um Investitionen und das Einstellen von Mitarbeitern geht. Auch die Zahl der offenen Stellen ist in den Monaten Mai, Juni und Juli leicht zurückgegangen. Der überraschende Rückgang bei der Zahl der Arbeitslosengeldbezieher signalisiert dagegen eher, dass es noch keinen Grund zur Sorge gibt.
Für eine Entwarnung ist es Volkswirten zufolge aber noch viel zu früh. Es sei äußerst wahrscheinlich, dass die Brexit-Abstimmung und die damit ausgelöste Unsicherheit in den nächsten Monaten zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen würden, schreiben Experten von Barclays in einem am Donnerstag veröffentlichten Kommentar. Auch Martin Beck von der Denkfabrik Ernst & Young Item Club geht davon aus, dass es noch einige Monate dauern wird, bevor die erheblichen Folgen des Votums auf dem Arbeitsmarkt sichtbar würden.
Die Bank of England hat bereits prognostiziert, dass die Arbeitslosigkeit auf der Insel von derzeit 4,9 auf 5,5 Prozent klettern könnte. Um die Brexit-Folgen für die Wirtschaft abzumildern, hat die Notenbank den Leitzins Anfang August auf 0,25 Prozent halbiert und ihr Anleihekaufprogramm aufgestockt.

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