Konjunktur Frankreichs Wirtschaft stagniert

Zu Jahresbeginn war die französische Wirtschaft noch um 0,7 Prozent gewachsen. Im zweiten Quartal ist das Wachstum nun überraschend zum Stillstand gekommen. Woran das liegt.

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Frankreichs Wirtschaft ist im zweiten Quartal nicht mehr gewachsen. Ökonomen hatten mit einem Zuwachs gerechnet. Quelle: AFP

Paris/Madrid Das Wachstum der französischen Wirtschaft ist im Frühjahr überraschend zum Stillstand gekommen. Von April bis Juni verharrte das Bruttoinlandsprodukt auf dem Niveau des Vorquartals, wie das nationale Statistikamt Insee am Freitag mitteilte. Grund dafür waren schwache Konsumausgaben und sinkende Investitionen.

Ökonomen hingegen hatten für das zweite Quartal ein Plus von 0,2 Prozent erwartet. Zu Jahresbeginn war die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone noch um 0,7 Prozent gewachsen. Dagegen ist die spanische Wirtschaft um 0,7 Prozent gewachsen.

Frankreichs Finanzminister Michel Sapin bezeichnete die Daten als enttäuschend. Man müsse sie aber auch im Zusammenhang mit dem extrem kräftigen Schwung aus dem ersten Quartal sehen. Zudem habe es außergewöhnliche Faktoren wie Streiks in den Raffinerien gegeben, sagte Sapin. Die umstrittenen Arbeitsmarktreformen von Präsident Francois Hollande hatten zu heftigen Reaktionen in der Bevölkerung geführt. Einige Gewerkschaften organisierten Massenproteste, bei denen es wiederholt zu Ausschreitungen kam. Die Blockade von Treibstofflagern und Raffinerien sorgte für Produktionsausfällen in der Industrie.

Trotz des Dämpfers im Frühjahr hält Sapin an der Regierungsprognose fest, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr 1,5 Prozent zulegt, nach plus 1,2 Prozent 2015. Im vergangenen Quartal allerdings kamen keine Impulse von den Verbrauchern, die sich mit ihren Ausgaben zurückhielten.


Spaniens Wirtschaft wächst um 0,7 Prozent

So stagnierte der private Konsum. Im Juni sanken die Konsumausgaben sogar kräftig um 0,8 Prozent zum Vormonat. Die Investitionen der Unternehmen gingen im zweiten Quartal zum Jahresanfang um 0,2 Prozent zurück. Die Inlandskonjunktur konnte das Wachstum nicht ankurbeln. Vom Außenhandel kam leichter Rückenwind - aber nur, weil die Importe nach stärker sanken als die Exporte.

Die Kauflaune der Franzosen hat sich zum Start des dritten Quartals im Juli leicht eingetrübt. Hier könnte es einen vorübergehenden Dämpfer geben, sollten die jüngsten Anschläge mit islamistischem Hintergrund auf die Stimmung der Verbraucher drücken. Am 14. Juli fuhr ein Attentäter einen Lkw in eine Menschenmenge in Nizza und tötete 84 Menschen.

Die spanische Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo im zweiten Quartal mit einem Plus von 0,7 Prozent leicht gedrosselt. Den Wert gab das Statistikamt INE am Freitag in Madrid bekannt. Zu Jahresbeginn hatte es noch ein Plus von 0,8 Prozent gegeben. Das Land ist derzeit politisch instabil. In Madrid gibt es seit mittlerweile mehr als sieben Monaten eine Hängepartie, ohne dass sich eine tragfähige Regierungsmehrheit abzeichnet.

Der amtierende Ministerpräsident Mariano Rajoy hat von König Felipe zwar den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Ihm dürfte es wegen der ideologischen Gräben zwischen den Parteien jedoch schwerfallen, sein Ziel zu erreichen. Trotz der politischen Instabilität wächst die Wirtschaft nach einer tiefen Rezession mittlerweile wieder solide. Mit seinen Zuwachsraten liegt das Land in der Spitzengruppe der Staaten der Euro-Zone. Achillesferse ist allerdings der Jobmarkt: Mit rund 20 Prozent hat das Mittelmeerland eine der höchsten Arbeitslosenquote aller 28 EU-Staaten.

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