Konjunktur in China Warum das schwächelnde Wachstum nicht der Untergang ist

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Chinas Unternehmen haben gewaltige Schulden

Dass dieser gigantische Aufholprozess nicht ewig im selben Tempo weitergehen kann, ist klar. Irgendwann sind alle Straßen, Bahnhöfe, Flughäfen und Regierungsgebäude gebaut. Wachstum muss dann aus anderen Sektoren kommen. Chinas große Hoffnung ist der Konsum. Das Land, das lange "die Fabrik der Welt" war, wird zum Absatzmarkt der Welt. Die Chinesen werden älter, und die Löhne sind in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass China als Standort für Billigfabriken nicht mehr interessant ist.
Die Niedriglohnland-Karawane ist längst in Länder wie Vietnam, Bangladesh oder Indien weitergezogen. Wenn heute deutsche Unternehmen in China investieren, dann tun sie dies, um in einem der größten Märkte der Welt präsent zu sein und flexibel auf Kundenanforderungen reagieren zu können.

Dafür sprechen die neuen Zahlen: Der Binnenkonsum ist in den letzten zwölf Monaten um gut elf Prozent gestiegen. Die Chinesen geben mehr Geld für Restaurants und Kinokarten aus. Der Dienstleistungssektor macht jetzt 52 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Auch die Arbeitslosigkeit ist bisher nicht nennenswert gestiegen: Junge Leute vom Land, die früher in Fabriken malochten, werden heute Kellner, Friseure oder Paketauslieferer.

Chinas Wirtschaft ist deswegen nicht frei von Problemen. Im Gegenteil: Da ist ein gewaltiger Schuldenberg, den chinesische Unternehmen angehäuft haben: So hat Sinosteel, ein gigantischer Staatsbetrieb, gerade Probleme Anleihen im Wert von 300 Millionen Euro zurückzuzahlen. Sinosteel ist kein Einzelfall. Nach der weltweiten Finanzkrise haben die staatseigenen Banken mit billigen Krediten diese Blase befeuert. Noch immer sind die Immobilienpreise in vielen Städten überhitzt.

Vor allem aber ist der Einfluss der kommunistischen Partei in vielen Sektoren viel zu hoch, die Rechtssicherheit mangelhaft und staatliche Willkür gegenwärtig.

Trotzdem aber bleibt China ein Land mit gewaltigen Chancen: Heute macht China zwölf Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung aus - dreimal so viel wie 1970, aber nur ein Drittel des Anteils von 1800.

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