Konjunktur Platzt in China die nächste Blase?

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Grafik: Bruttoinlandsprodukt USA und China

Inzwischen hat sich die Unruhe gelegt. Chinas Parteiführer haben ein gigantisches Konjunkturprogramm von umgerechnet mehr als 580 Milliarden Dollar auf den Weg gebracht und die Staatsbanken angewiesen, den Kredithahn aufzudrehen. Umgerechnet 1,27 Billionen Dollar an neuen Darlehen haben Chinas Finanzinstitute in den ersten neun Monaten des Jahres vergeben. Seither brummt die Wirtschaft wieder.

Der Aktienindex in Shanghai hat seit Anfang des Jahres um mehr als 70 Prozent zugelegt. Im August und September schossen die Autoverkäufe um rund90 Prozent in die Höhe. Die Wirtschaft wird dieses Jahr um rund acht Prozent wachsen, prognostizieren die Ökonomen des Finanzdienstleisters IHS Global Insight. Im nächsten Jahr werde die Rate mit 10,1 Prozent wieder zweistellig ausfallen. „Fiskal- und Geldpolitik haben die Erholung der chinesischen Wirtschaft gestützt“, schreibt die Weltbank in ihrem jüngsten Ausblick. 2010 werde China Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ablösen.

Dagegen kommen die westlichen Industrieländer nur langsam aus dem ökonomischen Jammertal heraus. Im dritten Quartal endete die Rezession in den USA und Europa zwar. Doch ein nachhaltiger Aufschwung ist noch nicht in Sicht. So legte das US-BIP von Juli bis September um annualisiert 3,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Doch ohne die Hilfen des Staates wäre die Rate deutlich kleiner ausgefallen. Allein die US-Version der Abwrackprämie hat das BIP um 1,1 Prozentpunkte nach oben gehievt.

Welt schaut nach China

Neben den staatlichen Konjunkturprogrammen fußt der Aufschwung in den USA und in Europa darauf, dass die Unternehmen die Nachfrage wieder stärker durch neu produzierte Güter befriedigen statt durch Lagerwaren. Doch für einen nachhaltigen Aufschwung reichen solche temporären Impulse nicht aus. „Dazu muss die Endnachfrage anspringen“, sagt Harm Bandholz, Ökonom bei UniCredit in New York. Genau daran aber hapert es. Im dritten Quartal legten die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen gegenüber dem Vorquartal nur um 1,1 Prozent zu.

Erst wenn die Betriebe wieder mehr Geld in neue Maschinen und Anlagen investieren, steigt auch die Nachfrage nach Personal. Davon sind die USA noch weit entfernt. Im Oktober gingen zwischen San Diego und Boston per saldo 190.000 Jobs verloren, die Arbeitslosenquote schnellte auf 10,2 Prozent in die Höhe. Das sind nicht gerade die Bedingungen, unter denen der private Konsum steigt.

Daher kann es nicht verwundern, dass die Welt nach China schaut, wo sich die Konjunktur schneller und kräftiger erholt als anderswo. Davon profitieren vor allem die exportorientierten Länder wie Deutschland, Japan und Südkorea. Im vergangenen Jahr -lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 34 Milliarden Euro nach China, ein Plus von 14 Prozent gegenüber 2007. Mittlerweile gehen 3,4 Prozent der deutschen Exporte nach China, Anfang des Jahrzehnts waren es erst 1,6 Prozent.

Die China-Töchter deutscher Unternehmen spüren seit einigen Monaten, dass sich die Geschäfte beleben. Die Autozulieferer im Jangtse-Delta bei Shanghai etwa, die noch im März mit Einbrüchen von bis zu 90 Prozent zu kämpfen hatten, freuen sich wieder über volle Auftragsbücher. Unternehmensberater aus Hongkong und Shanghai berichten von zahlreichen Anfragen aus Deutschland. Das German Centre in Peking, Anlaufstelle für Mittelständler aus Deutschland, hat zusätzliche Flächen angemietet. „Es tut sich wieder was“, sagt Geschäftsführerin Hanna Böhme.

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