Krieg in Syrien Hungerdrama in Madaja kostet 39 Menschen das Leben

Sie können dem Krieg nicht entkommen: In mehreren Regionen Syriens sind Menschen von den Konfliktparteien eingeschlossen. Besonders dramatisch ist die Lage in der Stadt Madaja. Aktivisten berichten von einem Hungerdrama.

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Die Region um die syrische Hauptstadt Damaskus nahe der libanesischen Grenze gilt als strategisch wichtige Zone. Dementsprechend hart ist sie umkämpft. Quelle: dpa

Damaskus/Genf Die Zahl der Hungertoten in der belagerten syrischen Stadt Madaja ist laut Aktivisten weiter gestiegen. Der Lokale Revolutionsrat des Ortes nordwestlich von Damaskus meldete am Donnerstag ein weiteres Opfer. Insgesamt habe es bislang 39 Tote gegeben, hieß es weiter. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira meldete 32 Opfer. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Internationale Nothelfer riefen dazu auf, die Versorgung der vom Hungertod bedrohten Menschen in Madaja zu ermöglichen.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wird die Stadt seit mehr als 170 Tagen vom Regime und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah belagert. 40.000 Menschen – darunter die Hälfte Zivilisten – lebten in dem Ort, der wegen der sich dort aufhaltenden Rebellen heftig bombardiert werde. Der Ort liegt nahe der Grenze zum Libanon in einer strategisch wichtigen Gegend.

Ein Aktivist aus Madaja berichtete über Skype, 25.000 Menschen seien vom Hungertod bedroht. Ihm zufolge töten die Einwohner Hunde und Katzen, um sich zu ernähren. Jeden Tagen würden Menschen an Mangelernährung sterben. Die Lage sei „katastrophal“.

Bilder von Aktivisten im Internet zeigten ausgemergelte Menschen, darunter Kinder. Ein Arzt der lokalen Gesundheitsbehörde berichtete der Deutschen Presse-Agentur, es seien zahlreiche Menschen mit Schwäche- und Ohnmachtsanfällen eingeliefert worden.

Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erklärte, zuletzt sei es Mitarbeitern im vergangenen Oktober ermöglicht worden, in der Stadt Hilfe zu leisten. „Was wir damals gesehen haben, war bereits schlimm“, sagte Dibeh Fakhr der Deutschen Presse-Agentur in Genf. Menschen hätten keine Nahrungsmittel und kein Trinkwasser gehabt. „Wir stehen in Syrien mit Hilfsgütern bereit, aber wir brauchen sicheren Zugang zu Madaja“, erklärte sie weiter.

Die Bundesregierung und die UN riefen alle Konfliktparteien auf, den Hilfsorganisationen den Zutritt zu belagerten Gebieten zu gewähren. Rund 400.000 Menschen seien in verschiedenen Teilen des Bürgerkriegslandes eingeschlossen, erklärten die Vereinten Nationen. Die UN hätten glaubwürdige Berichte erhalten, das Menschen verhungert seien. Am Dienstag sei ein 53-Jähriger an Mangelernährung gestorben. Trotz zahlreicher Anfragen gebe es keinen Zutritt zu der Stadt.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer (SPD), äußerte „größte Sorge“ über die Lage der Zivilbevölkerung. Zugleich appellierte er an Länder wie Russland und den Iran, sich beim syrischen Machthaber Baschar al-Assad dafür einzusetzen, dass „humanitärer Zugang“ gewährleistet werden kann.

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