Krieg in Syrien Kampf um Aleppo möglicherweise vor der Entscheidung

Die syrischen Regierungstruppen ziehen den Belagerungsring immer enger und melden stetig Erfolge. Assad bietet kapitulierenden Rebellen eine Amnestie an. Russland will eine humanitäre Operation starten.

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Der Krieg in Syrien hat deutliche Spuren hinterlassen: Aleppo liegt in weiten Teilen in Schutt und Asche. Quelle: AP

Beirut Im langen Kampf um die einstige nordsyrische Wirtschaftsmetropole Aleppo bahnt sich möglicherweise eine Entscheidung an: Syrische Regierungstruppen eroberten nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag ein weiteres Viertel von den Rebellen und zogen den Belagerungsring enger. Präsident Baschar al-Assad bot Aufständischen eine Amnestie unter der Bedingung an, dass sie ihre Waffen niederlegen.

Das mit Assad verbündete Russland kündigte eine große humanitäre Operation in der Metropolregion Aleppo an. Zudem werde auf Anforderung von US-Außenminister John Kerry eine von einem General geleitete Delegation nach Genf reisen, um dort die Lage in Aleppo zu diskutieren, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Das habe Präsident Wladimir Putin entschieden. Nach Schoigus Angaben wird Rebellen freier Abzug aus Aleppo gewährt, wenn sie ihre Waffen niederlegen.

Assad veröffentlichte das Amnestieangebot in einem Erlass, wie Sana meldete. Es gelte für die nächsten drei Monate. Voraussetzung für die Straffreiheit sei, dass die Rebellen kapitulierten. Assad forderte zudem, dass alle Gefangenen freigelassen werden sollten. Diejenigen, die ihre Häftlinge freiließen, würden von einer Bestrafung ausgenommen, wenn sie sich innerhalb eines Monats stellten.

Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt militärischer Erfolge der Regierungstruppen: Sie haben die Rebellen im östlichen Teil der umkämpften Stadt Aleppo vollständig umzingelt. Zudem sei am Donnerstag das Viertel Bani Seid erobert worden, meldete Sana. Dutzende Rebellen hätten sich ergeben; Regierungssoldaten hätten mit der Räumung von Minen begonnen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London berichtete unter Berufung auf Aktivisten vor Ort, Regierungstruppen hätten große Teile von Bani Seid besetzt.

Schoigu sagte im russischen Fernsehen, es sollten drei humanitäre Korridore in die belagerte Stadt Aleppo geöffnet werden. Zudem werde Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat freier Abzug gewährt, wenn sie ihre Waffen niederlegen.

Die von Putin geplante Operation werde „Zivilisten helfen, die von Terroristen als Geiseln genommen wurden“. Außerhalb der nordsyrischen Metropole sollten Erste-Hilfe-Punkte und Plätze für die Ausgabe von Lebensmitteln eingerichtet werden.

Um Aleppo tobt eine der verlustreichsten Schlachten des syrischen Bürgerkriegs. Tausende Einwohner sind vor den Kämpfen geflohen, viele über die Türkei bis nach Europa. Die Lage der verbliebenen Zivilbevölkerung wird als katastrophal beschrieben.

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