Krieg in Syrien Nervenspiel um Abzug aus Aleppo

Seit Tagen ringen das syrische Regime und die Opposition um den Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus Aleppos Rebellengebieten. Ein Abkommen schien schon geplatzt. Jetzt gibt es neue Hoffnung.

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Eine Gruppe evakuierter Männer aus Ost-Aleppo wird in einem Polizeirevier von bewaffneten Soldaten bewacht. Noch immer warten zahlreiche Zivilisten und Rebellen in der zerbombten Stadt auf eine Evakuierung in sicherere Gebiete. Quelle: Reuters

Aleppo Das Nervenspiel um den Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus den Rebellengebieten der umkämpften syrischen Stadt Aleppo geht weiter. Einwohner warteten am Donnerstagmorgen auf den Beginn der geplanten Evakuierung. Menschen versammelten sich nach dem Sonnenaufgang bei winterlichen Temperaturen auf den Straßen, wie Einwohner aus Ost-Aleppo der Deutschen Presse-Agentur berichteten.

Aus regierungsnahen Medienkreisen hieß es, Busse zum Transport der Menschen seien unterwegs. Das internationale Rote Kreuz erklärte, es sei von den Parteien gebeten worden, Verletzte aus Ost-Aleppo zu bringen. Krankenwagen ständen zur Versorgung der Menschen bereit. Das russische Militär soll 20 Busse und zehn Krankenwagen bereitgestellt haben, um Rebellen in das von Aufständischen kontrollierte Idlib zu bringen, teilte das russische Zentrum für Versöhnung in Syrien mit. Die syrischen Behörden hätten Sicherheitsgarantien für alle Rebellen gegeben, die Aleppo verlassen wollten, hieß es weiter.

Aktivisten berichteten am frühen Morgen zugleich, die Kämpfe hätten abgenommen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete jedoch, es habe in der Nacht Gefechte zwischen Regime und Rebellen gegeben. Mehrere Rebellenmilizen hatten am Mittwochabend über eine neue Waffenruhe berichtet, die im Laufe der Nacht in Kraft treten sollte. Die ersten Verletzten und Zivilisten sollten die von der Opposition gehaltenen Viertel demnach in den Morgenstunden verlassen.

Von Seiten der syrischen Regierung gab es dazu keine Bestätigung. Die mit dem Regime verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah warnte, bei den Gesprächen über die Evakuierung Ost-Aleppos gebe es „schwere Komplikationen“.

Auch die Menschenrechtsbeobachter erklärten, bislang habe es kein neues Abkommen gegeben. Beide Seiten hätten sich nicht auf den Abzug von Zivilisten aus den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens einigen können. Diesen soll der mit Syrien verbündete schiitische Iran im Gegenzug für die Evakuierung Ost-Aleppos gefordert haben. Fua und Kafraja werden vor allem von Schiiten bewohnt.

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