Krise am Golf Donald Trump begrüßt Isolierung Katars

Katar bemüht sich um mehr Diplomatie. Aus den USA kommen derweil irritierende Nachrichten. Während das US-Verteidigungsministerium Katars Friedensrolle würdigt, scheint Trump sich gegen das Emirat zu stellen.

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US-Präsident Donald Trump. Quelle: AP

US-Präsident Donald Trump hat die Isolierung Katars durch zahlreiche arabische Staaten wegen angeblicher Terrorunterstützung als persönlichen Erfolg bewertet. Seine Nahostreise zahle sich bereits aus, erklärte Trump am Dienstag auf Twitter. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums würdigte dagegen erneut den "anhaltenden Einsatz" Katars für den Frieden in der Region. Das Emirat will mit Hilfe Kuwaits die diplomatische und wirtschaftliche Isolierung durchbrechen. Die Krise in der ölreichen Golfregion wirkte sich weltweit aus. In Europa verbuchten die Aktienmärkte Verluste, während die Preise für das in Krisenzeiten gefragte Gold stiegen.

Trump erklärte, bei seinem Besuch im Mai hätten die Golfstaaten ihm zugesichert, eine harte Linie gegen die Finanzierung des Extremismus zu fahren. "Alle Anspielungen deuteten auf Katar", hieß es in der Botschaft. "Vielleicht ist es der Anfang vom Ende des Terrorismus-Horrors". Dies steht im Widerspruch zu einer Erklärung des zuständigen Regionalkommandos der US-Streitkräfte, in der Katar für die Unterstützung im Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat gedankt wird. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jeff Davis, wollte die Frage, ob Katar den Terrorismus unterstütze, nicht beantworten. "Ich sehe in ihnen den Gastgeber für unseren sehr wichtigen Stützpunkt Udeid." Auf dem Luftwaffenstützpunkt in Katar sind rund 8000 US-Soldaten stationiert. Von dort werden auch Luftangriffe auf den IS im Irak und Syrien koordiniert.

Kuwaits Herrscher Saba Al-Ahmad Al-Dschaber al-Sabah traf den saudiarabischen König Salman, um einen Ausweg aus der Krise auszuloten. Über Ergebnisse wurde zunächst nichts bekannt. Sein Land glaube, "solche Differenzen zwischen Schwesterstaaten müssen durch Dialog gelöst werden", begründete Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman al-Thani die Initiative. Als Zeichen des guten Willens verzichte Katar auf Vergeltungsmaßnahmen gegen die von Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain verhängten Sanktionen, wie er dem Sender Al-Dschasira sagte. Der saudiarabische Außenminister Adel al-Dschubeir sagte in Paris, Katar müsse seine Unterstützung der militanten Palästinenserorganisation Hamas und der Muslimbruderschaft einstellen. "Katar muss sich entscheiden, ob es sich in die eine oder die andere Richtung bewegen will."

von Saskia Littmann, Martin Seiwert, Matthias Kamp, Annina Reimann

Unruhe an den Finanzmärkten

Am Montag hatte die von Saudi-Arabien angeführte Staatengruppe ihre diplomatischen Verbindungen zu Katar abgebrochen und alle Verkehrsverbindungen gesperrt. Bürger aus dem Land haben zwei Wochen Zeit, die drei anderen Golfstaaten zu verlassen. Das Bündnis wirft Katar vor, Islamisten und den Erzfeind Iran zu unterstützen, was die Regierung in Doha zurückweist. Der Vorwurf der Terrorfinanzierung ist in der Vergangenheit auch gegen Saudi-Arabien erhoben worden.

Weltweit wurden Anleger von der Krise in der ölreichen Region überrascht. Ölanleger fürchten nach Experten-Einschätzung, dass die Spannungen die Bemühungen des Förderkartells Opec untergraben, die Produktionsmenge zu begrenzen und das weltweite Überangebot einzudämmen. Mehrere arabische Banken schränkten ihren Geschäftsverkehr mit katarischen Instituten ein.

Das ist Katar

In Saudi-Arabien entzogen die Behörden Qatar Airways die Lizenz. Bereits am Montag hatte das Staatenbündnis Überflugverbote ausgesprochen. Qatar Airways ist an der British-Airways-Mutter IAG beteiligt.

Auch in Deutschland wird vor allem aus wirtschaftlichen Gründen aufmerksam auf den Machtkampf geschaut. Denn das Emirat ist mit Doha nicht nur ein Drehkreuz für den internationalen Flugverkehr, sondern auch strategischer Investor bei Unternehmen wie Volkswagen und der Deutschen Bank.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel warf Saudi-Arabien eine "Trumpisierung" des Konflikts vor. Dies sei in einer ohnehin krisengeschüttelten Region besonders gefährlich, sagte der SPD-Politiker dem "Handelsblatt". Gabriel trifft am Mittwoch seinen saudiarabischen Kollegen in Berlin.

Katars wichtigste Beteiligungen
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