Krise im Nahen Osten "Saudis finanzieren mehr Terroristen als Katar"

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„Vieles hängt davon ab, ob der US-Präsident weiter Öl ins Feuer gießt“

Manche fürchten, dass der Konflikt dann militärisch eskalieren würde.
Das wäre möglich. Allerdings weiß Katar, dass es militärisch und geografisch winzig ist. Es hätte gegen die Streitkräfte Saudi-Arabiens und der Emirate keine Chance.

Wie geht es jetzt weiter?
Vieles hängt davon ab, ob der US-Präsident weiter Öl ins Feuer gießt, und wie sich Katar verhält. Sollten sie wirklich kein Gas mehr an Saudi-Arabien oder die Emirate liefern, wird es gefährlich.

Wer könnte jetzt vermitteln – die Europäer?
Die Europäer haben nur geringe Eigeninteressen in der Region. Wir sind nicht ausschließlich auf Öl oder Gas von dort angewiesen und haben keine nennenswerten Streitkräfte in der Region. Eigentlich wären wir damit in einer guten Position, zumal Deutschland sehr angesehen ist unter den Golf-Staaten. Die Frage ist nur, wie groß die Spielräume Deutschlands wären. Die Gefahr wäre groß, dass es zu transatlantischen Spannungen kommen könnte. Das wird die Bundesregierung zu vermeiden suchen.

Das ist Katar

Was müssen deutsche Unternehmen fürchten, wenn sich die Krise weiter verschärft?
Wenn Katar ökonomisch in die Enge getrieben wird, hätte das Konsequenzen auf Katars Einnahmen. Dann müssten sie womöglich Auslandsinvestitionen zurückziehen, was wiederum die Deutsche Bank, VW oder Siemens spüren könnten. Ich bezweifle aber, dass Katar sich zuerst aus Deutschland beziehungsweise deutschen Firmen zurückziehen würde. Da ginge es eher um geplante künftige Investitionen, die dann abgesagt werden.

Russische Hacker sollen auf einer katarischen Webseite Fake-News platziert haben, was wiederum Saudi-Arabien provoziert haben soll. Wie plausibel ist das?
Jedenfalls können wir das nicht ausschließen, möglich ist es. Die Frage wäre, welches Interesse Russland daran hätte. Einerseits unterstützt Katar die syrischen Rebellen und will Präsident Baschar al-Assad stürzen. Das hat zu erheblichen Spannungen mit Russland geführt. Andererseits haben sie sich ein Stück weit zusammengerauft. Katar hat etliche Milliarden in russische Infrastrukturprojekte investiert, zuletzt 2,7 Milliarden in Rosneft, das staatlich-russische Ölunternehmen.

Über seinen Staatsfonds ist das Emirat wichtiger Geldgeber von deutschen Konzernen und redet bei Entscheidungen mit. Das ist riskant, sollte Katar im Zuge der Isolation Aufträge aus den anderen Golfländern unterbinden.
von Saskia Littmann, Martin Seiwert, Matthias Kamp, Annina Reimann

Es ist also eher unwahrscheinlich, dass Russland Katar destabilisieren will?
Es gibt durchaus auch Argumente dafür. Russland könnte versuchen, Katar aus der Allianz mit den Vereinigten Staaten herauszubrechen und auf seine Seite zu ziehen.

Das wiederum kann Trump nicht wollen.
Eigentlich nicht. Seine außenpolitische Linie ist aber ziemlich strategiefrei. So warten alle auf seinen nächsten Tweet. Das ist abenteuerlich.

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