Manche fürchten, dass der Konflikt dann militärisch eskalieren würde.
Das wäre möglich. Allerdings weiß Katar, dass es militärisch und geografisch winzig ist. Es hätte gegen die Streitkräfte Saudi-Arabiens und der Emirate keine Chance.
Wie geht es jetzt weiter?
Vieles hängt davon ab, ob der US-Präsident weiter Öl ins Feuer gießt, und wie sich Katar verhält. Sollten sie wirklich kein Gas mehr an Saudi-Arabien oder die Emirate liefern, wird es gefährlich.
Wer könnte jetzt vermitteln – die Europäer?
Die Europäer haben nur geringe Eigeninteressen in der Region. Wir sind nicht ausschließlich auf Öl oder Gas von dort angewiesen und haben keine nennenswerten Streitkräfte in der Region. Eigentlich wären wir damit in einer guten Position, zumal Deutschland sehr angesehen ist unter den Golf-Staaten. Die Frage ist nur, wie groß die Spielräume Deutschlands wären. Die Gefahr wäre groß, dass es zu transatlantischen Spannungen kommen könnte. Das wird die Bundesregierung zu vermeiden suchen.
Das ist Katar
Das Emirat Katar im Osten der arabischen Halbinsel ist geografisch zwar nur etwa halb so groß wie Hessen, gewinnt international aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung. Große Vorkommen an Erdöl und Erdgas machten Katar zu einem der reichsten Länder der Erde. Das Land ist 2022 Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft.
Quelle: dpa
Rund 2,2 Millionen Menschen leben in Katar, von denen der Großteil aus dem Ausland kommt und als Gastarbeiter beschäftigt ist.
Das Land hat zahlreiche Beteiligungen an europäischen Unternehmen, darunter etwa Anteile am VW-Konzern und an der Baufirma Hochtief. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira hat seinen Sitz in Katar. Katar ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und hat unter anderem zusammen mit Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten den Golfkooperationsrat mitgegründet, der eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik in der Region als Ziel hat. Südlich der Hauptstadt Doha befindet sich der größte Stützpunkt der US-Armee in der arabischen Welt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert Katar für die Ausbeutung von Gastarbeitern und eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Was müssen deutsche Unternehmen fürchten, wenn sich die Krise weiter verschärft?
Wenn Katar ökonomisch in die Enge getrieben wird, hätte das Konsequenzen auf Katars Einnahmen. Dann müssten sie womöglich Auslandsinvestitionen zurückziehen, was wiederum die Deutsche Bank, VW oder Siemens spüren könnten. Ich bezweifle aber, dass Katar sich zuerst aus Deutschland beziehungsweise deutschen Firmen zurückziehen würde. Da ginge es eher um geplante künftige Investitionen, die dann abgesagt werden.
Russische Hacker sollen auf einer katarischen Webseite Fake-News platziert haben, was wiederum Saudi-Arabien provoziert haben soll. Wie plausibel ist das?
Jedenfalls können wir das nicht ausschließen, möglich ist es. Die Frage wäre, welches Interesse Russland daran hätte. Einerseits unterstützt Katar die syrischen Rebellen und will Präsident Baschar al-Assad stürzen. Das hat zu erheblichen Spannungen mit Russland geführt. Andererseits haben sie sich ein Stück weit zusammengerauft. Katar hat etliche Milliarden in russische Infrastrukturprojekte investiert, zuletzt 2,7 Milliarden in Rosneft, das staatlich-russische Ölunternehmen.
Es ist also eher unwahrscheinlich, dass Russland Katar destabilisieren will?
Es gibt durchaus auch Argumente dafür. Russland könnte versuchen, Katar aus der Allianz mit den Vereinigten Staaten herauszubrechen und auf seine Seite zu ziehen.
Das wiederum kann Trump nicht wollen.
Eigentlich nicht. Seine außenpolitische Linie ist aber ziemlich strategiefrei. So warten alle auf seinen nächsten Tweet. Das ist abenteuerlich.