Krise in Nahost Militante Palästinenser drängen auf Waffenruhe

Die Palästinenserorganisation PLO fordert eine Feuerpause für humanitäre Zwecke. Doch noch lehnt Israel ab – und setzt stattdessen seine Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Die Zahl der Toten steigt sprunghaft.

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Die israelische Armee hat ihre Angriffe mit Geschützen, Panzern und Kampfflugzeugen noch verstärkt. Quelle: AFP

Gaza Israel hat seine Angriffe auf Ziele im Gazastreifen verstärkt und dabei nach palästinensischen Angaben mehr als hundert Menschen getötet. Besonders im Visier standen am Dienstag Regierungs- und Rundfunkgebäude sowie das einzige Kraftwerk des Küstenstreifens. Die Palästinenserorganisation PLO rief zu einer 24-stündigen Feuerpause für humanitäre Zwecke auf. Israel lehnte jedoch zunächst ab und forderte eine explizite Erklärung der radikalislamischen Hamas.

Bereits in der Nacht verstärkte Israel mit Geschützen, Panzern und Kampfflugzeugen die Angriffe. Laut Militär wurden allein rund 70 Luftangriffe geflogen. Am frühen Morgen beschossen die Streitkräfte das Haus des Hamas-Spitzenfunktionärs Ismail Hanije, Regierungsgebäude und die Rundfunkanstalt Al-Aksa in Gaza.

Als der Tag anbrach, lag eine dichte Staubwolke über der Stadt. Nach dem Treffer des Brennstofftanks des Kraftwerks stieg eine gewaltige schwarze Rauchwolke auf. Die Stromversorgung für die 1,8 Millionen Bewohner des dicht besiedelten Gazastreifens wurde abgeschaltet. Bereits davor hatten die Menschen nur drei Stunden am Tag Strom. Die Reparatur des Kraftwerks werde Monate dauern, erklärte der Betreiber.

Der israelische Militärsprecher Peter Lerner sprach von „einer graduellen Erhöhung des Drucks“ auf die radikalislamische Hamas. Israel sei entschlossen, die Organisation zu treffen und sich selbst dieser Bedrohung zu erleichtern, sagte er. Am Vorabend hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit einem „langen Feldzug“ gegen die militanten Palästinenser im Gazastreifen gedroht.

Am Dienstagnachmittag bezifferte die palästinensische Gesundheitsbehörde die Zahl der Opfer seit Mitternacht auf mehr als hundert. Seit Beginn der israelischen Offensive sind damit weit mehr als 1100 Palästinenser umgekommen. Auf israelischer Seite wurden 53 Soldaten, zwei Zivilisten und ein thailändischer Arbeiter getötet.


Angebot nicht seriös?

Die Palästinenserorganisation PLO forderte Israel zu einer 24-stündigen Feuerpause für humanitäre Zwecke auf. Generalsekretär Jasser Abed Rabbo erklärte, er spreche auch für die Hamas. Sollte Israel diese Aufforderung ablehnen, müsse es die Konsequenzen tragen. Die Hamas selbst äußerte sich zunächst nicht. Der israelische Regierungssprecher Mark Regev wies den Vorschlag zurück. Solange Israel nichts direkt von der Hamas höre, sei das Angebot nicht seriös.

Internationale Appelle für eine uneingeschränkte Waffenruhe sind bislang ohne Erfolg geblieben. Die Hamas fordert eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens. Israel will die Angriffe der Hamas mit Raketen und durch die zahlreichen Tunnel unterbinden. Laut Militär wurden bislang knapp 20 der 31 identifizierten Gänge zerstört.


Das geistliche Oberhaupt des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, rief Muslime in aller Welt auf, die Palästinenser zu unterstützen. In einer Zeit, in der Israel und die USA die radikalislamische Hamas entwaffnen wollten, sage der Iran das Gegenteil: „Die islamische Welt hat die Pflicht, die palästinensische Nation mit allen Mitteln zu bewaffnen“, sagte Chamenei. Der Iran ist einer der wichtigsten Unterstützer der Hamas und erkennt Israel als Staat nicht an.

Zuvor hatten Mitglieder des US-Kongresses ausgiebig ihre Solidarität mit Israel und dessen Militäroffensive bekundet. Der Präsident des Repräsentantenhauses, John Boehner, sagte, die US-Regierung sollte „zu Israel stehen, nicht nur als Vermittler und Beobachter, sondern auch als starker Partner“. Demokraten und Republikaner sprachen sich in den vergangenen Tagen für eine Erhöhung der US-Militärhilfe für Israel aus.

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