Krise mit Jordanien Israel um rasche Lösung bemüht

In Jordanien erschießt ein Wachmann an der israelischen Botschaft zwei Männer. Ein Ausweg aus dem Streit um den Tempelberg wird dadurch weiter erschwert. Ex-Außenminister Livni befürchtet schon einen religiösen Krieg.

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Der israelische Premierminister will eine schnelle Lösung des Konflikts. Quelle: dpa

Jerusalem Im zuletzt wieder dramatisch hochgekochten Streit um den Zugang zum Tempelberg in Jerusalem zeichnet sich weiter keine Lösung ab. Im Gegenteil: der Tod zweier Männer an der israelischen Botschaft in Jordanien hat die Spannungen noch verschärft. Aus Jordanien hieß es, der israelische Wachmann, der die beiden Männer nach einem Angriff erschossen hatte, dürfe nicht außer Landes. Die israelische Regierung versprach hingegen, ihn nach Hause zu bringen.

In den vergangenen Jahren war der Streit um die von den Juden als Tempelberg verehrte heilige Stätte in Jerusalem immer wieder eskaliert. Auch den Muslimen gilt der Ort als heilig, dort befindet sich ihr sogenanntes Edles Heiligtum, das stellvertretend für die Muslime durch Jordanien verwaltet wird. Den Zugang auf die Anhöhe kontrolliert allerdings Israel. Und es installierte kürzlich Metalldetektoren, nachdem bewaffnete Araber dort am 14. Juli das Feuer eröffnet und zwei israelische Polizisten getötet hatten.

Diese Sicherheitsmaßnahme führte zu einem Aufschrei der Empörung unter den Palästinensern und auch unter anderen Muslimen, die um ihren Zugang zum Edlen Heiligtum fürchten. Es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen mit mehreren Toten. Ob auch der Zwischenfall an der israelischen Botschaft in Amman am Sonntagabend damit zusammenhing, war nicht klar. Nach Angaben des israelischen Außenministeriums wurde der Wachmann von einem Arbeiter mit einem Schraubenzieher attackiert. Bei diesem handelte es sich demnach um einen 17-jährigen palästinensischstämmigen Jugendlichen. Der Wachmann eröffnete das Feuer und traf neben dem jungen Mann auch den Besitzer des Gebäudes, in dem Botschaftsangestellte lebten, tödlich.

Die dem jordanischen Militär nahestehende Nachrichtenseite „Hala Achbar“ berichtete, die Regierung wolle den Wachmann nicht ohne eine Untersuchung außer Landes lassen. Auch „diplomatische Maßnahmen“ ziehe man in Amman in Erwägung. Die israelische Regierung erklärte hingegen, der Mann habe diplomatische Immunität. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach nach eigenen Angaben mit ihm und versicherte ihm, dass er nach Hause geholt werde. Auch ein Abzug aller Botschaftsmitarbeiter aus Amman werde mit Blick auf die derzeitigen Spannungen in Erwägung gezogen, hieß es aus israelischen Regierungskreisen.

Die israelische Ex-Außenministerin Zipi Livni hält sogar einen religiösen Krieg Israels mit der muslimischen Welt für möglich. „Wir sind einen Schritt entfernt davon, unseren Konflikt mit den Palästinensern und unsere Zusammenarbeit mit Jordanien und anderen sunnitischen Nationen in ein panmuslimisches Ereignis gegen den Staat Israel zu verwandeln“, sagte sie dem israelischen Armee-Radio.

Um die Lage zu entschärfen, überlegt Israel auch, die Metalldetektoren wieder zu entfernen. Das Sicherheitskabinett diskutierte in der Nacht zum Montag sechs Stunden lang darüber und über andere Wege, um die Situation zu entschärfen - allerdings zunächst ohne Ergebnis. Auch der Nahost-Gesandte der US-Regierung, Jason Greenblatt, wurde in der Region erwartet.

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