Krisengipfel Griechischer Schuldenschnitt steht

Nach stundenlangen Verhandlungen feiert die Eurozone einen historischen Durchbruch in der Schuldenkrise: Der Krisenfonds EFSF bekommt mehr Feuerkraft, die Banken müssen auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Zwischendurch wäre der Gipfel fast am Widerstand der Institute gescheitert - bis sich Merkel und Sarkozy persönlich einschalteten.

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Merkel bei der Verkündung der Ergebnisse des Euro-Gipfels:

Die Euro-Zone hat sich einem achtstündigen Verhandlungsmarathon mit den privaten Gläubigern Griechenlands auf einen Schuldenschnitt geeinigt. "Wir haben eine dauerhafte Lösung für Griechenland gefunden", sagte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer "großen Kraftanstrengung". Das nun erzielte Ergebnis sei "alles andere als selbstverständlich."

Nach Angaben Merkels und Sarkozys wurde folgende Einigung erzielt: Die Banken verzichten auf 50 Prozent ihrer Forderungen an Griechenland, was in absoluten Zahlen 100 Milliarden Euro entspricht. Vollzogen wird der Schuldenschnitt mit einem Anleihen-Tausch im Januar. Dann sollen griechische Bonds gegen neue Anleihen mit einem um die Hälfte reduzierten Nennwert eingetauscht werden. Der EFSF wird eine Teil-Garantie für die neuen Bonds abgeben. Dafür stellt der Euro-Krisenfonds 30 Milliarden Euro bereit. Eine entsprechende Vereinbarung mit der Euro-Zone unterschrieb Charles Dallara, Geschäftsführer des Weltbankenverbandes IIF am frühen Donnerstag morgen.

Einigung drohte zu scheitern

Die Euro-Zone beschloss außerdem, Griechenland bis 2014 zusätzliche Hilfskredite in Höhe von 100 Milliarden Euro zu gewähren. Private Gläubiger und staatliche Geldgeber würden es Griechenland auf diese Weise gemeinsam ermöglichen, seine Gesamtverschuldung von derzeit 165 Prozent auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2020 zu senken. Noch gestern Nachmittag war überhaupt nicht klar gewesen, ob die Euro-Regierungschefs mit den Banken zu einer Einigung kommen würden. Die Nervosität war bei allen Beteiligten spürbar. "Wir wollen mit den Privaten kommen, so weit wir können", sagte ein EU-Diplomat, der bereits seit Sonntag in die Verhandlungen der Euro-Zone mit den Banken eingebunden war.

Wie weit das sein würde, wusste er nicht zu sagen. Denn bis zu Beginn des Euro-Gipfels gestern Abend zeigten die Banken kein Entgegenkommen. Am späten Abend sah es zwischenzeitlich so aus, als ob die Verhandlungen endgültig gescheitert wären. Der IIF erklärte in einer schriftlichen Mitteilung an die Medien, dass man sich nicht über einen Schuldenschnitt geeinigt habe.

Ein einziges Angebot

Schließlich nahmen Merkel und Sarkozy ihren Spitzenbeamten die Angelegenheit aus der Hand und erklärte sie zur Chefsache. Sie baten IIF-Geschäftsführer Dallara in das Brüsseler Ratsgebäude "Justus Lipsius". An der Runde nahmen außerdem EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso und IWF-Chefin Christine Lagarde teil.

"Wir haben  nur ein einziges Angebot gemacht. Wir haben gesagt, dass das unser letztes Wort ist", sagte Merkel. Die Chefrunde brachte schließlich das Ergebnis, das auf zwei Seiten festgehalten und von Dallara unterzeichnet wurde. Der sagte am frühen Donnerstagmorgen: "Wir begrüßen die Ankündigung der Euro-Gruppe, dass sie Europa stabilisieren, das europäische Bankensystem stärken und Griechenlands Reformanstrengungen unterstützen will".

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