Lebensmittel Chinesischer Bioboom ist Chance für deutsche Unternehmen

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Die Länder mit der größten Bioanbaufläche Weltweit (Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken) Quelle: IFOAM

Wer ökologisch saubere Ware aus China beziehen wolle, sollte deshalb langfristige Lieferbeziehungen und Partnerschaften aufbauen, sich die Farmen im Land selbst ansehen und auch einen fairen Preis zahlen, rät Censkowsky. Und darauf achten, dass das Zertifizierungsunternehmen von der Europäischen Union anerkannt sei. So wie es Rapunzel Naturkost macht. Die Bio-Firma aus dem Unterallgäu hat langfristig in ihre Partner investiert, betreibt zum Teil sogar eigene Projekte, um die Qualität der Rohstoffe oder Produkte sicherzustellen, sagt Mitarbeiterin Heike Kirsten. „Das ist nicht nur ein chinesisches Problem. Um die Qualität muss man sich selbst kümmern, egal aus welchem Land man Ware bezieht“.

Selbst die chinesische Regierung fördert den Bio-Anbau. So könne eine Farm oder ein Unternehmen die Umstellung auf Bioproduktion oder auch die Kontrollkosten durch den Staat finanzieren lassen, weiß Berater Censkowskys. Von staatlichen Subventionen hat auch HuaEn Organic Foods aus Dalian profitiert. Bisher kassierte die Firma zehn Prozent der Einnahmen in Form von Subventionen, diese seien nun aber komplett gestrichen, und so blickt Manager Yuan mit Sorge in die Zukunft.

Mit der Globalisierung wird auch für die chinesischen Bio-Exporteure der Wettbewerb härter. Die Verbesserung der Qualität hat laut Censkowsky zu höheren Kosten geführt, dazu erhebt die Regierung inzwischen eine Exportsteuer von 25 Prozent auf einige Güter wie zum Beispiel Reis. Der bisherige Preisvorteil schmilzt zusammen. Die Folge: Die Bio-Produzenten konzentrieren sich zunehmend auf den Binnenmarkt.

Und der hat gewaltiges Potenzial, bestätigt Axel Bartkus, Geschäftsführer der Nürnberg Messe China und Veranstalter der Biofach. Er lebt seit 13 Jahren in der Volksrepublik und hat für sein Unternehmen die erste Tochterfirma im Ausland aufgebaut, die Biofach China. Im Mai fand sie zum zweiten Mal statt, 242 Firmen stellten aus, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. „Der Biogedanke verbreitet sich in der Bevölkerung“, freut sich Bartkus. „Green Food wird in den Städten ein Begriff.“

Gute Chancen für westliche Bio-Unternehmen

Dabei spielt im Unterschied zu Deutschland die Naturerhaltung und umweltschonende Produktion nur eine untergeordnete Rolle. Den Verbrauchern im Reich der Mitte käme es vor allem auf Gesundheit, Geschmack und Frische an, sagt Bartkus. Die Chinesen hätten kein „Bio-Ethos“, bestätigt Klaus Griesbach, Berater der in Peking ansässigen Bejing Organic Farm Development, einem Unternehmen das zertifizierte Bioprodukte unter einem gemeinsamen Markenlabel vertreibt. Dennoch prophezeit er dem chinesischen Bio-Markt eine große Zukunft. Die Schicht der Wohlhabenden und Reichen in den Städten wachse genauso schnell wie die Angst vor belasteten Nahrungsmitteln. Gerade für das eine eigene Kind wollten Eltern nur das beste. Griecbach hat für den Green-Food-Anbieter Organic Farm einen Direktlieferservice aufgebaut. Allein in Peking gehen jede Woche etwa 400 Gemüsekisten an Kunden, die per Internet bestellen. Die Produkte kommen zum Teil von eigenen Farmen, werden aber auch zugekauft.

Organic Farm ist ein Familienunternehmen mit dem Schwerpunkt auf Frischprodukte wie Gemüse, Früchte und Eier und nutzt die Infrastruktur des Handels. Verkauft wird Shop in Shop in den großen Supermarktketten wie Carrefour, Metro oder Walmart. „Das Geschäft läuft gut, die Rohstoffe sind der limitierende Faktor“, sagt Frau Chen Conghong, eine dynamische Agraringenieurin.

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