Leiche an Bord Italienische Marine greift 4000 Flüchtlinge auf

15.000 Bootsflüchtlinge in vier Monaten: Immer mehr Nordafrikaner wagen die gefährliche Überfahrt an die italienische Küste. Unter den in den letzten beiden Tagen geretteten Flüchtlingen soll es Todesfälle gegeben haben.

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Im Februar griff die italienische Marine dieses Flüchtlingsboot auf. Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Quelle: Reuters

Rom Tausende Flüchtlinge sind innerhalb von nur 48 Stunden von der italienischen Marine und von Handelsschiffen im Mittelmeer an Bord genommen worden. Italiens Innenminister Angelino Alfano sprach am Mittwoch von 4000 Migranten, die aus den teils seeuntüchtigen Booten gerettet worden seien. Wegen der dramatischen Zunahme hatte der Minister am Vorabend einen Krisengipfel einberufen. Auf einem der Boote, die in Afrika aufgebrochen waren, soll nach Alfanos Angaben mindestens ein Migrant tot aufgefunden worden sein.

Der Minister forderte mehr europäische Unterstützung, um den Notstand bewältigen zu können. „Italien ist unter stärkstem Flüchtlingsdruck aus Libyen“, sagte Alfano. „Die Ankunft von Booten reißt nicht ab, und der Notstand wird immer größer.“ Er verwies auf grobe Schätzungen, wonach etwa 300 000 bis 600 000 Flüchtlinge davor stünden, in Afrika abzulegen.

Zwei Handelsschiffe waren am Mittwoch dabei, 300 und 361 Menschen aus zwei Booten aufzunehmen. Italiens Marine berichtete von weiteren Rettungsaktionen in der Nacht. So habe sich allein das Marineschiff „San Giorgio“, unterstützt von der Küstenwache, um vier überfüllte Boote mit gut 1000 Menschen an Bord gekümmert, darunter Frauen und Kinder. Die Migranten hätten keine Schwimmwesten dabei gehabt. Sie sollten alle nach Augusta auf Sizilien gebracht werden.

Italiens Marine hat seit dem Beginn ihrer strikteren Überwachung des Mittelmeeres im Oktober Tausende Flüchtlinge gerettet. Damals waren bei zwei Schiffsunglücken vor Lampedusa mehr als 300 Migranten gestorben.

Die Schleuser nutzten die humanitäre Aktion „Mare Nostrum“ Italiens aus und erhöhten die Zahl der Flüchtlingsboote, schrieb am Mittwoch die Turiner Zeitung „La Stampa“. Bereits etwa 30 oder 40 Seemeilen nach dem Ablegen in Libyen riefen die „Händler des Todes“ telefonisch um Hilfe, hatte Alfano erklärt.

Seit Jahresanfang kamen bereits mehr als 15 000 Migranten in Italien an. Vor allem die Zahl der Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien hat in den vergangenen Monaten ganz dramatisch zugenommen.

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