Machtwechsel Buhari gewinnt die Wahl in Nigeria

Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen entscheidet Muhammadu Buhari die Präsidentenwahl in Nigeria für sich. Amtsinhaber Goodluck Jonathan gibt sich offenbar geschlagen. Beide Kandidaten haben einander Wahlbetrug vorgeworfen.

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Wahl in Nigeria: Anhänger von Mohammadu Buhari feiern in Abuja den Sieg. Quelle: AFP

Abuja Der Oppositionspolitiker und frühere Militärmachthaber Muhammadu Buhari hat die Präsidentenwahl in Nigeria gewonnen. Amtsinhaber Goodluck Jonathan gestand am Dienstag ungeachtet zuvor geäußerter Betrugsvorwürfe seine Niederlage ein - noch bevor die Wahlkommission offiziell das Ergebnis verkündete. Zugleich gratulierte er Buhari telefonisch zu dessen Wahlsieg, wie der für Luftfahrt zuständige Minister Osita Chidoka der Nachrichtenagentur Associated Press sagte.

Sollte die Machtübergabe friedlich verlaufen, wäre es das erste Mal in der Geschichte dieses reichsten afrikanischen Landes, dass eine Oppositionspartei die Kontrolle übernimmt. Beobachter sagten, dies wäre ein Zeichen für die fortschreitende Reife der noch jungen Demokratie in Nigeria, die erst 1999 wieder eingeführt worden war.

Die Stimmenauszählung in allen 36 Bundesstaaten und im Hauptstadtbezirk Abuja hatte eine klare Mehrheit für den muslimischen Bewerber Buhari ergeben. Der 72-Jährige wollte sich in einer Pressekonferenz äußern, während Jonathan eine Rede an die Nation halten wollte.

Nur wenige Stunden zuvor hatten sich beide Rivalen noch gegenseitig Betrug vorgeworfen. „Wir haben die Wahl gewonnen“, verkündete Buharis Sprecher Garba Shehu am Nachmittag nach Auszählung fast aller Bundesstaaten und einem Stimmenvorsprung von rund 1,5 Millionen. „Wir sind aber noch nicht über den Berg. Wir wissen nicht, welche Tricks die Regierung spielen will.“

Auch die Regierungspartei sprach von Wahlbetrug. Kabinettsminister Peter Godsday Orubebe unterbrach die Auszählung und schrie den Vorsitzenden der Wahlkommission an: „Wir haben das Vertrauen in Sie verloren. Sie sind parteiisch.“ Auch die USA und Großbritannien hatten am Montag von „bestürzenden Hinweisen“ auf politische Einflussnahme bei der Auszählung der Stimmen berichtet.


Sorge vor Unruhen wie nach der Wahl 2011

Angesichts der Vorwürfe beider Seiten befürchteten viele, dass es zu ähnlichen Unruhen wie nach der Wahl 2011 kommen könnte, als der Christ Jonathan gegen den Muslim Buhari gewonnen hatte. Damals waren mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen.

Diese Gefahr schien aber am Abend mit der Gratulation Jonathans erst einmal ausgeräumt. Anhänger von Buhari feierten ausgelassen den Wahlsieg in seinen Hochburgen im muslimisch geprägten Norden sowie an der Parteizentrale in Abuja. In seinem Wahlkampf hatte er unter anderem versprochen, mit der weitverbreiteten Korruption in dem ölreichen Land aufzuräumen.

Unter anderem eroberte Buhari das bevölkerungsreiche Lagos. Neben einer Reihe von Staaten im muslimischen Norden wie Kano und Kaduna erhielt der muslimische Ex-General auch die Mehrheit der Stimmen in Staaten im Südwesten, einer Kernregion von Jonathans Partei. Beobachter sahen das als deutliches Zeichen für die Unzufriedenheit mit Jonathan.

Viele der Wähler in der bevölkerungsreichsten Nation Afrikas werfen Jonathan vor, nicht genug gegen die Terrororganisation Boko Haram zu unternehmen, die allein im vergangenen Jahr rund 10.000 Menschen getötet hatte. Mehr als 1,5 Millionen wurden aus ihren Häusern vertrieben.

Die Wahl vom Samstag war die achte seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1960 und die fünfte seit Wiedereinführung der Demokratie 1999. Für Buhari, von 1983 bis 1985 Militärmachthaber Nigerias, war es sein viertes Antreten bei einer Präsidentschaftswahl.

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