Macrons Weg in den Élysée-Palast Noch können Fehler vermieden werden

Am Sonntag übernimmt Emmanuel Macron das Präsidentenamt in Frankreich. Dann muss er zügig einen Premier und eine Kandidatenliste für die Parlamentswahlen vorstellen. Im Vorfeld mussten schon Fehler korrigiert werden.

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Am Sonntag erfolgt die Amtseinführung. Quelle: Bloomberg

Paris Die Zeit wird knapp für Emmanuel Macron. Am Sonntag wird er das Amt des Staatspräsidenten übernehmen, und dann wird von ihm erwartet, dass er schnell seinen Premierminister vorstellt und eine wasserdichte Liste von Kandidaten für die Parlamentswahlen vorlegt.

Weil in einer Umfrage Alain Juppé, der konservative Ex-Premier und frühere Präsidentschaftskandidat, die höchsten Zustimmungswerte erreichte, sahen die französischen Medien in ihm schon den zum Premier Auserwählten. So sehr, dass der Umschwärmte sich am Freitagabend zu einem Dementi gezwungen sah: Es gebe keine Vereinbarung zwischen ihm und Macron.

Ein anderer dagegen pocht lautstark darauf, dass es durchaus eine Vereinbarung mit Macron gebe: der Zentrumspolitiker François Bayrou. Der hatte sich Freitag noch immer nicht abgeregt und verlangte, auf der Kandidatenliste von Macrons „La République en Marche“ müssten mehr Vertreter seiner Partei Modem vertreten sein. Das sei so vereinbart gewesen - in einem Moment im Februar, in dem Macron und Bayrou treuherzig versicherten, es gebe überhaupt keinen Pakt zwischen ihnen, denn das sei ganz alter, überholter Stil.

So schnell können sich die Dinge ändern. Das denkt nun auch François Hollandes langjähriger Sprecher Gaspard Gantzer. Der hatte flugs Unterschlupf gefunden auf der Kandidatenliste von En Marche. Wollte die nicht für Erneuerung und andere Gesichter stehen? Neu war nur, dass Gantzers Name auf der Liste falsch geschrieben war. Man sei einer Bitte des Noch-Präsidenten gefolgt, sagte der Vorsitzende des Auswahlkomitees für die Kandidaten. Klingt mehr nach Vetternwirtschaft als nach neuer Politik.

Vielleicht war es auch einfach eine noch ältere Verbundenheit: Gantzer schloss zusammen mit Macron die Eliteschule ENA ab. Gerade diese Art von Seilschaften wollten die Franzosen eigentlich abschaffen. Gantzer jedenfalls zog am Freitagabend seine Kandidatur zurück: Das sei keine gute Idee gewesen.

Aber noch ist der Präsident nicht im Amt. Noch kann er solche Fehler vermeiden - zum Beispiel bei der Auswahl seines Premiers und der Minister. Umsicht lässt er walten bei der Auswahl der Themen für sein Gespräch mit Angela Merkel am Montag. Ein verbesserter Schutz der EU gegen Dumping und gegen sozialen Missbrauch in der EU stehen ganz oben an. Bei beidem droht kein Konflikt mit der Bundesregierung. Anders als Hollande vor fünf Jahren, der den Fiskalvertrag verschrotten wollte, beginnt Macron seine Zusammenarbeit mit Deutschland nicht mit Themen, bei denen er kaum gewinnen kann.

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