Madaja, Al-Foua und Kefraja Hilfe für belagerte Orte in Syrien

Lastwagen mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern sind am Montag in den syrischen Orten Madaja, Al-Founa und Kefraja eingetroffen. Allein im eingekesselten Madaja sollen rund 40.000 Menschen hungern.

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Im Oktober 2015 hatte es den letzten Hilfskonvoi ins syrische Madaja gegeben. Quelle: dpa

Damaskus Dutzende Lastwagen mit Lebensmitteln und Hilfsgütern sind am Montag in drei belagerten syrischen Orten eingetroffen, wo Zehntausende Menschen vom Hungertod bedroht sind. Von Damaskus fuhren die Lastwagen in die von Rebellen kontrollierte Stadt Madaja an der Grenze zum Libanon.

Syrische Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Kämpfer der libanesischen Hisbollah-Miliz belagern die Stadt seit Monaten. Weitere Hilfskonvois fuhren gleichzeitig in die von Rebellen eingekesselten Schiitendörfer Al-Foua und Kefraja in der Provinz Idlib.

Allein in Madaja sollen nach Einschätzung von Hilfsorganisationen 40.000 Menschen hungern. Die letzte Lebensmittellieferung hatte die Stadt nach UN-Angaben im Oktober erreicht. Über die Lage in Madaja gibt es widersprüchliche Informationen. UN-Vertreter sagten, es gebe vertrauenswürdige Berichte, nach denen Menschen verhungerten. Oppositionsgruppen sprachen von Dutzenden Todesfällen. Die Hisbollah erklärte dazu, es sei noch niemand verhungert. Sie wirft den Rebellen vor, sie hinderten die Bewohner daran, die Stadt zu verlassen. Außerdem eigneten sie sich die Hilfsgüter an und verkauften sie. Die Bewohner Madajas würden zu Propagandazwecken missbraucht.

Die Belagerung von Städten und Dörfern ist in dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg ein weit verbreitetes Mittel, sowohl bei Regierungstruppen als auch bei den Rebellen. UN-Experten sagten, die Belagerungen würden „skrupellos koordiniert und geplant“. Eine ganze Bevölkerung werde damit gezwungen, kollektiv zu kapitulieren oder zu hungern. Bislang kamen in dem Krieg Schätzungen zufolge rund 250.000 Menschen ums Leben.

Für die syrische Opposition ist die Lage in Madaja ein zentraler Punkt. Sie hat Gespräche mit der syrischen Regierung so lange ausgeschlossen, wie die Belagerung anhält. Eine erste Verhandlungsrunde ist für den 25. Januar in Genf geplant.

Frankreichs Präsident Francois Hollande bekräftigte nach einem Gespräch mit dem syrischen Oppositionskoordinator Riad Hidschab, für Präsident Baschar al-Assad gebe es keine Zukunft. Der französische Außenminister Laurent Fabius forderte, Syriens Regierung müsse das Leiden von Madaja und anderer belagerter Orte beenden. An die syrische Armee und die mit ihr verbündeten russischen Streitkräfte appellierte Fabius, Militäroperationen gegen Zivilisten einzustellen.

Russlands Luftwaffe unterstützt die syrische Armee mit Angriffen auf Rebellen und die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). Der Westen wirft Russland vor, dabei auch immer wieder Zivilisten zu treffen. Zuletzt sollen nach Informationen der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsgruppe für Menschenrechte in Indschara bei Aleppo zwölf Schüler bei einem Angriff vermutlich russischer Kampfflugzeuge getötet worden sein.

In anderen Berichten war von 35 getöteten Kindern die Rede. Der syrische Oppositionskoordinator Hidschab sprach von einem Massaker. All diese Informationen können allerdings von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Hidschab erklärte zudem, es könne keine Gespräche mit der syrischen Regierung geben, solange ausländische Kampfflugzeuge Zivilisten bombardierten. Neben der russischen Luftwaffe fliegen auch Kampfflugzeuge einer von den USA angeführten Allianz Angriffe, in erster Linie gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auch dabei sollen Zivilisten getötet worden sein.

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