Mangelnde Staatsnachfrage Schweizer Wirtschaft verliert an Fahrt

Zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels meldet das Staatssekretariat für Wirtschaft einen Quasi-Stillstand des Wirtschaftswachstums in der Schweiz. Als Gründe wurden der Finanzsektor genannt – und fehlende Staatsnachfrage.

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Der neue Gotthard-Tunnel ist ein Superlativ in jederlei Hinsicht – auch finanziell. Quelle: dpa

Zürich Sie bauten 17 Jahre lang, immer tiefer in das Gotthard-Massiv. Heute wird der neue sogenannte Basis-Tunnel in der Schweiz eröffnet – inklusive Festakt, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen ist.

Der neue Gotthard-Tunnel ist ein Superlativ in jederlei Hinsicht – auch finanziell. 12,2 Milliarden Franken mussten die Eidgenossen für den neuen Verkehrsweg berappen, umgerechnet elf Milliarden Euro. Nun sind die Bauarbeiten abgeschlossen, die beauftragten Firmen müssen sich wieder neuen Projekten widmen – und prompt erhält die Wirtschaft des kleinen Alpenlandes einen Dämpfer.

Die Schweizer Wirtschaft hat zu Jahresbeginn überraschend an Fahrt verloren, da die Staatsausgaben zurückgingen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Quartal gerade einmal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft am Mittwoch aus Bern mitteilte. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg hatten Ökonomen mit einer Expansion um 0,3 Prozent gerechnet. In den letzten drei Monaten des Jahres 2015 war die Wirtschaft noch um 0,4 Prozent gewachsen.

„Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sowie die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen stützten das BIP, während der Staatskonsum negativ zum BIP-Wachstum beitrug“, hieß es laut Bloomberg in der Mitteilung des SECO. „Die Produktionsseite zeigt ein heterogenes Bild. Während die Finanzdienstleistungen und das Gastgewerbe einen Rückgang verzeichneten, legte die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe sowie im Gesundheitssektor zu.“

Für Bekleidung und Schuhe haben die Schweizer weniger ausgegeben. Einen deutlichen Rückgang zeigten Finanzdienstleistungen, hier sank die Nachfrage um drei Prozent. Die Konsumausgaben des Staates gingen um 0,8 Prozent zurück, während der Warenexport um 2,1 Prozent zulegte. Der private Konsum wuchs im ersten Quartal unter dem Strich um 0,7 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal.

Auch die Geldpolitik in Bern trägt ihren Teil zum Wachstumsdämpfer bei. Vor einem Jahr hatte die Schweizerische Nationalbank die Deckelung des Frankenkurses gegenüber dem Euro aufgegeben. Damals war das reale Bruttoinlandsprodukt sogar um 0,2 Prozent gesunken.
Die Schweizer Wirtschaft kämpft seit dem „Frankenschock“ noch immer mit den Folgen. Die starke Währung untergräbt die Exporte und die Expansion, während der private Binnenkonsum die Nachfrage stützt. Umfragen hatten signalisiert, dass sich mit Beginn des Jahres 2016 die Dynamik verstärken würde. Der Franken hat in diesem Jahr 1,5 Prozent gegenüber dem Euro verloren und notiert seit fast einem Monat unter 1,10 Franken je Euro.

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