Besonders umstritten ist die Deregulierung des Finanzsektors, die unter Margaret Thatcher begann. Sie hat die Expansion des Finanzzentrums London befeuert. Die Dominanz des Finanz- und Dienstleistungszentrums London ging einher mit einem Verfall der alten Industriezentren in Nordengland. Dass das Land, in dem die industrielle Revolution ihren Ausgang genommen hatte, sich immer mehr deindustrialisierte, kümmerte Thatcher wenig. Sie war der Meinung, dass private Unternehmer und Konsumenten entscheiden sollten, welche Firmen überleben sollen und welche nicht. Dabei hat sie übersehen, dass die Politik die Wirtschaftsentwicklung auf vielfältige Weise beeinflusst und die Expansion des Finanzsektors unter anderem durch versteckte Subventionen in Form der impliziten Staatshaftung für Banken getrieben wurde. Diese Politik hat die britische Wirtschaft in eine Abhängigkeit vom Finanzsektor geführt, die dem Land seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 große Schwierigkeiten bereitet.
Für Deutschland war Margaret Thatcher oft ein wichtiger Verbündeter. Das galt beispielsweise für das Vorantreiben des Europäischen Binnenmarktes und das Eindämmen protektionistischer Tendenzen in Europa. Bis heute ist dieses Bündnis für die Exportnation Deutschland wichtig und ein Grund, Großbritannien in der Europäischen Union zu halten. Wenn britische und deutsche Interessen voneinander abwichen, hat Thatcher aber nie gezögert, das auch auszusprechen und entsprechende Forderungen zu stellen. So setzte sie im EU-Haushalt den Briten-Rabatt durch. Sie machte nie einen Hehl daraus, dass sie von der Brüsseler Bürokratie und der Verlagerung politischer Kompetenzen auf die europäische Ebene wenig hielt. Von der deutschen Wiedervereinigung war sie nicht sonderlich begeistert.
Wie es der Tradition britischer Außenpolitik entspricht, sah sie die Gefahr, das Gleichgewicht der Kräfte auf dem europäischen Kontinent könnte gestört werden, wenn Deutschland an Einfluss gewinnt. Auch von der Europäischen Währungsunion hielt sie wenig. Zu unterschiedlich waren ihres Erachtens die Länder, die an der gemeinsamen Währung beteiligt sein sollten. Sie empfahl den Deutschen, ihre Bundesbank und die D-Mark lieber zu behalten.
Trotz ihrer sehr direkten Art oder vielleicht gerade deswegen genießt die Eiserne Lady bis heute in Deutschland hohes Ansehen. Zu einem heute verbreiteten Typ von Politiker, der ständig versucht, sich der gerade herrschenden Mehrheitsmeinung anzupassen, bieten die Klarheit und der Mut Margaret Thatchers einen wohltuenden Kontrast. „The Lady‘s not for turning“, rief sie denen zu, die wollten, dass sie sich anpasst. Dieses politische Vermächtnis wird ihren Tod überdauern.