Marine-Rettungseinsatz Bundeswehr nimmt Migranten im Mittelmeer auf

Die deutsche Marine hat zusammen mit anderen Einsatzkräften etwa 2500 Menschen gerettet. Noch zur Stunde werden nach Angaben der italienischen Küstenwache weitere Bootsflüchtlinge gerettet.

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Gerettete Bootsflüchtlinge an Bord der Fregatte Hessen. Das Archivbild stammt vom 29.05.2015. An dem Tag nahm das Schiff 800 Menschen von sechs Booten auf. Quelle: dpa

Rom Deutsche, italienische und internationale Einsatzkräfte haben im Mittelmeer bei mehreren Rettungsaktionen Tausende Flüchtlinge in Sicherheit gebracht. Bis zum frühen Samstagabend wurden etwa 2500 Menschen gerettet, wie ein Sprecher der italienischen Küstenwache sagte. Zahlreiche weitere Aktionen seien noch im Gange. Insgesamt mussten die Einsatzkräfte zu 15 Rettungsaktionen vor der libyschen Küste ausrücken.

Auch die deutschen Schiffe „Berlin“ und „Hessen“ sowie Einsatzkräfte aus Irland, Malta und der italienischen Marine waren laut Küstenwache an den Aktionen beteiligt. Auch die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Carlotta Sami, schrieb auf Twitter, vor Libyen seien Tausende Migranten in Seenot geraten.

Wie die Bundeswehr mitteilte, nahmen die Fregatte „Hessen“ und den Einsatzgruppenversorger „Berlin“ zwischen 10 und 18 Uhr insgesamt 1411 Migranten aus vier Booten auf - davon 939 Männer, 327 Frauen und 145 Kinder. Die verlassenen Boote wurden als Schifffahrtshindernis eingestuft und zerstört.

„Anzeichen sind da, dass es 450 000 bis 500 000 Migranten in Libyen gibt, die dort an der Grenze warten“, sagte Kapitän Nick Cooke-Priest auf dem britischen Kriegsschiff „HMS Bulwark“. An Bord des Schiffes war auch Verteidigungsminister Michael Fallon, der vor Reportern sagte: „Wir könnten sehen, dass Hunderttausende diesen Sommer versuchen, (das Mittelmeer) zu überqueren.“ Die „HMS Bulwark“ sowie zwei britische Aufklärungshubschrauber hielten am Samstag nach Flüchtlingsbooten in Seenot Ausschau.

Allein die italienische Korvette „Driade“ nahm am Samstag 560 Flüchtlinge von einem in Seenot geratenen Schmugglerboot auf, wie die italienische Marine mitteilte. Ein anderes italienisches Marineschiff, die „Vega“, rettete von fünf Booten mehrere hundert Menschen. Das irische Patrouillenschiff „LE Eithne“ barg am Samstag 310 Flüchtlinge, nachdem es bereits am Freitag 113 Flüchtlinge gerettet hatte.

Die italienische Polizei nahm nach eigenen Angaben auf Sizilien zwei mutmaßliche Menschenschmuggler fest. Einer der Männer, ein Gambier, habe versucht, ein Boot mit 116 Flüchtlingen nach Italien zu steuern, teilte die Polizei in Ragusa auf Sizilien mit. Der andere, ein Tunesier, habe eine andere Taktik gewählt: Er habe in der Nacht versucht, ein nur mit wenigen Personen besetztes Boot an einen Strand bei Trapani auf Sizilien zu steuern, damit die Insassen - zwölf Landsleute - unentdeckt verschwinden können. Allerdings habe der Mann die Orientierung verloren und sei schließlich mit seinem Boot von der Marine entdeckt worden.

In der Regel versuchen die Schleuser, Hunderte von Flüchtlingen in dafür nicht ausgelegte Boote zu pferchen. Oft sind sie bereits verschwunden, bevor Rettungskräfte die Flüchtlinge finden und in Sicherheit bringen. In diesem Jahr haben bereits Zehntausende von Flüchtlingen von Nordafrika und dem Nahen Osten aus versucht, die EU zu erreichen. Bei besserem Wetter und damit verbunden ruhigerer See steigen die Zahlen.

Rund 170 000 Migranten wurden vergangenes Jahr auf See von Italien gerettet. Sollten sich die britischen Schätzungen bewahrheiten, könnte die Zahl in diesem Jahr bei weitem übertroffen werden.

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