Mario Soares Ehemaliger Staatschef in Portugal beigesetzt

Der Sozialist Mario Soares war ein enger Freund von Willy Brandt und Günter Grass – und in seinem Heimatland Portugal beliebt wie kaum ein zweiter Politiker. Er wurde drei Tage nach seinem Tod mit Staatsehren beigesetzt.

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Auch der spanische König Felipe (l.) nahm an der Trauerfeier teil. Quelle: AFP

Lissabon Der portugiesische Staatsmann Mario Soares, der als „Vater der Demokratie“ in seinem Land gilt, ist drei Tage nach seinem Tod mit Staatsehren beigesetzt worden. Nach einer feierlichen Zeremonie fand die eigentliche Beerdigung des legendären Sozialisten am Dienstag auf dem Friedhof Cemiterio dos Prazeres in Lissabon im privaten Kreis statt. Der frühere Regierungs- und Staatschef war am Samstag nach wochenlangem Koma im Alter von 92 Jahren gestorben. Die portugiesische Regierung hatte anlässlich des Todes eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen, die bis Mittwoch gilt.

Der Beisetzungszeremonie wohnte neben vielen Persönlichkeiten unter anderem auch der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) bei. Auf dem nahegelegenen Tejo-Fluss feuerten Schiffsgeschütze einen Ehren-Salut von 21 Kanonenschüssen ab. Vor der Beisetzung hatte es im Hieronymuskloster eine öffentliche Totenwache gegeben, bei der seit Montagnachmittag Tausende Menschen am aufgebahrten Sarg vorbeigezogen waren.

Im Kloster im Westen Lissabons fand außerdem die Trauerfeier statt. Über Soares sagte dabei der in Indien auf Staatsbesuch weilende sozialistische Ministerpräsident António Costa in einer aufgezeichneten Rede unter tosendem Beifall: „Er hat immer für ein freies und demokratisches Land gekämpft.“ SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte zuvor in einem Kondolenzschreiben von einem „schmerzlichen Verlust“ auch für deutsche Sozialdemokraten gesprochen.

Bei einem erneuten Trauerzug durch die Hauptstadt wurde danach der Sarg mit dem Leichnam des engen Freundes von Willy Brandt und Günter Grass auf einem von vier weißen Pferden gezogenen Wagen zum Friedhof gebracht. Tausende säumten die Straßen. Sehr viele Menschen weinten, andere warfen rote Rosen und andere Blumen auf den Sarg. Immer wieder rief die Menge: „Obrigado, obrigado!“ (Danke, danke).

Soares war unter anderem zweimal Ministerpräsident (1976-78, 1983-85) und danach von 1986 bis 1996 in zwei Amtsperioden auch Staatsoberhaupt von Portugal. Vor der „Nelkenrevolution“ von 1974, die die Diktatur stürzte, hatte der Regimegegner 1973 die Sozialistische Partei (PS) Portugals in Deutschland gegründet. Danach prägte er die Demokratisierung des Landes in entscheidender Form.

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