Merkel in Chengdu China: Städtewachstum als Exportchance

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China als größter Müllproduzent der Welt

Da kann Axel Schweizer anknüpfen, Vorstandschef des Berliner Entsorgungs-Giganten ALBA. China sei schon heute der größte Müllproduzent der Welt, und die Menge werde innerhalb der nächsten zehn Jahre noch einmal um 50 Prozent steigen. Das meiste werde einfach auf Deponien gekippt. „Wissen Sie, wieviel unseres Mülls unbehandelt bleibt“, lässt er seine Zuhörer raten. „Null Prozent!“ Die Rohstoffe würden vorab dem Abfall entzogen, und was übrig bleibe, werde als „Green Coal“ in Kraftwerken zu Strom und Wärme umgewandelt. ALBA, das sich zu den zehn größten Anbietern von „Umweltdienstleitungen“ zählt, bietet sich da als Kooperationspartnern an. Als zusätzliches Werbeargument bringt Schweizer die deutsche Einheit; da hätte die heimische Industrie gezeigt, was sie vollbringen kann.

Zuletzt erschienen scheinbar widersprüchliche Zahlen zu Chinas Wirtschaftswachstum. Die eigentlichen Probleme des Landes liegen ohnehin woanders.
von Philipp Mattheis

Joachim Faust, Partner bei HPP Architekten, zeigt zunächst als Kontrast deutsche Stadtidylle und grauenhafte Wohnsilos in Hongkong, gibt dann aber zu, dass auch in seiner Heimat in den 60er und 70er Jahren schlimme Bausünden begangen wurden. Es käme darauf an, durch Bezüge zur eigenen Geschichte und Verwendung heimischer Baustoffe den Bewohnern die Identifikation mit ihrer Heimat zu erlauben. Es brauche ein Nachbarschaftsgefühl. Dann präsentiert er futuristische Pläne seines Hauses für Bauprojekte in Shanghai und Nanjing, die an der Umsetzung dieser Philosophie zweifeln lassen. Aber Futurismus kommt im modernisierungshungrigen China an.

Deutsche Unternehmen in China

Und da ruhen die Hoffnungen in der Tat auf den deutschen Unternehmen – insbesondere jenen, die in der Kanzlerinnendelegation dabei sind. Ge Honglin, der Bürgermeister von Chengdu, hat sie sich alle genau angesehen und herausgefiltert, wer bereits in seiner Stadt präsent ist. Er lobt VW, schon seit einigen Jahren am Ort, das seine Fertigung weiter ausbaut. Er hoffe aber, dass „bald auch höherklassige Modelle nach Chengdu verlagert werden“.

Bosch sei bereits mit drei Sparten da. Insgesamt, preist Bürgermeister Ge in großen Worten, seien bereits „255 der 500 größten Unternehmen der Welt“ in Chengdu. Firmennamen um Firmennamen zählt Ge aus der Delegation auf. Der Landmaschinenhersteller Claas, die Deutsche Bank, die Commerzbank – sie alle sollten den Weg in seine Metropole finden. Seit dem vergangenen Jahr gebe es nun auch einen Direktflug nach Frankfurt. Die Lufthansa könnte doch eine Basis hier aufbauen, „so wie British Airways und United Airlines“. Der Verweis auf die Konkurrenz darf nicht fehlen. „Voith, die Deutsche Fußballliga und HPP sind alle führende Unternehmen in wichtigen Sektoren. Wir erwarten, dass Sie herkommen und sich die Möglichkeiten hier ansehen.“

Merkel, die zu Beginn des Forums mit einer Sieben-Minuten-Rede ihren Segen für die Veranstaltung gegeben hatte, nennt das Wuchern der chinesischen Städte eine „Riesenherausforderung“. Vor allem im Westen des Landes, den Merkel zum ersten Mal besucht, solle man doch jetzt „nicht alle Fehler noch einmal neu machen“, die bei der Entwicklung der gigantischen Agglomerationen im Osten passiert sind. Verkehr, Stadtplanung, Bau, Umwelttechnik, überall könnten deutsche Unternehmen einen – hoffentlich lukrativen – Beitrag leisten.

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