Mexiko Zwischen Drogenkriminalität und großer Zukunft

In Deutschland wird Mexiko vor allem mit Drogenkriminalität und Gewalt assoziiert. Doch das Land hat wirtschaftlich großes Potenzial - daran glauben auch deutsche Automobilhersteller.

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Mexiko zwischen Drogenkriminalität und wirtschaftlichem Aufschwung Quelle: dpa, Montage

Zwischen Drogenkartellen und der Staatsgewalt tobt in Mexiko einer der blutigsten Kriege der Welt. Die bisherige Bilanz: Allein in den vergangenen sieben Jahren starben 70.000 Menschen, 25.000 weitere verschwanden. Mexiko ist verantwortlich für mehr als zwei Drittel der in den USA verkauften Drogen – damit nehmen die Kartelle jährlich gut 50 Milliarden Dollar ein. Das ist eine Sichtweise auf Mexiko.

Man kann Mexiko aber auch sehen wie Jim O’Neill, der frühere Goldman-Sachs-Volkswirt und Schöpfer des Akronyms BRIC. Im Interview mit WirtschaftsWoche Online sagte er: „Die aktuelle mexikanische Regierung macht einfach einen tollen Job.“

Sie setze Reformen um, die Brasilien, Russland oder Europa bräuchten. „Von der Bildung bis zum Energiesektor: Alles wird unter die Lupe genommen und verbessert.“ Aus seiner Sicht ist die mexikanische Regierung die reformfreudigste innerhalb der G20.

Wissenswertes über Mexiko

Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung. „Das Problem der Kriminalität ist existent, das zu leugnen wäre völlig absurd“, sagt Johannes Hauser, Geschäftsführer der deutsch-mexikanischen Handelskammer. Er betont allerdings: „Davon sind allerdings nur einige Regionen des Landes betroffen.“ Gefährlich ist vor allem der Norden und vereinzelte Regionen des Südwesten Mexikos – etwa Guerrero, der Staat in dem jüngst 43 Studenten entführt und brutal ermordet wurden. Die Geschichten über die Gräueltaten in diesen Regionen prägen die Sicht der deutschen Öffentlichkeit auf ganz Mexiko.

Die große Mehrheit der deutschen Konzerne vor Ort macht andere Erfahrungen. „Meine Frau und ich fühlen uns hier so sicher wie in Brüssel“, sagt Alfons Dintner, der CEO von Audi Mexiko. Dintner kennt den Standort bereits bestens. Dreieinhalb Jahre war er für VW Mexiko als Produktions- und Logistik-Vorstand tätig. Davor war er Generaldirektor von Audi Brüssel.

Deutsche Unternehmen entdecken Mexiko für sich

Ab 2016 sollen in dem neuen Werk in Puebla 150.000 Audi Q5 vom Band gehen. „Ich habe noch nie so motivierte Mitarbeiter erlebt“, sagt Dintner. „Das Know-How in Sachen Autoproduktion ist hier riesig.“ Das liegt daran, dass VW seit gut 50 Jahren dort produziert.

Auch die BMW Group wird  in den nächsten Jahren ein Werk in Mexiko aufbauen. Rund eine Milliarde US-Dollar investiert der Autobauer dafür in den Standort San Luis Potosí im gleichnamigen Bundesstaat. Ab 2019 sollen hier 150.000 BMWs pro Jahr vom Band gehen.

„Sehr beeindruckend an Mexiko ist die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen“, sagt Bernhard Eich, der Projektleiter des BMW-Werks San Luis Potosí. „Zudem treffen wir dort auf qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte. Daher ist Mexiko für uns der ideale Standort.“

Neben BMW und Audi investiert auch Daimler in Kooperation mit Nissan in den Standort Mexiko. „Alles, was Rang und Namen in der deutschen Automobilbranche hat, ist mittlerweile hier angekommen“, sagt Hauser.

Die Autoproduzenten bringen ganze Zuliefererindustrien mit. Das mexikanische Wirtschaftsministerium zählt mittlerweile gut 1400 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung. „Ihre Zahl hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt“, sagt Hauser. Von der europäischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, hat sich Mexiko zu einem der attraktivsten Standorte der weltweiten Industrie entwickelt. „Das Land befindet sich in einem großen Aufbruch“, sagt BMW-Projektleiter Eich.

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