MH17-Absturz Keine US-Beweise für russische Mitwirkung an Flugzeugabschuss

US-Geheimdienstler präsentieren neue Erkenntnisse zum Abschuss der MH17-Maschine: Eine direkte russische Verwicklung sei nicht erkennbar. Moskau habe aber mit der Bewaffnung der Rebellen die „Bedingungen geschaffen“.

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Ein prorussischer Rebell inspiziert Reste des abgestürzten Flugzeuges: Die USA haben keine Hinweise für eine direkte Verwicklung der russischen Regierung in den Abschuss der Maschine. Quelle: ap

Washington Die USA haben keine Hinweise für eine direkte Verwicklung der russischen Regierung in den Abschuss der Maschine der Malaysia Airlines über der Ostukraine. Das Passagierflugzeug sei wohl von kremltreuen Separatisten mit einer Boden-Luft-Rakete vom Typ SA-11 vom Himmel geholt worden, sagten ranghohe Geheimdienstbeamte in Washington. Doch habe Russland erst die „Bedingungen“ für den Abschuss „geschaffen“, indem es die Aufständischen bewaffnet habe.

Die Geheimdienstbeamten äußerten sich am Dienstag bei einem Briefing vor Reportern, wollten jedoch anonym bleiben. Dabei beriefen sich die Gewährsmänner auf abgefangenen Telefonmitschnitten, Satellitenfotos und von Rebellen auf sozialen Netzwerken geposteten Nachrichten, die zum Teil von US-Experten als authentisch eingestuft wurden.

Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass die Maschine aus Versehen abgeschossen wurde, sagte einer der Geheimdienstler. Die Rebellen hätten einen Fehler gemacht. So hätten sie in der Vergangenheit schon zwölf ukrainische Kampfjets abgeschossen. Ob russische Funktionäre beim Start der Rakete zugegen waren, könnten sie nicht sagen. Ebenso unklar sei, ob die Schützen in Russland im Umgang mit den Waffen ausgebildet wurden. Doch habe Moskau seine Bemühungen um eine Bewaffnung und Ausbildung der Separatisten in den vergangenen Wochen verstärkt - sogar nach dem Abschuss der Passagiermaschine der Malaysia Airlines.

Auf die Identität der mutmaßlichen Schützen angesprochen, antwortete einer der Geheimdienstler verhalten: „Wir kennen keine Namen, keinen Dienstgrad und sind uns auch nicht 100 Prozent über die Nationalität im Klaren.“

Doch der nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte, die USA würden die Ermittlungen zu einer möglichen „direkten Verbindung“ zwischen dem Raketenabschuss und Russland fortsetzen. Man sei der Ansicht, dass der (russische) Präsident Wladimir Putin und dessen Regierung eine Verantwortung für die Unterstützung der Separatisten habe, fügte Rhodes weiter.

Erst am Montag hatte US-Präsident Barack Obama erklärt, dass die Maschine der Malaysia Airlines über einem Territorium abgeschossen worden sei, das von russlandnahen Separatisten in der Ukraine kontrolliert werde. Zudem warf er Russland vor, die Rebellen trainiert und mit militärischem Gerät und Waffen ausgerüstet zu haben, darunter Flugabwehrraketen.

Beim Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine kamen am vergangenen Donnerstag alle 298 Menschen an Bord ums Leben. Fast zwei Drittel der Insassen von Flug MH17 waren Niederländer.

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