Militärische Alternativen Vier Szenarien für Syrien

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Bombardierung der Chemiewaffenfabriken und C-Waffen-Lager

Washington glaubt, genau zu wissen wo Assad das mörderische Kriegsmaterial fabrizieren und bunkern lässt, und diese Orte sind auch nicht so stark mit Abwehrraketen bestückt wie die Hauptstadt Damaskus. Den auf einen solchen Angriff folgenden internationalen Propagandakrieg würde der Westen mit Leichtigkeit gewinnen: Selbst Assads Verbündete in Teheran und Moskau hassen aus eigener leidvoller Erfahrung die Vorstellung, dass irgendwo auf der Welt Sarin und ähnliche Kampfstoffe wie ganz normale Kriegswaffen eingesetzt würden.

Ein Inspektor der UN macht sich Notizen, während er mit einem mutmaßlichen Giftgas-Opfer spricht. Quelle: dpa

Das Problem ist hier nicht politisch, sondern technisch. Denn ein Bomben-Angriff auf C-Waffen kann genau die Katastrophe auslösen, die er verhindern will und das mörderische Gift freisetzen. Nach einem israelischen Zeitungsbericht verfügt die amerikanische Luftwaffe aber über hoch spezialisierte Bomben zur C-Waffen-Bekämpfung: Wenn die in der Nähe von Fabriken und Vorratslagern abgeworfen werden, setzen sie eine Unmenge von kleinen chemisch präparierten Metallteilen frei, sozusagen Gegengift-Pfeile, welche die Behälter der C-Waffen durchdringen und die Kampfstoffe durch chemische Reaktionen neutralisieren.

Das funktioniert nur unter zwei Bedingungen: Die USA und ihre Verbündeten müssen eine große Zahl kleiner Kampfflugzeuge entsprechend präparieren – das kann noch Wochen dauern – und die Bomben müssen wirklich in unmittelbarer Nähe ihrer Ziele fallen – das klappt nach aller Erfahrung aus den Kriegen im Kosovo und im Irak sehr oft nicht.

Beide Faktoren machen dieses vernünftige Szenario in Syrien unwahrscheinlich; wirtschaftlich interessant ist es bestenfalls für die Filmindustrie, Unterabteilung Armageddon.

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