Milzbrand-Erreger Panne beim US-Militär zieht immer weitere Kreise

Das US-Militär hat Proben mit Milzbrand-Sporen an 24 Labore geschickt. Sporen, die das Militär für abgetötet hielt und die genau das jedoch nicht waren. Behörden veröffentlichen neue Details, der Skandal weitet sich aus.

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Milzbrand ist eine von Bakterien ausgelöste Krankheit, die unbehandelt tödlich enden kann. Quelle: ap

Washington Die Panne beim US-Militär um den Versand von aktiven Milzbrand-Erregern reicht weiter als gedacht. Wie das Verteidigungsministerium am Freitagabend (Ortszeit) in Washington mitteilte, gingen Proben an insgesamt 24 Labors in elf US-Staaten sowie Südkorea und Australien. Zunächst war nur von 18 Laboren die Rede gewesen.

Die Proben stammen aus der Militäreinrichtung Dugway Proving Ground in Utah, wo seit 1942 chemische und biologische Waffen getestet werden. Eigentlich sollten die gefährlichen Anthrax-Sporen vor dem Verschicken abgetötet und damit unschädlich gemacht werden.

Tatsächlich waren einige der Proben aber noch aktiv, wie die US-Seuchenschutzbehörde CDC bestätigte. Es werde geprüft, um welche Chargen es sich handele, sagte eine CDC-Sprecherin. Auch die Abläufe in Dugway stehen nun auf dem Prüfstand.

Milzbrand ist eine von Bakterien ausgelöste Krankheit, die unbehandelt tödlich enden kann. Die Tests des US-Militärs werden unter anderem damit begründet, geeignete Abwehrmaßnahmen zum Beispiel gegen Terrorangriffe zu finden.

Das private Labor BBI Detection in Wisconsin bestätigte am Freitag, dass es in der vergangenen Woche unter den Empfängern lebender Anthrax-Erreger gewesen sei. Keiner der Mitarbeiter sei jedoch krank geworden oder in Gefahr, sagte eine Sprecherin der Muttergesellschaft Alere. Auch für die Öffentlichkeit bestehe kein Risiko.

Nach Angaben der CDC wurden jedoch vier Personenen in Laboren in Delaware, Texas und Wisconsin empfohlen, sich vorsorglich Antibiotika zu besorgen. In der Luftwaffenbasis Osan in Südkorea wurden zwei Dutzend Personen vorsorglich wegen möglichen Kontakts zu den Sporen behandelt. Dass die Proben nach Südkorea versandt wurden, diente nach offiziellen Angaben Übungszwecken.

Experten können sich nicht erklären, wie es zu der Panne kommen konnte. „Dies ist ein Unfall, der niemals hätte geschehen dürfen“, sagte Barry Blechman vom Stimson Center in Washington, einer unabhängigen Sicherheitsforschungsgruppe. Er könne nicht nachvollziehen, warum die Sporen versandt wurden. In jedem Fall hätte mehrfach geprüft werden müssen, dass sie abgetötet seien.

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