Möglicher US-Ausstieg aus Pariser Pakt Juncker ruft Gefahren des Klimawandels in Erinnerung

Jean-Claude Juncker findet entschiedene Worte für Trump. Sollte der US-Präsident den Pariser Klimapakt aufkündigen wollen, sei es die Pflicht Europas sich dagegen auszusprechen. Vereinbarungen seien keine „Fake News“.

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EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat US-Präsident Donald Trump vor der Aufkündigung des Klimaabkommens gewarnt. Quelle: AP

Berlin/Washington EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat US-Präsident Donald Trump davor gewarnt, das Pariser Klimaabkommen aufzukündigen. „Ich bin ein Transatlantiker. Aber wenn der amerikanische Präsident in den nächsten Stunden oder Tagen sagen würde, er will aus dem Pariser Abkommen aussteigen, dann ist es die Pflicht Europas zu sagen: So geht das nicht“, sagte Juncker am Mittwochabend bei einer Diskussionsveranstaltung der Bundesvereinigung der Arbeitgeber und der Schwarzkopf-Stiftung in Berlin.

In den USA hatten sich zuvor Anzeichen verdichtet, dass Trump das Klimaschutzabkommen aufkündigen will. Berichte, wonach die Entscheidung bereits getroffen sei, wurden aber nicht bestätigt. Trump kündigte an, seine Entscheidung in den nächsten Tagen bekanntgeben zu wollen.

Juncker rief die Gefahren des Klimawandels in Erinnerung. „Da geht es nicht nur um die Zukunft der europäischen Menschheit, es geht vor allem um die Zukunft der Menschen andernorts“, sagte er. 83 Länder liefen Gefahr, von der Erdoberfläche zu verschwinden, wenn der Kampf gegen den Klimawandel nicht resolut geführt werde, sagte der Kommissionspräsident.

Es würde drei, vier Jahre dauern, die USA aus dem Abkommen herauszuführen. Die Vorstellung, dass man sich einfach von der Bildfläche machen könne, sei falsch, sagte Juncker. „Nicht alles, was Gesetz ist, und nicht alles, was in internationalen Vereinbarungen steht, ist „Fake News“. Daran ist sich zu halten.“

Trump wollte am Mittwoch nicht sagen, ob er dazu tendiert, das Abkommen aufzukündigen. „Ihr werdet es bald herausfinden“, sagte der Republikaner auf Fragen von Journalisten. Auch sein Sprecher Sean Spicer machte keine Angaben dazu, ob Trump sich bereits entschieden habe. „Er ist der, der das letzte Wort hat“, erklärte er lediglich.

Zuvor hatte der Nachrichtenblog Axios berichtet, Trump habe eine Grundsatzentscheidung gefällt. Axios berichtete weiter, die Modalitäten eines Austritts seien jedoch noch nicht entschieden. Darüber werde in einem kleinen Kreis im Weißen Haus beraten.

Trump könnte den langwierigen Prozess eines Rückzugs aus dem Pariser Abkommen anschieben, aber auch aus der Klima-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen austreten, die seit 1994 in Kraft ist. Letzteres wäre ein noch radikalerer Schritt.

Sollte es zum Austritt kommen, wäre dies nach langer interner Debatte ein Sieg für die Radikalen im Weißen Haus um Trumps Strategieberater Stephen Bannon und Berater Stephen Miller. Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und auch seine Tochter Ivanka sollen gegen einen Austritt sein. In Umfragen sprachen sich zwei Drittel der Amerikaner für einen Verbleib aus.

Nicht zuletzt hatte die Energiebranche in den USA sich zu großen Teilen gegen einen Austritt aus dem Pariser Abkommen ausgesprochen. Auch die sechs anderen Staats- und Regierungschefs beim zurückliegenden G7-Gipfel am Wochenende auf Sizilien hatten versucht, Trump von der Bedeutung der Klimaübereinkunft zu überzeugen.

In dem Abkommen hatten sich 195 Staaten im Dezember 2015 in Paris darauf geeinigt, die Erderwärmung durch den Treibhauseffekt auf „deutlich unter zwei Grad“ im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

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