Mongolei Goldrausch in der Wüste

Die Multis der Welt machen Jagd auf die riesigen Rohstoffvorkommen. Auch deutsche Unternehmen hoffen auf ein Stück von diesem Kuchen. Unter den Mongolen grassiert dagegen die Angst vor dem Ausverkauf des Landes.

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Schatzkammer unter dem Sandsturm: Das im Bau befindliche Kohlebergwerk Tavan Tolgoi.

Auf der schmalen Asphaltpiste geht es immer wieder nur im Schritttempo voran. Der Schneematsch auf der Straße von der Hauptstadt Ulan Bator Richtung Osten ist zu scharfkantigen Brocken gefroren. Tiefe Schlaglöcher erschweren das Fortkommen. Immer wieder muss der Jeep abbremsen. Auf den Hügeln links und rechts der Straße suchen ein paar Ziegen im Schnee nach Essbarem.

Aus einer Jurte steigt Rauch auf. Jetzt im Winter fallen die Temperaturen in dieser Gegend nicht selten auf 30 Grad unter null oder noch tiefer. Nur wenige Menschen verlieren sich in der Einöde drei Autostunden östlich der Millionenstadt Ulan Bator.

Einer von ihnen ist Bazar Boum, und er hat große Pläne. „Wir werden demnächst in die Kohleverflüssigung einsteigen“, vermeldet der Vizechef von Baganuur, dem größten Kohleförderer in der Region. Mit möglichen Investoren aus Korea und Japan habe er bereits gesprochen, aber auch mit Siemens, und es bestehe bei den ausländischen Konzernen großes Interesse. Demnächst werde Baganuur nicht mehr nur vom Abbau der Kohle leben, sagt Bazar lachend, jetzt ziehe High Tech in die mongolische Steppe ein.

Grauer Klotz

Baganuur, beheimatet in einem gleichnamigen Städtchen mit 30.000 Einwohnern, fördert jedes Jahr zwischen drei und vier Millionen Tonnen Braunkohle. Das meiste davon liefern Züge und Lastwagen an die fünf Kohlekraftwerke in der Hauptstadt. Die mongolische Regierung hat das Unternehmen, das rund 1400 Bergleute beschäftigt, 1978 mit Hilfe aus der damaligen Sowjetunion gegründet – und so sieht es auch heute noch aus.

Ein holpriger Weg führt zu einem schmucklosen, grauen Klotz mit vier Stockwerken. Das ist die Firmenzentrale mit den Büros gleich neben dem Tagebergbau. Dass die Zeit doch nicht stehengeblieben ist, lässt sich nur daran erkennen, dass die Farbe von den Fensterrahmen blättert. Den Eingangsbereich schmücken Wandmosaike mit strahlenden, Fahnen schwingenden Arbeitern – und dennoch ist das hier nicht Nordkorea: Vizechef Bazar will frischen Wind in die Firma bringen. „Es reicht nicht, dass wir nur die Kohle fördern“, sagt der junge Mann, „wir wollen auch die Veredelung und Verarbeitung machen.“

Viele Mongolen träumen von einer besseren Zukunft für ihr Land. Seit Geologen in den Steppen im Süden des Landes riesige Kohle-, Kupfer- und Goldvorkommen aufspürten, herrscht in dem asiatischen Wüstenstaat mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern Goldgräberstimmung. Großformatige Tafeln an der Flughafenstraße in Ulan Bator werben für Minenausrüstungen und Förderanlagen, für Bagger und Bohrer, die auch im eisigen mongolischen Winter durchhalten.

Mongolische Börse hat um 800 Prozent zugelegt

Der Aufschwung des Landes ist längst nicht bei allen Mongolen angekommen. Auf dem Land herrscht zum Teil bittere Armut. Quelle: REUTERS

Im Great Khan und in anderen Kneipen in der Innenstadt sitzen die Geologen und Ingenieure globaler Bergbaukonzerne über importiertem Bier und Hamburgern und besprechen euphorisch neue Deals und neue Rohstofffunde. In den Straßen davor machen bei Schneefall und klirrender Kälte Prostituierte Jagd auf Kunden.

„Die Mongolei profitiert unter anderem von der gewaltigen Nachfrage aus China nach Rohstoffen und von den attraktiven Preisen“, sagt Dosbergen Musaev, Analyst bei Eurasia Capital in Ulan Bator. Die Kohleexporte des Landes stiegen in der ersten Jahreshälfte 2011 gegenüber dem Vorjahr um 135 Prozent, die Ausfuhr von Eisenerz um 122 Prozent, die von Kupfer um 31 Prozent. Entsprechend traumhaft sind die Wachstumsraten: Um 20 Prozent ist die Volkswirtschaft nach vorläufigen Berechnungen 2011 gewachsen. Im neuen Jahr könnte die Rate sogar noch steigen. Anleger rund um den Globus profitieren davon. Von 2007 bis 2011 hat die mongolische Börse um 800 Prozent zugelegt. Kein Aktienmarkt der Welt ist schneller gewachsen.

Minenaktien mit Kurspotenzial

Der Aufschwung ist in der Hauptstadt mit Händen zu greifen. Überall drehen sich die Baukräne, schießen neue Wolkenkratzer in den Himmel. An der langen Ost-West-Achse namens Peace Avenue eröffnen Armani und Louis Vuitton ihre Läden. Davor halten SUVs und Sportwagen. Nicht wenige Menschen in Ulan Bator sind in jüngster Zeit sehr reich geworden.

Eines der weltweit größten Kohlevorkommen

Für Euphorie bei Anlegern und Analysten sorgen vor allem die beiden großen Bergwerke im Süden des Landes, die in den nächsten Jahren mit der Förderung beginnen sollen. Oyu Tolgoi hat die weltweit größten bekannten Kupfer- und Goldvorräte. Der Rohstoffkonzern Ivanhoe aus Kanada und sein britisch-australischer Wettbewerber Rio Tinto haben sich zusammen einen 66-prozentigen Anteil an dem Projekt gesichert.

Den Rest hält die mongolische Regierung. Allein die Förderung hier wird das mongolische Bruttoinlandsprodukt um ein Drittel vergrößern.

Nicht weit von diesem Goldschatz liegt Tavan Tolgoi. Dort haben Geologen eines der weltweit größten Kohlevorkommen entdeckt. Die bisher erschlossenen Vorräte der hochwertigen Kokskohle mit einem Volumen von rund 6,5 Milliarden Tonnen würden reichen, um China bei seinem heutigen Tagesbedarf rund 100 Jahre zu versorgen.

Deutsche verdienen mit am Boom in der Wüste

Goldschätze der Staaten
Alle Länder gemeinsam halten Goldreserven im Volumen von 881,1 Millionen Unzen, oder umgerechnet 27.405,1 Tonnen. Auf der Basis eines Goldpreises von 1600 Dollar je Feinunze entspricht das einem Gegenwert von knapp 1410 Milliarden Dollar. Damit haben die Goldreserven an den weltweiten Währungsreserven von 11714 Milliarden Dollar einen Anteil von durchschnittlich 12 Prozent. Aber die Goldbestände in den Staatstresoren sind ungleich in der Welt verteilt. Auch internationale Institutionen halten Gold, der Internationale Währungsfonds IWF allein im Wert von knapp 145 Milliarden Dollar, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im Wert von 6,1 Milliarden Dollar. Welche Staaten darüber hinaus die größten Währungsreserven halten und wie viel davon durch Gold gedeckt ist. Berechnungen auf Basis eines Goldpreises von 1600 Dollar je Feinunze Quellen: Bloomberg, World Gold Council, eigene Berechnungen Stand: 6. Oktober 2011 Quelle: dpa
AlgerienDer nordafrikanische Staat hütet einen Goldschatz von 5,6 Millionen Unzen, das sind 173,6 Tonnen Gold zu einem Marktwert von 8,9 Milliarden Dollar. An den gesamten Währungsreserven Algerien hat der Goldbestand einen Anteil von 4,9 Prozent. Im Bild: die republikanische Garde in Algerien. Quelle: AP
ThailandThailand verfügt über Goldbestände von 4,1 Millionen Feinunzen, bzw. 127,5 Tonnen, die einen Wert von 6,6 Milliarden Dollar haben. Hinzu kommen Währungsreserven im Volumen von 178,1 Milliarden Dollar. Damit hat Gold einen Anteil an den Reserven Thailands von 3,6 Prozent. Im Bild: Ein Mönch steht gegenüber von goldenen Buddhas im Dhammakaya Tempel bei der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Quelle: REUTERS
LibyenDas Land in Nordafrika verfügt über eine Goldreserve von 4,6 Millionen Feinunzen, bzw. 143,8 Tonnen. Der Gesamtwert der Reserven liegt bei 7,6 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anteil an den Währungsreserven von 6,9 Prozent. Im Bild: Demonstranten auf dem Platz der Freiheit in Misrata. Quelle: dpa
Saudi-ArabienDas größte Erdölförderland der Welt hält Goldreserven in Höhe von 10,4 Millionen Feinunzen. Das entspricht einem Gewicht von 322,9 Tonnen und einem Wert von 16,6 Milliarden Dollar. Der Anteil an den Währungsreserven des Goldes liegt bei 3,2 Prozent. Im Bild: Die Pilgerstadt Mekka empfängt im Hadj-Pilgermonat Pilgerer aus der ganzen Welt. Quelle: dpa/dpaweb
Taiwan Der chinesische Inselstaat verfügt über Goldreserven in Höhe von 13,6 Millionen Feinunzen, was einem Goldgewicht von 423,6 Tonnen entspricht. Taiwan hält damit Reserven im Wert von 21,8 Milliarden Dollar – etwa 5,3 Prozent der gesamten Währungsreserven. Im Bild: Das Hochhaus Taipei 101 in der Hauptstadt von Taiwan. Quelle: AP
IndienDer Subkontinent verfügt über 17,9 Millionen Unzen. Das sind 557,7 Tonnen. Der Wert dieser Reserven, die etwa 9,4 Prozent der gesamten Währungsreserven entsprechen, liegt bei 305,1 Milliarden Dollar. Im Bild: der Goldene Tempel der Sikhs in Amritsar, Indien. Quelle: dpa

Kokskohle wird vor allem für die Stahlerzeugung benötigt. Tavan Tolgoi soll in diesem Jahr die Förderung aufnehmen. Auch hier haben sich ausländische Konzerne wesentliche Anteile gesichert, unter anderem Peabody Energy aus den USA, aber auch Unternehmen aus Russland und China, den beiden einzigen Nachbarländern des Binnenstaates Mongolei.

Mongolian Star

Auch deutsche Firmen liegen auf der Lauer. Laurenz Melchers sitzt in einem schicken, weiß getünchten Neubau nicht weit von Ulan Bators Flughafen. Vor 14 Jahren ist er in die Mongolei gekommen. Zurück nach Deutschland will er nicht mehr. Seine Kinder, zehn und fünf Jahre alt, gehen in Ulan Bator zur Schule.

Melchers und sein Unternehmen Mongolian Star verdienen kräftig mit am Boom in der Wüste. Der Deutsche aus Bremen importiert Konsumgüter, unter anderem Cognac von Hennessy und Waschmittel von Henkel. Gut 20 Prozent der mongolischen Supermarktregale bestückt Mongolian Star. Außerdem kontrolliert der Deutsche für Daimler den Import und Verkauf von Mercedes-Fahrzeugen und vertreibt für BASF Chemikalien.

Kokskohle

Der Konzern aus Ludwigshafen ist exklusiver Lieferant für die Oyu-Tolgoi-Mine. Melchers beschäftigt gut 300 Mitarbeiter, 2010 wuchs das Geschäft um 50 Prozent. Vor allem der Mercedes-Absatz boomt, wenn auch auf niedrigem Niveau. Künftig will Melchers noch mehr vom Rohstoffboom profitieren: Er lotet derzeit aus, ob er schwere Lkws von der amerikanischen Daimler-Tochter Western Star in die Mongolei importieren kann. Die eignen sich hervorragend für den Kohletransport in großen Bergwerken.

Am besten im Geschäft unter den Deutschen in der Mongolei ist aber bislang der Mittelständler BBM Operta aus Mülheim an der Ruhr. Zusammen mit seinem australischen Partner Macmahon ergatterte der Bergbauspezialist aus dem Ruhrgebiet kürzlich einen Auftrag mit einem Volumen von 1,4 Milliarden Dollar. In den kommenden Jahren wird BBM Operta in der Tavan-Tolgoi-Mine Kokskohle fördern; anfangs drei Millionen Tonnen im Jahr.

Später soll das Volumen auf 15 Millionen Tonnen steigen. Das Unternehmen, das sich auf Abbau, Montage und Maschinenbau in der Bergbauindustrie spezialisiert hat, beliefert in Europa unter anderem den deutschen Kohleförderer RAG und betreibt in Bosnien-Herzegowina zwei Kohlebergwerke. Weltweit hat BBM Operta rund 2000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro.

In der Mongolei wollen die Fachleute von der Ruhr nicht nur Kohle fördern, sondern auch mongolische Arbeiter im Bergbau ausbilden. Sie sehen sich als Türöffner für weitere deutsche Unternehmen. „Wir leisten mit der Erschließung des Tagebaus lediglich den ersten Schritt“, sagt Haris Operta, geschäftsführender Gesellschafter von BBM. „Entlang der gesamten Wertschöpfungskette können sich dann weitere deutsche Unternehmen einbringen und ihre Leistungen anbieten.“

Traditionell gute Beziehungen zu Deutschland

Schweren Trucks brettern durch die Hauptstadt Ulan Bator, um Kohle und schwere Geräte abzutransportieren. Quelle: dpa

Die Beziehungen der Mongolei zu Deutschland sind traditionell gut. In kommunistischen Zeiten studierten Zehntausende Mongolen in der DDR, so kommt es, dass heute fast 30.000 Mongolen Deutsch sprechen. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oktober in Ulan Bator war, beschlossen beide Länder eine weitreichende Kooperation im Rohstoffsektor.

Natürlich geht es der Bundesregierung dabei auch um die Seltenen Erden. Wahrscheinlich gibt es hier auch davon riesige Vorkommen, ähnlich wie in der angrenzenden chinesischen Region. Weil China den Export immer weiter einschränkt, sind die Vorkommen in der Mongolei überaus verlockend geworden. Vier der für die High-Tech-Produktion nötigen Elemente sind bereits in beträchtlichen Mengen nachgewiesen.

Doch zur Partnerschaft mit den Deutschen gehört mehr. Die mongolische Regierung hofft auch auf Wissenstransfer: Die Mongolen wollen nicht einfach den Lieferanten billiger Rohstoffe für den Rest der Welt abgeben. Außer BBM Operta sollen später auch andere deutsche Firmen mongolische Fachleute beruflich ausbilden. Das Bildungssystem des Landes ist hoffnungslos veraltet.

Kaum qualifizierte Einheimische

„Die Regierung muss viel mehr für Bildung tun“, fordert Baganuur-Vizechef Bazar. Der Braunkohleförderer hat große Probleme, Ingenieure zu finden: Die einheimischen seien einfach nicht gut genug, sagt Bazar. Jetzt hofft er, dass die Erschließung in Oyu Tolgoi und Tavan Tolgoi zu einer Ausbildungsoffensive führen wird, auch mit Hilfe aus Deutschland.

Andererseits misstrauen viele Mongolen den ausländischen Partnern, denen aus China und Russland sowieso, aber auch westlichen Unternehmen. Im September forderte die mongolische Regierung überraschend einen höheren Anteil am Oyu-Tolgoi-Projekt – nicht nur 34, sondern 50 Prozent. Dabei war der Vertrag, den der Staat 2009 mit Rio Tinto und Ivanhoe geschlossen hat, rechtlich bindend.

Erst 2040 kann über die Anteile neu verhandelt werden. Nach heftigen Protesten der Konzerne räumte die Regierung ihre Position. Die Politiker müssen aber auf die öffentliche Stimmung Rücksicht nehmen. „Die Nomenklatura verkauft uns ans Ausland“, heißt es da. Das richtet sich vor allem gegen China.

Von keinem Land sind die drei Millionen Mongolen so abhängig wie von der Milliardennation im Süden. Mehr als 80 Prozent ihrer Ausfuhren gehen nach China, fast ausschließlich Rohstoffe. Im Süden der Mongolei brettern die Chinesen mit schweren Trucks durch die Steppe, um die Kohle abzutransportieren. Rücksicht auf die Umwelt nehmen sie nicht. Die Nomaden dort, so der Vorwurf, verlieren Stück für Stück ihren Lebensraum.

Ein Drittel der Mongolen lebt unter der Armutsgrenze

Die Bevölkerung hofft auf eine Bildungsoffensive, misstraut aber den ausländischen Konzernen. Quelle: REUTERS

Sorge um die Zerstörung der Umwelt äußern auch die Chefs von Baganuur. „Das ist die negative Seite“, sagt Bazar, „insgesamt aber bringt der Rohstoffboom eine höhere Lebensqualität.“ Das gilt längst nicht für alle Mongolen. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Am Stadtrand von Ulan Bator hausen Hunderttausende in ärmsten Verhältnissen in ihren Jurten. Die Kohle zum Heizen bekommen sie aus dem Städtchen Nalaikh etwa 40 Kilometer südöstlich von Ulan Bator.

Ungefähr 30.000 Menschen leben in dem Ort. Kleine, von schäbigen Lattenzäunen umgebene Gehöfte, ein paar Restaurants und eine Schule – viel mehr gibt es nicht zu sehen. Seinen fragwürdigen Ruhm verdankt Nalaikh den Minibergwerken, fast alle betrieben von Chinesen. Zum Teil mit bloßen Händen graben die Arbeiter hier die Kohle aus der Erde.

Die Gruben sind bis zu 50 Meter tief. Haben die Arbeiter unten wieder eine Wanne voll geladen, läuten sie eine Glocke. Die Kollegen oben schalten daraufhin einen Motor an. Der zieht die Wanne mit der Kohle nach oben. An einem Schacht arbeiten im Schnitt zehn Menschen, die Arbeitszeit beträgt zwölf Stunden.

40 Euro am Tag verdient ein Kumpel

Klar, die Arbeit sei hart und gefährlich, sagen die Arbeiter. Bislang kamen in Nalaikh durch Grubeneinstürze mehr als 300 Menschen ums Leben. Doch der Lohn entschädige für das Risiko. Ihnen gehe es besser als vielen ihrer Landsleute, sagen die Arbeiter. Umgerechnet 40 Euro am Tag verdient ein Kumpel in den Kohlegruben von Nalaikh.

Um solche Zustände zu ändern, müsste die Regierung die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften durchsetzen, aber auch mehr in Bildung und vor allem in die Modernisierung der Infrastruktur investieren. Im ganzen Land fehlen Straßen, aber auch das Schienennetz ist völlig veraltet. Die transmongolische Eisenbahn verläuft größtenteils eingleisig.

Ein Ausbau des Schienennetzes scheitert am Streit innerhalb der Regierung um die Spurbreite der Strecken. Die Pro-Russland-Fraktion plädiert für die schmalere russische Spurbreite. Die Freunde der Chinesen in Ulan Bator drängen auf das breitere chinesische Format.

Auch auf anderen Feldern halten mongolische Politiker viele Vorstöße zur Modernisierung auf. Die Chefs des Braunkohleförderers Baganuur würden ihr Unternehmen gerne privatisieren. Noch hält der Staat drei Viertel der Aktien. Ginge es nach Vizedirektor Bazar, müsste der Staat weitere 24 Prozent verkaufen. „Dann könnten wir unsere Kohle exportieren“, sagt der Mongole, „und Weltmarktpreise erzielen.“ Die liegen zurzeit bei etwa 70 Dollar pro Tonne. Baganuur muss seine Kohle dagegen – staatlich festgesetzt – für einen Bruchteil dieses Preises an die inländischen Kraftwerke abgeben.

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