Münchner Sicherheitskonferenz Die vier Gefahren für unseren Wohlstand

Egoistische Nationalstaaten, schwache globale Institutionen, neue Kampfzonen wie das Internet. Die Mächtigen sind bei der Münchner Sicherheitskonferenz vor allem: verunsichert.

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Zahlreiche Gäste sitzen am Samstagabend in München in der Residenz bei einem Empfang des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer anlässlich der 52. Sicherheitskonferenz zusammen. Quelle: dpa

Sicherheitskonferenzen sind keine Wohlfühlveranstaltungen. Sie würden damit ihr eigenes Geschäftsmodell unterminieren. Doch Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Konferenz, die an diesem Wochenende wieder Staatsleute aus aller Welt versammelte, neigt nicht zur Schwarzmalerei.

Umso bemerkenswerter war die Überschrift des Reports, den Ischinger im Vorfeld der Sitzung vorgelegt hatte: „Grenzenlose Krisen, rücksichtslose Spielverderber, hilflose Schutzmächte.“ Nach drei Tagen intensiver Debatten wirkt diese düstere Diagnose berechtigter denn je.

Die Akteure im Syrien-Konflikt

Es droht nicht wie in den meisten Münchner Momenten der Vergangenheit eine große Krise, sondern ein gefährlicher Krisenmix – hier sind die aktuell vier größten Gefahren für unsere Sicherheit, unser Gesellschaftsmodell einer freien und offenen Gesellschaft, unseren Wohlstand:

Alle gegen alle

Der russische Premier Dmitri Medwedew machte Schlagzeilen, als er von einem neuen kalten Krieg sprach, zwischen Russland und dem Westen. Doch in München drehten sich die Debatten eher um einen drohenden Kampf aller gegen alle. Im Globalisierungswettlauf, der den Nationalstaat aufheben soll, erlebt der Nationalstaat gerade eine Renaissance.

Wir stehen vor connectivity wars, heißt es in einer Studie des European Council on Foreign Relations mit dem Untertitel: „Warum Migration, Finanzen und Handel die geo-ökonomischen Schlachtfelder der Zukunft darstellen.“ Deren Kernthese lautet: Die engeren Bande sind neben Chance auch Gefahr – weil so ganz neue Waffen in Umlauf geraten. Die Amerikaner etwa setzen ihre Dominanz des globalen Finanzsystems als Waffe ein, und zwar nicht nur gegen korrupte Fifa-Funktionäre.

Staaten wie die Türkei oder Griechenland nutzen Flüchtlinge als Waffe, um liberale Demokratien zu erpressen, bei Menschenrechten oder Budgettreue nicht mehr so genau hinzuschauen. Saudis und US-Frackingfirmen überbieten sich im Wettlauf um das billigste Öl, in der Hoffnung, länger mit einer Waffe gegen den jeweiligen Marktgegner stehenzubleiben. Und „Big Data“ kann Gutes bewirken, aber zugleich als Druckmittel dienen, schon weil wenige US-Megakonzerne den Rest der Welt abgehängt zu haben scheinen.

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