Nach Bombenanschlägen Bosbach fordert Sicherheitsgarantie für EM

Am Freitag hat eine Anschlagserie die Ukraine erschüttert. Oppositionspolitiker beschuldigen die Regierung eines Komplotts. Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise - sechs Wochen vor der Fußball-EM.

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Polizisten bei einem Anti-Terrortraining vor dem Stadion in Kiew. Quelle: dapd

Kiew/Berlin Nach der Serie von Bombenanschlägen in der Ukraine hat der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), das Land aufgefordert, die Sicherheit für Spieler und Fans bei der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft zu gewährleisten. „Die Anschläge sind aber kein Grund, an der Fußball-EM nicht teilzunehmen“, sagte Bosbach der Zeitung „Die Welt“.

Die Ukraine und Polen sind Gastgeberländer der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli. Bombenanschläge im Osten der Ukraine haben sechs Wochen vor Beginn der Fußballveranstaltung Fragen aufkommen lassen, wie es um die Sicherheit in dem Land bestellt ist. Bei vier Explosionen in der Stadt Dnipropetrowsk wurden am Freitag mindestens 27 Menschen verletzt, darunter neun Schulkinder.

Die erste Explosion ereignete sich ukrainischen Angaben zufolge an einer Straßenbahnhaltestelle, die zweite vor einem Kino. Der dritte Sprengsatz detonierte vor einem Bahnhof, eine vierte Explosion wurde ebenfalls im Stadtzentrum gehört. Dnipropetrowsk ist die Geburtsstadt der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko.

Timoschenko verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Machtmissbrauchs. Im Westen wurde der Prozess gegen sie als politisch motiviert kritisiert. Sie befindet sich derzeit im Hungerstreik und ist offenbar ernstlich krank.

Mit Blick auf die politische Debatte um die Timoschenkos Behandlung sagte Bosbach: „Entscheidend ist, dass Europa dem Regime in der Ukraine jetzt entschlossen und geschlossen entgegentritt. Es muss klargemacht werden, dass die Zustände nicht nur für die eigene Bevölkerung unzumutbar sind, sondern für Europa als Staaten- und Wertegemeinschaft.“

Angesichts der Explosionen in Dnipropetrowsk gingen die Behörden in Kiew von einem Terrorakt aus, ein Bekennerschreiben lag zunächst allerdings nicht vor. Die Opposition erhob schwere Vorwürfe gegen Präsident Viktor Janukowitsch: Sie vermutet, die Anschläge könnten von der Regierung initiiert worden sein, um vom Fall Timoschenko abzulenken. Janukowitsch sagte der Nachrichtenagentur Interfax, die besten Ermittler seien mit dem Fall befasst. Die Vorwürfe der Opposition kommentierte sein Büro nicht.

Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise für die Ukraine und rät Touristen, „besondere Vorsicht walten zu lassen und die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen“. Eine Sprecherin sagte, die Bundesregierung sei betroffen, die Hintergründe müssten aufgeklärt werden. „Das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft in Kiew beobachten die Lage und weitere Entwicklungen sehr aufmerksam.“

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