Nach Brexit-Votum Britische Regierung erwägt Strafzuschlag für Ausländer

Die britische Regierung denkt darüber nach, eine Strafe für die Einstellung von EU-Bürgern zu verlangen. Unternehmen sollen so ermuntert werden, Einheimische einzustellen. Bei der Wirtschaft kommt das nicht gut an.

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Die britische Regierung denkt über einen Strafzuschlag für ausländische Arbeitskräfte nach. Quelle: AFP

London Bei dem EU-Referendum der Briten im vergangenen Sommer spielte das Thema Einwanderung eine große Rolle. Nun will die britische Regierung offenbar aktiv werden, um das Land für ausländische Arbeitskräfte unattraktiver zu machen. Wie Staatssekretär Robert Goodwill erklärte, wird in London überlegt, von britischen Unternehmen bei Einstellung ausländischer Fachkräfte eine Art Strafgebühr zu erheben. Ein Vorgehen, das ab April bereits Arbeiter trifft, die nicht aus der Europäischen Union kommen. „Wenn also jemand einen indischen Computerprogrammierer für vier Jahre einstellen will, wird zusätzlich zu den bereits bestehenden Visumsgebühren ein Aufschlag von 1000 Pfund (umgerechnet 1168 Euro) pro Jahr erhoben“, erklärte Goodwill vor einem Ausschuss des britischen Oberhauses.

Dieses Vorgehen habe man der Regierung auch für EU-Bürger vorgeschlagen. Ziel sei es, britische Unternehmen zu ermutigen heimische Arbeitskräfte einzustellen. Für die Landwirtschaft, die zahlreiche Einwanderer beschäftigt, könne es Ausnahmeregelungen geben.

Innenministerin Amber Rudd hatte vergangenes Jahr ebenfalls einen Vorstoß unternommen um britische Arbeitnehmer zu fördern: Unternehmen sollten die Zahl ausländischer Mitarbeiter auflisten. Zudem war diskutiert worden, Einstellungstests für Ausländer zu verschärfen. Diese Pläne hatten jedoch massive Kritik ausgelöst, nicht zuletzt von Seiten der Wirtschaft.

Auch jetzt kritisierte das Institute of Directors (IoD), ein Verband unabhängiger Führungskräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft, die Pläne. „Wir appellieren an die Regierung, diesen Vorschlag zu überdenken“, erklärte IoD-Vertreter Seamus Nevin. Es würde Arbeitsplätze gefährden und das genau zu einer Zeit, in der viele Unternehmen bereits mit Unsicherheit umgehen müssten. Durch zusätzliche Regulierung werde es für Unternehmen ohnehin schon schwieriger, Mitarbeiter einzustellen.

In den Reihen der Regierung versucht man die aufkommende Kritik zu entkräften: man könne derartige Maßnahmen ohnehin erst durchspielen, wenn man den Ausgang der Brexit-Verhandlungen kenne. Die haben bekanntlich noch nicht einmal begonnen. Bis Ende März will Premierministerin Theresa May die für den Austritt und den Beginn der Verhandlungen notwendigen Schritte einleiten. Details zur Verhandlungsposition Großbritanniens sind nicht bekannt, doch hat die Politikerin bereits angedeutet, dass sie der Beschränkung der Freizügigkeit einen hohen Stellenwert einräumt.

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