Nach dem Nizza-Anschlag Onkel des Attentäters sieht Verbindung zur IS

Der Attentäter von Nizza soll von einem Algerier für die Terrormiliz IS geworben worden sein. Das berichtet ein Onkel des Mannes. Die Behörden sind sich da noch nicht sicher und suchen nach möglichen Komplizen.

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In Nizza wurden am Sonntag drei weitere Personen festgenommen. Zwei von ihnen sollen geholfen haben, die Waffe zu besorgen, die in dem Lastwagen gefunden wurde, wie aus französischen Sicherheitskreisen verlautete. Damit sitzen inzwischen sieben Personen in Haft. Quelle: dpa

Nizza Vier Tage nach dem Lastwagenattentat in Nizza hat die Öffentlichkeit eine mögliche Verbindung des Fahrers zu islamistischen Terrorgruppen diskutiert. Ein Onkel des 31-Jährigen sagte der Nachrichtenagentur AP, sein Neffe sei von einem Algerier für die Terrormiliz Islamischer Staat geworben worden. Dagegen sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Montag, dafür hätten Ermittler bislang keine Beweise gefunden. Am Mittag gedachte ganz Frankreich mit einer Schweigeminute der 84 Getöteten.

Sadok Bouhlel sagte der AP, er habe aus seiner weitläufigen Verwandtschaft in Nizza gehört, dass sein Neffe von einem Algerier für den IS geworben worden sei. Früher sei der mutmaßliche Täter nicht besonders fromm gewesen. „Er betete nicht, er ging nicht in die Moschee, er aß Schweinefleisch“, sagte Bouhlel. Nach der Trennung von seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern habe der 31-Jährige aber Probleme gehabt, die ihn zu einer leichten Beute für den IS gemacht hätten. Der IS hatte die Verantwortung für den Anschlag übernommen, dafür aber keine Beweise präsentiert.

Cazeneuve sagte, der aus Tunesien stammende Täter sei zwar möglicherweise vom IS inspiriert gewesen, als er am Donnerstag mit einem Lastwagen durch eine Menschenmenge raste. Das bedeute aber nicht zwingend, dass er mit einem größeren Netzwerk zusammengearbeitet habe. Die Ermittlungen hätten keine Verbindung zwischen IS und Täter herstellen können.

Premierminister Manuel Valls sagte, die Behörden wüssten inzwischen, dass sich der Täter sehr schnell radikalisiert habe. Der IS ermutige Menschen, die den Geheimdiensten unbekannt seien, zu Anschlägen, sagte Valls in einem Interview der Zeitung „Journal du Dimanche“. „Das ist bei dem Nizza-Attentat zweifellos der Fall.“

Derzeit prüfen Ermittler vor allem, ob der Täter alleine handelte oder Komplizen hatte. In Nizza wurden am Sonntag drei weitere Personen festgenommen. Zwei von ihnen sollen geholfen haben, die Waffe zu besorgen, die in dem Lastwagen gefunden wurde, wie aus französischen Sicherheitskreisen verlautete. Damit sitzen inzwischen sieben Personen in Haft. Cazeneuve sagte, von den insgesamt 308 Verletzten befänden sich noch 59 in Krankenhäusern, 29 von ihnen auf der Intensivstation. Unter den Toten und Verwundeten seien viele Kinder.

In ganz Frankreich versammelten sich Menschen zu einer Schweigeminute. In Nizza standen Tausende Menschen am Tatort an der Strandpromenade mit Blumen in den Händen und Tränen in den Augen auf dem felsigen Strand und blickten in Richtung der sogenannten Promenade des Anglais.

Es war der dritte Anschlag in Frankreich nach den islamistischen Terrorangriffen im Januar und November 2015 mit zusammen 147 Toten. Für die Terrorserie von Paris im November mit 130 Toten hatte der IS die Verantwortung übernommen. Zu dem Überfall auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 mit 17 Toten bekannte sich Al-Kaida.

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