Nach den Übergriffen von Silvester So reagiert die Presse im Ausland auf Köln

Angetatscht, missbraucht, ausgeraubt: Die Übergriffe in Köln sind Thema in der internationalen Presse: Die britische BBC sorgt sich um die Karnevalssaison. Die niederländische Zeitung Telegraaf geht noch weiter.

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Nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln gibt es auch Reaktionen aus dem Ausland. Quelle: dpa

London Es sollte eine ausgelassene Feier der letzten Nacht des Jahres sein, doch für viele Frauen wurde es ein unwürdiger Spießrutenlauf. Angetatscht, missbraucht, ausgeraubt: Die Übergriffe auf zahlreiche Frauen in Köln und Hamburg, die ein neues Ausmaß enthemmter Kriminalität zeigen, haben auch die internationale Presse aufgewühlt. Die Nachricht, dass es in der Silvesternacht zu massiven Übergriffen auf Frauen in Köln gekommen ist, hat international aufgeschreckt.

So berichtete auch der britische Sender BBC auf seiner Website ausführlich über die Vorkommnisse in der Domstadt. „Das Ausmaß der Angriffe auf Frauen am Hauptbahnhof der Stadt hat Deutschland schockiert“, heißt es in einem Nachrichtenstück über den Kölner Fall. Besonders beunruhigend sei, dass die Attacken auf die Frauen organisiert erschienen. Der Kölner Polizeichef Wolfgang Albers wird mit den Worten zitiert, dass es sich um eine „völlig neue Dimension des Verbrechens“ handele.

Der renommierte Sender schildert dabei detailliert die teilweise schockierenden Vorgänge in der Silvesternacht. Ein junger Mann beschreibt, dass seine 15 Jahre alte Partnerin von einer enormen Männergruppe außerhalb des Bahnhofs umringt worden sei und er nicht in der Lage gewesen sei, ihr zu helfen.

„Die Angreifer griffen ihr an die Brust und rieben mit den Händen zwischen ihren Beinen“, erzählt der Mann im BBC. Auch eine britische Augenzeugin der Attacken kommt zu Wort, die schildert, dass ein Mann, der weder Deutsch noch Englisch sprach, Feuerwerkskörper auf ihre Gruppe geworfen habe. „Sie haben versucht, uns zu umarmen, zu küssen. Ein Mann stahl die Tasche eines Freundes“, erinnert sich die Frau an die Ereignisse.

Für die Briten werfen die Attacken auch einen langen Schatten auf die bevorstehende Karnevalssaison im Februar in der Domstadt. Es gebe ernsthafte Bedenken, was passieren werde, wenn im Februar die alkoholgeschwängerten Straßenparties der Jecken beginnen, schreibt die BBC.

Dann würden Hunderttausende von Menschen auf den Straßen der Stadt erwartet und die Situation ähnlich wie zum Jahreswechsel sein. Auch der Kölner Polizeipräsident wird im BBC zitiert, dass ihn das aggressive Verhalten der Angreifer in der Silvesternacht ernsthaft besorge, auch im Hinblick auf die Karnevalssaison.


„So kann die Polizei nicht arbeiten“

Die konservative niederländische Zeitung „De Telegraaf“ nimmt dagegen die sexuellen Übergriffe in Köln zum Anlass, dass Thema in drastischen Worten mit der Flüchtlingsdebatte generell zu verknüpfen. „Bislang war es opferbereiten Naivlingen – beziehungsweise nützlichen Idioten der Flüchtlingsindustrie – gelungen, diejenigen, die aus wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Erwägungen den Flüchtlingsstrom hinterfragen, in eine unliebsame politische Ecke zu stellen, wo sie nicht hingehören“, schrieb das Blatt in seiner Mittwochausgabe.

So werde heruntergespielt, dass unter den Migranten überproportional viele junge Männer seien, deren Ansichten „zum Verhältnis von Mann und Frau mittelalterlich“ seien, „um nicht zu sagen archaisch“. Die Geschehnisse am Hauptbahnhof in Köln und ähnlich in Hamburg und Stuttgart seien eine Folge davon. „Diejenigen, die Europas Tore weit geöffnet haben, dürfen sich nun schuldig fühlen.“

Nach Polizeiangaben hatten sich am Silvesterabend in Köln bis zu 1000 Männer auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt und mit Feuerwerkskörpern um sich geworfen. Als die Polizei einschritt, bildeten sich viele kleinere Gruppen. Danach sollen Frauen im Getümmel umzingelt, sexuell bedrängt und ausgeraubt worden sein, fast 100 Strafanzeigen gingen bis Dienstagabend ein.

Neuere Zahlen wollte die Polizei im Laufe des Mittwochs nennen. Zum Teil gehe es um sexuelle Übergriffe, zum Teil um Diebstähle, zum Teil um beides. Zwei Drittel der Opfer seien nicht aus Köln. Auch in Hamburg kam es an Silvester zu sexuellen Übergriffen. Auf der Reeperbahn wurden Frauen nach Polizeiangaben jeweils von mehreren Männern umringt und an der Brust oder im Intimbereich begrapscht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tritt dafür ein, mit der ganzen Härte des Rechtsstaates auf die Übergriffe von Köln zu reagieren. Es müsse alles daran gesetzt werden, die Schuldigen so schnell und so vollständig wie möglich zu ermitteln und ohne Ansehen ihrer Herkunft oder ihres Hintergrundes zu bestrafen, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bemängelte am Mittwoch in den ARD-„Tagesthemen“ den Einsatz der Kölner Beamten: „Da wird der Platz geräumt – und später finden diese Ereignisse statt, und man wartet auf Anzeigen. So kann die Polizei nicht arbeiten.“

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