Nach Geständnis von Michael Flynn Trump verteidigt sich in Russland-Affäre

Nach dem Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn mit den Ermittlern kooperieren will, hat sich der US-Präsident verteidigt: Trump zufolge habe es keine Absprachen mit Russland gegeben.

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US-Präsident Donald Trump Quelle: AP

US-Präsident Donald Trump sieht sich durch das Schuldeingeständnis seines ehemaligen Sicherheitsberaters Michael Flynn in der Russland-Affäre nicht belastet. Es habe keine geheimen Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gegeben, sagte Trump am Samstag. Auf Twitter schrieb der Präsident, die Handlungen Flynns während der Übergangszeit der Präsidentschaft seien rechtmäßig gewesen. Zwar habe er Flynn entlassen. Dies sei aber geschehen, weil Flynn gegenüber Vize-Präsident Mike Pence und dem FBI gelogen habe.

Flynn hatte am Freitag gestanden, in der Russland-Affäre falsch ausgesagt zu haben und will mit Sonderermittler Robert Mueller zusammenarbeiten. Der Fernsehsender ABC hatte unter Berufung auf einen Vertrauten Flynns berichtet, Flynn sei bereit auszusagen, dass ihn Trump während des Wahlkampfs angewiesen habe, Kontakte zu Russen zu knüpfen.

Die US-Geheimdienste waren bereits im Januar zu dem Schluss gekommen, dass der russische Präsident Wladimir Putin eine Beeinflussung des US-Wahlkampfs angeordnet hat. So sollen Hacker peinliche E-Mails von Trumps Konkurrentin Hillary Clinton ausgespäht und veröffentlicht haben. Zudem soll im Auftrag Russlands Anti-Clinton-Propaganda in sozialen Netzen verbreitet worden sein.

Wer in Trumps Umfeld in die Russland-Affäre verwickelt ist
Michael Flynn - Der Ex-BeraterTrumps früherer Nationaler Sicherheitsberater gibt zu, bei FBI-Vernehmungen vorsätzlich falsche Angaben über Kontakte mit dem damaligen russischen Botschafter in den USA, Sergej Kisljak, gemacht zu haben. Mit ihm sprach er im Dezember 2016 widerrechtlich über US-Sanktionen gegen Moskau und ein bevorstehendes Votum über eine UN-Resolution zur israelischen Siedlungspolitik, obwohl noch Trumps Vorgänger Barack Obama im Amt war. Flynn musste im Februar 2017 seinen Posten räumen und kooperiert anscheinend mittlerweile mit dem FBI. Quelle: REUTERS
Jeff Sessions - Der MinisterDer Justizminister hatte noch vor Amtseinführung Kontakt zum Botschafter Kisljak. In einer Anhörung vor dem Senat verneinte der oberste US-Ankläger dies aber - eine Lüge. Wegen Befangenheit hält sich Sessions aus den FBI-Ermittlungen heraus, was bei Präsident Trump bereits auf Kritik stieß. Quelle: AP
Jared Kushner - Der SchwiegersohnTrumps Schwiegersohn soll nach übereinstimmenden Medienberichten eine der treibenden Kräfte hinter Flynns Moskau-Kontakten sein. Auch Kushner traf Kisljak; er weist aber die Darstellung zurück, dass er dabei einen geheimen Kommunikationskanal zwischen Trumps Team und dem Kreml vorgeschlagen habe. Zudem setzte er sich im Sommer 2016 mit einer russischen Anwältin zusammen - in der Hoffnung, schädigende Informationen über Trumps demokratische Konkurrentin Hillary Clinton zu erhalten. Quelle: AP
Donald Trump Jr. - Der SohnDer älteste Präsidentensohn pflegte im Wahlkampf direkt Kontakt zur Enthüllungsplattform Wikileaks, die damals gehackte E-Mails aus dem Clinton-Umfeld veröffentlichte. Geheimdienste beschuldigen Russland, hinter den Hackerangriffen zu stehen. Auch musste Trump Jr. einräumen, das Treffen mit der Russin arrangiert zu haben, um kompromittierendes Material über Clinton zu bekommen. Quelle: AP
Paul Manafort - Der WahlhelferDer Ex-Wahlkampfchef ist wegen Verschwörung gegen die USA im Zusammenhang mit Steuerbetrug, Falschaussagen und Geldwäsche angeklagt. Vor allem geht es um Geschäfte in Osteuropa. Die Vorwürfe beziehen sich auch auf die Zeit, in der Manafort das Trump-Team leitete. Zudem war er bei Kushners Treffen mit einer russischen Anwältin dabei. Inzwischen steht er unter Hausarrest. Trump sucht Abstand: Die Vorwürfe stammten aus der Zeit vor Eintritt Manaforts in sein Team. Quelle: AP
George Papadopoulos - Der Ex-WahlkampfberaterDer Wahlkampfberater (vorne links) gibt zu, das FBI belogen zu haben. Er hatte sich - anders als zunächst behauptet - erst nach Eintritt in Trumps Team mit einem Professor mit Russland-Verbindung getroffen, um Material für eine Kampagne gegen Clinton zu erhalten - und das auch seinem Team kommuniziert. Trump distanziert sich: Papadopoulos sei im Wahlkampf „ein Freiwilliger auf einem unteren Level“ gewesen. Quelle: AP

Mueller geht dem Verdacht nach, dass Russland die Präsidentenwahl beeinflusst und geheime Absprachen mit Mitarbeitern aus Trumps Wahlkampfteam getroffen haben könnte. Trump und die Regierung in Moskau weisen dies zurück. Flynn war im Februar nach nicht einmal einem Monat im Amt wegen falscher Angaben zu seinen Gesprächen mit dem russischen Botschafter in Washington entlassen worden. Das Präsidialamt hatte bereits am Freitag erklärt, Flynns Falschaussagen beim FBI seien ein Spiegelbild der Falschaussagen, die er im Präsidialamt gemacht habe und deretwegen er entlassen worden sei. "Nichts am Schuldbekenntnis oder der Anklage deuten auf irgendjemand anderes als Herrn Flynn hin."

An den US-Börsen hatte die Entwicklung am Freitag gleichwohl zu Kursverlusten geführt.

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