Nach Raketenangriff Israel fängt Drohne aus Syrien ab

Syrien macht Israel für einen Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt bei Damaskus verantwortlich. Wenige Stunden später dringt eine Drohne in israelischen Luftraum ein. Ein Vergeltungsangriff?

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Beirut Ein mutmaßlicher israelischer Raketenangriff auf eine Militäreinrichtung nahe dem internationalen Flughafen von Damaskus hat am Donnerstag die syrische Hauptstadt erschüttert. Das syrische Militär teilte mit, der Angriff sei von Israel verübt worden. Wenige Stunden später drang eine Drohne aus Syrien in den israelischen Luftraum ein. Sie sei aber abgefangen worden, teilte das Militär mit.

Es werde noch untersucht, ob es sich um eine syrische Drohne gehandelt habe oder um eine russische, die versehentlich in israelischen Luftraum eingedrungen sei, verlautete aus Militärkreisen.

In Syrien war die Empörung über den Angriff auf die Militäreinrichtung am frühen Morgen groß. Er habe das Ziel gehabt, „die Moral von Terrorgruppen“ zu stärken, hieß es vom Militär. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad bezeichnet alle Aufständischen im Land als Terroristen.

Waffen sollen nicht an libanesische Hisbollah-Miliz gehen

Der israelische Geheimdienstminister Israel Katz wollte den Vorfall nicht direkt kommentieren. Er sagte aber, dass solche Angriffe auf jeden Fall mit der israelischen Position im Einklang stünden. Israel sieht sich im Recht, die Regierung in Damaskus daran zu hindern, Waffen über die Grenze an die libanesische Hisbollah-Miliz weiterzuleiten.

Die Hisbollah ist im seit sechs Jahren tobenden Bürgerkrieg in Syrien ein Verbündeter der Assad-Regierung und ist auch ein erklärter Feind Israels, das den Libanon knapp zwei Jahrzehnte lang besetzt hatte. Die Hisbollah hat Tausende ihrer Extremisten zum Kämpfen an der Seite von Regierungstruppen nach Syrien geschickt.

Es wird angenommen, dass Israel in den vergangenen Jahren mehrere Luftangriffe auf fortschrittliche Waffensysteme in Syrien geflogen hat, darunter russische Flugabwehrraketen und iranische Raketen, sowie auf Hisbollah-Stellungen. Das Land kommentiert solche Einsätze nur selten.

Aktivisten meldeten mehrere Explosionen vor Morgendämmerung, die in Damaskus zu fühlen gewesen seien. „Die Gebäude haben von der Wucht der Explosion geschwankt“, sagte ein Aktivist mit dem Namen Salam al-Ghutaui in den von der Opposition gehaltenen nordöstlichen Vororten von Damaskus, die rund 15 Kilometer vom Flughafen entfernt liegen. Er habe zu dem Zeitpunkt den Lärm von Jets in der Ferne gehört. In einem Bericht der regierungsnahen Webseite Damascus Now war die Rede von einer Explosion nahe einer Brücke, die zur Flughafenstraße führt.

Der Fernsehsender Al-Manar der Hisbollah meldete eine Explosion bei den Treibstofftankern und einer Lagerhalle neben dem Flughafen, der 25 Kilometer östlich des Stadtzentrums von Damaskus liegt. Der Sender spekulierte ebenfalls, dass Israel dafür verantwortlich sei.

Bei Luftangriffen in der von Rebellen gehaltenen Provinz Idlib im Nordwesten Syriens kamen am Donnerstag mindestens 19 Menschen ums Leben. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 19 getöteten Zivilisten, darunter neun Kinder. Aktivisten vermuteten Russland oder die syrische Regierung hinter den Angriffen.

Einige der Angriffe schienen Rettungswagen und Kliniken ins Visier zu nehmen. Die Such- und Rettungsorganisation der sogenannten Weißhelme berichtete, vier medizinische Angestellte seien bei einem Angriff auf ein Universitätskrankenhaus in der Stadt Dair Scharki getötet worden. Vier Rettungssanitäter oder Rettungswagenbetreiber seien bei einem Luftangriff in der Stadt Maarsita ums Leben gekommen. Laut dem von Aktivisten betriebenen Idlib-Medienzentrum starben vier weitere Menschen durch Fassbomben, die auf die Stadt Chan Scheichun abgeworfen wurden.

Die syrische Regierung verurteilte am Donnerstag Angaben des französischen Außenministers Jean-Marc Ayrault, weil er gesagt hatte, Assads Truppen steckten hinter einem mutmaßlichen Sarin-Angriff, bei dem Anfang April knapp 90 Menschen in Chan Scheichun getötet worden waren. Ayraults „Lügen und erfundene Vorwürfe“ belasteten Frankreich als Drahtzieher des Angriffs, erklärte die syrische Regierung.

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