Nächster Polit-Skandal in Großbritannien Mutter droht Haft im Iran wegen Boris Johnson

Wegen einer unbedachten Äußerung des britischen Außenministers Boris Johnson drohen einer Mutter fünf Jahre Haft im Iran. Premierministerin Theresa May stellt das Verhalten ihres Ministers vor immer größere Probleme.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Eine unbedachte Aussage des britischen Außenministers bringt eine Britin im Iran in Bedrängnis. Quelle: AP

London Der britische Außenminister Boris Johnson ist bekannt für seine flapsigen Kommentare und sein undiplomatisches Auftreten. Doch diesmal könnte das schwerwiegende Folgen haben: Wegen eines Kommentars des Politikers drohen einer Mutter fünf Jahre Haft im Iran. In Großbritannien werden deswegen Rufe nach dem Rücktritt von Johnson laut. Das stellt die britische Premierministerin Theresa May vor immer größere Probleme.

Vergangenen Sommer war Nazanin Zaghari-Ratcliffe aus Großbritannien in den Iran gereist. Nach Angaben ihres britischen Ehemannes wollte sie die Großeltern ihrer kleinen Tochter besuchen. Doch die Reise endete abrupt. Die 38-Jährige wurde festgenommen und sitzt seitdem im Gefängnis. Laut BBC wird Zaghari-Ratcliffe vorgeworfen, dass sie vorhatte, die Regierung zu stürzen. Offiziell hat sich die iranische Regierung nicht zu den Gründen der Inhaftierung geäußert.

In der vergangenen Woche nun erklärte der britische Außenminister im Parlament, die Frau habe während eines Aufenthalts im Iran Journalismus unterrichtet – aus Sicht der Regierung in Teheran ein schweres Vergehen. Vergangenen Samstag musste Zaghari-Ratcliffe erneut vor Gericht erscheinen und wurde dort mit dieser Aussage konfrontiert. Das seien „neue Beweismittel“, hieß es laut BBC. Nun könnte die Haftstrafe von Zaghari-Ratcliffe um fünf Jahre verlängert werden.

Der Ehemann von Zaghari-Ratcliffe forderte eine öffentliche Richtigstellung von dem Außenminister. Auch der Arbeitgeber der Frau, die Thomson-Reuters-Stiftung, rief Johnson auf, den „schwerwiegenden Fehler“ zu korrigieren. Man sei weder im Iran tätig, noch habe Zaghari-Ratcliffe dort unterrichtet.

Aus dem Londoner Außenministerium hieß es dazu am Dienstag, die Aussagen Johnsons hätten „klarer sein können“. Er habe seinem iranischen Amtskollegen bei einem Telefongespräch mitgeteilt, die Äußerungen lieferten keine „vertretbare Grundlage für rechtliche Schritte“ gegen die Frau. Auch Johnsons Kabinett-Kollege, Handelsminister Liam Fox, nahm Johnson in Schutz: „Uns allen rutscht einmal etwas raus“, sagte er, es handle sich hierbei nicht um einen „schlimmen Fauxpas“.

Viele Briten sehen das anders. „Wenn man vor seinem Kind aus Versehen flucht, ist einem etwas ‚rausgerutscht‘, aber wenn man etwas sagt, was dazu führt, dass einer Britin fünf weitere Jahre Gefängnisstrafe drohen, ist das etwas anderes“, kritisierte die Labour-Abgeordnete Tulip Siddiq, in deren Wahlkreis Zaghari-Ratcliffe vor ihrer Inhaftierung wohnte. Sie – und weitere Politiker aus der Opposition – forderten Johnson zum Rücktritt auf.

Die britische Premierministerin hat sich bisher hinter ihren Außenminister gestellt – und das nicht zum ersten Mal. Dass sie bei Johnson keine Konsequenzen zieht, wird ihr aber zunehmend als Schwäche ausgelegt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%