Neuer Trump-Kommunikator Scaramucci Der Anti-Spicer

Anthony Scaramucci ist der neue Kommunikationschef im Weißen Haus. Sean Spicer ist zurückgetreten. Donald Trumps Entscheidung überrascht, denn der ehemalige Goldman-Banker kennt sich eigentlich nur im Finanzbereich aus.

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Der Finanzfachmann ist neuer Kommunikationschef von Donald Trump. Quelle: AP

New York Ein Lächeln im Gesicht, blauer, perfekt sitzender Anzug mit hellblauer Krawatte. „Ich versuche, all ihre Fragen zu beantworten“, versichert Anthony Scaramucci den Vertretern der Presse, die zu seiner ersten Pressekonferenz in Washington gekommen sind. Der 53-Jährige belehrt nicht, er raunt keinen Journalisten als „Fake News“-Verbreiter an und er lässt sich sogar live im Fernsehen übertragen.

Für die Journalisten in Washington ist er das erfrischende Kontrastprogramm zu Sean Spicer, der wegen Scaramucci seinen Rücktritt eingereicht hat. Der Hedgefonds-Manager ist der neue Kommunikationschef im Weißen Haus. Sarah Huckabee dagegen wird offizielle Sprecherin – das ist der Posten, den ursprünglich Spicer innehatte.

Doch an einem lässt auch Scaramucci keinen Zweifel: an seiner Loyalität zu Donald Trump. „Ich liebe ihn“ versichert er mehrfach während seines ersten Auftritts. „Ich habe ihn die letzten 20 Jahre operativ gesehen“, gibt er zu verstehen, dass die beiden eine lange Geschichte eint. „Er hat echt gutes Karma“.

Die Liebe geht so weit, dass er alte Tweets gelöscht hat, in denen er andere Ansichten als der US-Präsident vertrat. Er begründete das wie folgt auf Twitter: „Volle Transparenz: Ich lösche alte Tweets. Alte Ansichten entwickeln sich weiter und sollten keine Ablenkung sein. Ich diene der Agenda des US-Präsidenten, und das ist alles, was zählt.“ In der Vergangenheit hatte er sich durchaus Hillary Clinton als Präsidentin gewünscht. Aber die Zeiten sind vorbei.

Im Gegensatz zum bissigen, leicht irritierbaren Spicer kommt Scaramucci charmant rüber. Die Frage nach den schlechten Umfragewerten von Trump schüttelt er ab mit dem Hinweis, dass diese Statistiken sich auch schon bei den Wahlen als falsch bewiesen hätten.

Dass Scaramucci zunächst andere republikanische Präsidentschaftskandidaten wie Scott Walker und Jeb Bush unterstützt hat, stört Trump offenbar wenig. Der Präsident springt ihm bei dem Punkt sogar offen zur Seite: „In aller Fairness gegenüber Anthony Scaramucci, er wollte mich zuerst unterstützen, bevor die republikanischen Vorwahlen begonnen haben, aber dachte nicht, dass ich ins Rennen gehe“ twitterte Trump.

Ein Video von Scaramucci wird ihn ebenfalls noch lange verfolgen. Im Fernsehen hatte Scaramucci Trumps Rhetorik als „anti-amerikanisch“ bezeichnet, nachdem Trump den Hedgefonds vorgeworfen hatte, kaum Steuern zu zahlen. In der Pressekonferenz am Freitag nannte er das „einen meiner größten Fehler, den ich gemacht habe, weil ich eine unerfahrene Person in der Politikwelt war“. Und er entschuldigte sich „zum 50. Mal“ beim Präsidenten.

Seine Unerfahrenheit ist es auch, die viele bei der Entscheidung Trumps erstaunt hatte. Der Mann, der in einfachen Verhältnissen in einer italo-amerikanischen Familie in Long Island bei New York aufgewachsen ist, hatte es nach seinem Abschluss an der Harvard Law School in die Finanzwelt verschlagen. Sieben Jahre war er bei Goldman Sachs, später gründete er verschiedene Investmentgesellschaften. Damit hat er deutlich mehr Erfahrung in Finanzen als in Politik oder Kommunikation.

Am Tag seiner Ernennung lässt er keinen Zweifel, wer seine Bosse sind: Ein Foto seiner Mutter mit Donald Trump betitelt er auf Twitter mit den Worten: „Meine zwei Bosse“.

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