New York Notes

Griechischer Joghurt als Jobmotor

Angela Hennersdorf
Angela Hennersdorf Redakteurin Unternehmen & Märkte

Amerikaner lieben griechischen Joghurt. Die steigende Nachfrage beschert New York hunderte Jobs. Ein Amerikaner mit türkischen Wurzeln setzt am meisten mit dem griechischen Milchprodukt in den USA ab. Neue Konkurrenz ist im Anmarsch.

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Ein Lebensmittelunternehmen schaltete in den USA beim Super Bowl 2012 in der Pause eine sehr kostenspielige Werbung - für griechischen Joghurt. Quelle: dapd

Im lokalen Supermarkt Keyfoods auf der Montague Street in Brooklyn wird das Joghurt-Kühlregal immer größer. Unglaublich sei die Nachfrage nach dem Milchprodukt, sagt Storemanager Joe. „Wir kommen mit den Bestellungen kaum nach.“

Besonders beliebt sind aber nicht die klassischen Produkte von Danone oder Nestlé – mit deren Marken ist das Regal noch gut gefüllt. Begehrt ist griechischer Joghurt mit Markennamen wie Fage, Chobani und Oikos. An einem gewöhnlichen Abend bei Keyfoods sind nur wenige Becher übrig im Regal.

Ob mit oder ohne Granola, mit Honig-, Mango- oder Erdbeergeschmack griechischer Yoghurt ist besonders bei Amerikanerinnen sehr begehrt. Auf 821 Millionen Dollar haben sich die Umsätze mit dem Milchprodukt in den USA im vergangenen Jahr verdoppelt. Das britische Marktforschungsunternehmen Mintel schätzt, dass die Verkäufe auch in diesem Jahr weiter ansteigen, obwohl griechischer Joghurt in den Supermärkten Amerikas fast doppelt so teuer ist wie herkömmlicher Joghurt.

Ein Segen ist dieser Boom für die ländliche Region unweit der Millionen-Metropole New York City. Er schafft Jobs, die in der strukturschwachen Gegend dringend benötigt werden. Ein richtiges Joghurt-Cluster entsteht hier, von dem auch die ansässige Milchindustrie profitiert.

Die Joghurt-Fabriken stocken auf

Der führende Hersteller ist allerdings nicht ein griechisches Unternehmen, sondern die Firma Chobani, im Jahre 2005 gegründet vom türkischen Einwanderer Hamid Ulukaya. Chobani, griechisch „Hirte“, beschäftigt an der US-Ostküste in seiner Joghurt-Fabrik rund 900 Menschen. Weitere 100 sollen in diesem Jahr dazu kommen. Rund 130 Millionen Dollar will Chobani-Chef Ulukaya in eine neue Fabrik im Bundesstaat Idaho stecken, um von dort aus den Markt im Mittleren Westen der USA bedienen zu können.

Konkurrent Fage aus Griechenland stockt ebenfalls die Belegschaft auf. Zu den derzeit 240 Mitarbeitern, sollen in diesem Jahr weitere 150 dazu kommen.

Die Griechen waren diejenigen, die den Joghurt-Boom in den USA lostraten. Das griechische Unternehmen Fage begann schon 1998 mit dem Export des Joghurts aus Griechenland nach New York City, um dort die große Bevölkerungsgruppe griechischer Einwanderer mit dem beliebten Produkt aus der Heimat zu versorgen. Vom New Yorker Stadtteil Queens aus, wo die meisten Griechen wohnen, eroberte das Milchprodukt die Gunst der New Yorker.

Ideal für gesundheitsbewusste Amerikaner

Die neue Vorlieber der Amerikaner: griechischer Joghurt. Quelle: PR

Doch mit der ersten Produktion des griechischen Produktes in den USA startete der türkische Einwanderer Ulukaya. Er kaufte 2005 eine alte Fabrik des Lebensmittelkonzerns Kraft Foods im Bundesstaat New York, um den Joghurt so herzustellen, wie er ihn aus seinem Heimatland kannte und verkaufte ihn unter dem Markennamen Chobani Greek Yoghurt.

In Geschmack und Konsistenz ähnelt er Sauerrahm. Das Produkt enthält viel Protein und wenig Fett – ideal für gesundheitsbewusste Amerikaner.

Im Finanzkrisenjahr 2008 folgte die griechische Konkurrenz dem türkischen Unternehmer und eröffnete ebenfalls eine eigene Fabrik in den USA. Anfangs produzierte die Fage-Fabrik in Johnstown im Bundesstaat New York gerade einmal 26 Millionen Pfund Joghurt jährlich. Im vergangenen Jahr waren es schon 123 Millionen Pfund.

Fage und Chobani sind die zwei führenden Hersteller von griechischem Joghurt in Amerika, wobei Chobani weit vorn liegt. Nach einer Analyse von Citigroup Global Markets wird der Umsatz mit griechischen Joghurt in den USA in diesem Jahr auf rund eine Milliarde Dollar wachsen; Chobani verfügt über einen Marktanteil von 53 Prozent, gefolgt von Fage mit einem Marktanteil von 17 Prozent.

Auf Platz drei liegt Danone aus Frankreich mit seinem griechischen Joghurt Oikos mit 14 Prozent Marktanteil, der amerikanische Konzern General Mills (Yoplati Greek Yoghurt) erreicht fünf Prozent Marktanteil.

Internationale Konkurrenz zieht es in die USA

Auf den Geschmack kommt jetzt langsam auch die große internationale Konkurrenz. Die hat den Markt bisher vollkommen verschlafen. Der südamerikanische Lebensmittelkonzern Alpina Foods kündigte Mitte vergangenen Jahres an, erstmals eine Fabrik in den USA eröffnen zu wollen: in Batavia, ebenfalls im Bundesstaat New York, sollen 50 Amerikaner für Alpina Foods Joghurt herstellen.

Weitere Konkurrenz kommt demnächst vom mächtigen Getränke- und Lebensmittelkonzern Pepsi Cola. Der kündigte an, mit dem deutschen Lebensmittelkonzern Müller Milch ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von griechischem Joghurt in den USA gründen zu wollen.

Chobani-Gründer Hamdi Ulukaya fürchtet die internationale Konkurrenz nicht. „Die Erfolgs-Story dieses griechischen Produktes in Amerika hat gerade erst begonnen“, ist sich der gebürtige Türke sicher.

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