Nordkorea-Krise Japan kündigt erneute Militärmanöver mit Südkorea und USA an

Südkorea, Japan und die USA wollen Anfang der Woche ein weiteres gemeinsames Manöver abhalten. Aus Nordkorea kommt erneut scharfe Kritik an den Plänen. Ein UN-Diplomat warnt im Atomstreit vor Fehleinschätzungen.

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Im Zentrum der Militärübung am Montag und Dienstag soll der Informationsaustausch über ballistische Raketen und deren Kursverfolgung stehen. Quelle: AP

Tokio, Seoul, New York Inmitten anhaltender Spannungen wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms planen Südkorea, Japan und die USA ein weiteres gemeinsames Manöver in der Region. Im Zentrum der Militärübung am Montag und Dienstag soll nach japanischen Angaben der Informationsaustausch über ballistische Raketen und deren Kursverfolgung stehen. Die USA und Südkorea hatten Anfang Dezember mit einer umfassenden Übung den Unmut Nordkoreas auf sich gezogen. Die Regierung in Pjöngjang erklärte, das Manöver und die Drohung der USA mit einem Präventivschlag ließen keinen anderen Schluss zu, als dass ein Krieg unausweichlich sei.

Unklar war zunächst, ob bei dem bevorstehenden Manöver der drei auch das umstrittene Raketen-Abwehrsystem Thaad zum Einsatz kommen wird. Die USA haben das System in Südkorea stationiert und damit heftige Kritik Chinas auf sich gezogen. Die Volksrepublik sieht ihre eigene Sicherheit durch das ausgefeilten Thaad-Radar gefährdet, das weit nach China hineinreicht.

Unter Verletzung von UN-Resolutionen testete Nordkorea in den vergangenen Monaten immer wieder Raketen und Atomwaffen. Erst Ende November erprobte das kommunistische Land eine nach eigener Darstellung hochentwickelte Interkontinentalrakete, die das gesamte US-Festland erreichen könnte.

Bei den Bemühungen um eine friedliche Lösung des Atomstreits mit Nordkorea ist nach Ansicht von UN-Diplomaten Eile geboten. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel stelle derzeit „die größte Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Welt“ dar, sei sich UN-Untergeneralsekretär Jeffrey Feltman in Gesprächen mit Vertretern Nordkoreas in Pjöngjang einig gewesen, hieß es in einer Mitteilung der Vereinten Nationen am Samstag. Demnach warnte Feltman vor möglichen „Fehleinschätzungen“.

Trotz seiner Kritik an den UN-Sanktionen will Nordkorea die Kontakte mit der Weltorganisation vertiefen. Beide Seiten hätten sich verständigt, „die Kommunikation durch Besuche auf verschiedener Ebene künftig auf eine regelmäßige Grundlage zu stellen“, berichteten die Staatsmedien am Samstag im Anschluss an den viertägigen Besuch Feltmans.

In Pjöngjang war der Abteilungsleiter für politische Angelegenheiten bei den UN zu Gesprächen mit Außenminister Ri Yong Ho und seinem Stellvertreter Pak Myong Guk zusammengetroffen. Er war der hochrangigste UN-Vertreter in dem isolierten Land seit sechs Jahren.

Beide Seiten waren sich laut der UN-Mitteilung einig gewesen, dass für die wachsenden Spannungen dringend eine diplomatische Lösung gefunden werden müsse. Feltman betonte demnach, Pjöngjang müsse die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats respektieren. Eine diplomatische Lösung könne es nur durch „ernsthaften Dialog“ geben. „Fehlkalkulationen“ müssten verhindert und offene Gesprächskanäle beibehalten werden, um die Konfliktrisiken zu reduzieren. „Die Zeit drängt.“

Nordkorea machte in den Gesprächen mit Feltman erneut die USA für die angespannte Situation verantwortlich. In den Berichten der Staatsmedien über den Besuch wurde Washington wiederholt eine „feindselige Politik“ und „nukleare Erpressung“ unterstellt.

Trotz einer Verschärfung der internationalen Sanktionen hatte Nordkorea Ende November erneut eine Interkontinentalrakete getestet. Die Führung erklärte kurze Zeit später, das Land könne jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen.

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