Nordkorea-Krise Merkel kritisiert „Eskalation der Sprache“

US-Präsident Donald Trump droht Nordkorea mit „militärischen Lösungen“. Die USA stünden „Gewehr bei Fuß“. Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert die scharfe Rhetorik. Auch China ruft beide Seiten zur Mäßigung auf.

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„Ich sehe keine militärische Lösung des Konflikts.“ Quelle: Reuters

Berlin/Peking/Washington Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die scharfe Rhetorik in der Nordkorea-Krise kritisiert. „Eskalation der Sprache halte ich für die falsche Antwort“, sagte sie am Freitag in Berlin. Zudem rief sie dazu auf, die Bemühungen um eine friedliche Lösung zu verstärken. „Ich sehe auch keine militärische Lösung des Konflikts.“ Der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und der Führung in Pjöngjang über das Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas hatte sich in den vergangenen Tagen hochgeschaukelt. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte deswegen sogar vor einem Atomkrieg gewarnt.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bringt eine diplomatische Lösung nach dem Vorbild des Atomdeals mit dem Iran ins Gespräch. „Vielleicht kann man mit einer vergleichbaren Vorgehensweise die nukleare Rüstungsbegrenzung in Nordkorea erreichen“, sagte der Parteichef der Sozialdemokraten am Freitag in Berlin. „Ich glaube, es ist die Stunde der Diplomatie, um zu vermeiden, dass es zu weiterer militärischer Eskalation kommt.“ Alle Vorschläge dazu von Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats müssten geprüft werden, sagte Schulz.

Das Atomabkommen mit dem Iran wurde über Jahre ausgehandelt. Es soll sicherstellen, dass der Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Als Gegenleistung werden die internationalen Wirtschaftssanktionen gegen das Land abgebaut. Neben den USA spielten auch die EU und Deutschland eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen.

Unterdessen hat China beide Seiten zur Mäßigung aufgerufen. „Die chinesische Seite hofft, dass alle beteiligten Parteien in ihrer Wortwahl und ihren Handlungen Zurückhaltung walten lassen und sich mehr bemühen, die angespannte Situation zu entschärfen und gegenseitiges Vertrauen auszubauen“, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Geng Shuang, am Freitag.

China ist der wichtigste Handelspartner Nordkoreas und hat deshalb einigen Einfluss auf Pjöngjang. Doch dieser reicht nach Darstellung Pekings nicht aus, solange von den USA und Südkorea keine positiven Signale kommen, wie etwa eine Einstellung der gemeinsamen Militärmanöver, die am 21. August wieder beginnen sollen. Einige chinesische Gelehrte und auch Stimmen in den Staatsmedien riefen die Regierung in Peking zuletzt auf, eine aktivere Vermittlerrolle in dem wieder hochgekochten Konflikt zu übernehmen.

Die USA haben sich nach Angaben von Präsident Donald Trump für einen etwaigen militärischen Konflikt mit Nordkorea aufgestellt. „Militärische Lösungen sind nun voll einsatzfähig, wir stehen Gewehr bei Fuß, sollte Nordkorea unklug handeln“, schrieb Trump am Freitag auf Twitter. „Hoffentlich findet Kim Jong Un einen anderen Weg“, fuhr Trump fort. Im Nordkorea-Konflikt schaukelt sich die Rhetorik auf beiden Seiten seit Tagen hoch. Nordkorea schließt einen Angriff auf das US-Außengebiet Guam im Pazifik nicht aus. Trump hatte angekündigt, militärische Provokationen aus Pjöngjang mit „Feuer und Wut“ beantworten zu wollen.

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