Nach dem erneuten Atomtest Nordkoreas hat der UN-Sicherheitsrat weitere Sanktionen gegen das Land angekündigt. Die 15 Mitglieder des Gremiums verurteilten den Test scharf, wie sie nach einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung am Freitag (Ortszeit) in New York mitteilten. Es werde nun eine Resolution mit „weiteren bedeutenden Maßnahmen“ ausgearbeitet.
US-Präsident Barack Obama hatte dem kommunistischen Regime in Pjöngjang bereits vorher mit „ernsthaften Konsequenzen“ gedroht und neue Sanktionen gefordert, wie es am Freitag in einer Stellungnahme des Weißen Hauses hieß. Obama telefonierte noch in der Nacht mit Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye und dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe und sicherte ihnen die Unterstützung der USA zu.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte den Test „auf allerschärfste Art und Weise“. „Das ist schon wieder eine dreiste Verletzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrats“, sagte Ban am Freitag vor Journalisten im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. „Diese inakzeptable Handlung gefährdet Frieden und Sicherheit in der Region und ist eine Erinnerung daran, dass das weltweite Verbot von Nukleartests dringend gestärkt werden muss.“
Die bisherigen Machthaber Nordkoreas
Kim Il-sung führte das Land von 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit einer eigenen Ideologie, die Nordkorea von anderen Staaten abschottete.Er gilt als der Staatsgründer Nordkoreas und wird bis heute als "Ewiger Präsident" verehrt. Sein Sohn Kim Jong-il wurde systematisch als Nachfolger aufgebaut.
Während sein Vater als "Ewiger Führer" verehrt wurde, schreibt die nordkoreanische Propaganda ihm die Attribute "geliebter Führer" und "Sonne des 21. Jahrhunderts" vor. Durch seinen frühen Tod 2011 herrschte er nur 17 Jahre über Nordkorea und machte das Land währenddessen zu einer Atommacht. Überraschend wurde erst ein Jahr vor dem Tod sein drittgeborener Sohn als Nachfolger präsentiert.
Als "Geliebter Führer" wird in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt - und er hat mit nur 30 Jahren die Geschäfte in Nordkorea übernommen. Anders als sein Vater konnte er nicht als Nachfolger aufgebaut werden und muss sich seinen Platz in der nordkoreanischen Politik erst erkämpfen: Das macht er, in dem er sich durch hartes Auftreten auszeichnet, aber auch offen Fehler zugibt.
Die Bundesregierung bestellte den nordkoreanischen Botschafter ein und verurteilte den Test „mit aller Entschiedenheit“. Das staatliche Fernsehen in Nordkorea hatte gemeldet, ein „Atomsprengkopf“ sei am Freitag, dem 68. Jahrestag der Staatsgründung, erfolgreich zur Explosion gebracht worden. Südkoreas Militär bestätigte den Test. Es sprach von der bislang gewaltigsten Explosion bei einem Atomtest des weithin isolierten Nachbarlandes.
In einer Erklärung des nordkoreanischen Instituts für Atomwaffen hieß es, mit dem Test sollte die „Leistung eines Nuklearsprengkopfs“ überprüft werden. Nordkorea sei in der Lage, standardisierte Sprengköpfe zu bauen, die auf strategische ballistische Raketen montiert werden können. Nordkorea könne „beliebig viele Sprengköpfe mit größerer Schlagkraft produzieren, die kleiner, leichter und von verschiedener Art“ seien.
Ziel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un ist es, Atomraketen zu entwickeln, die selbst die USA erreichen können. UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang Atomversuche und Tests mit ballistischen Trägerraketen. Nach dem Atomtest im Januar dieses Jahres und einem Raketenstart hatte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea noch einmal verschärft. Das Regime hatte daraufhin weitere Atom- und Raketentests angekündigt, die sein souveränes Recht seien.
Fünf spannende Fakten über Nordkorea
Nordkorea produziere kaum wettbewerbsfähige Güter. Außerdem herrsche ein Mangel an Devisen und somit auch Investitionsgütern. Die Infrastruktur ist marode, zahlreiche Industrieanlagen sind seit Jahren nicht mehr in Betrieb, schreibt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite. Allerdings entstanden unter Kim Jong Un 13 neue Sonderwirtschaftszonen.
Das Land ist streng zentralistisch organisiert und betreibt einen intensiven Personenkult, um mittlerweile drei Führer. Nordkorea wurde 1948 gegründet, und verfügt formal über Verfassungsorgane wie Parlament, Gerichtsbarkeit und Regierung. Allerdings übt vor allem ein übermächtiger Führer mit einem kleinen Kreis an Vertrauten die Macht aus.
Die Medien sind durchgängig staatlich kontrolliert. Die meisten Nordkoreaner haben keine Möglichkeit auf Internet zuzugreifen, teilweise wissen sie nicht einmal, was es ist. Von den knapp 25 Millionen Nordkoreaner haben gerade mal eine Million Menschen ein Handy: Es gibt lediglich einen einzigen Mobilfunkbetreiber, der zwar ein 3G-Netz anbietet, aber keine Datendienste.
Anfang 2014 stellten die Vereinten Nationen einen Bericht über Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Nordkorea vor. Darin heißt es: Nordkorea ist ein totalitärer Staat, in dem als politisch unzuverlässig eingestufte Menschen systematisch ermordet oder als Arbeitssklaven missbraucht werden.
Grundsätzlich bestehen zwischen Nordkorea und Deutschland politische Beziehungen, diese sind allerdings auch durch die von der EU und der UN verhängten Sanktionen belastet. Für die ehemalige DDR war Nordkorea einer der wichtigsten Partner des Landes im Ostblock.
Die südkoreanische Präsidentin Park warf Nordkorea nun „blindwütige Rücksichtslosigkeit“ vor. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums wurde die Alarmbereitschaft der Streitkräfte verstärkt. Auch Nordkoreas traditioneller Verbündeter China protestierte gegen den Test. Das Umweltministerium des Landes begann mit Messungen von Radioaktivität an der gemeinsamen Grenze. Russland erklärte seine Besorgnis und verurteilte den Atomtest. „Unserer Meinung nach entspricht das nicht den Prinzipien und Normen des Völkerrechts“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Russland sei zu einer engen Abstimmung mit anderen Staaten bereit, um Pjöngjang entgegenzutreten.
Der jüngste Test erfolgte nach wiederholten Drohungen gegen Südkorea und die USA sowie nach einer Reihe von Raketentests in den vergangenen Monaten. Erst am Montag hatte Nordkorea erneut Mittelstreckenraketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou belastet. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs lag die Explosionskraft des Atomsprengkörpers bei zehn Kilotonnen und damit höher als bei allen bisherigen Tests durch Nordkorea. Zum Vergleich: Die Atombombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen.