Obama auf Demokraten-Parteitag „Ich bitte Euch, Hillary Clinton zu wählen“

US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton wird von ihrer Partei getragen. Politgrößen, allen voran Barack Obama, feierten auf dem Parteitag der Demokraten ihre Kandidatur. Gegner Trump wird reihenweise abgewatscht.

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Zumindest für die Delegierten ohne ANkündigung kam Hillary Clinton nach Barack Obamas Rede auf die Bühne. Ein taktisch cleverer Schachzug. Quelle: AP

Philadelphia Verbunden mit einer eindringlichen Warnung vor Donald Trump hat US-Präsident Barack Obama in einer leidenschaftlichen Rede Hillary Clinton für seine Nachfolge im Amt empfohlen. „Ich bitte Euch, gemeinsam mit mir Zynismus abzulehnen, Angst abzulehnen und das Beste in uns heraufzubeschwören“, sagte Obama unter dem Jubel von mehr als 4700 Delegierten auf dem Parteitag der Demokraten. „Ich bitte Euch, Hillary Clinton zur nächsten Präsidentin der Vereinigten Staaten zu wählen“, beschloss er seine rund 45-minütige Rede in Philadelphia.

Als Obama den für die Republikaner startenden Donald Trump erwähnte, buhte das Publikum lautstark. Obama entgegnete ihnen knapp: „Buht nicht. Geht wählen.“ Der dritte Tag des Parteikonvents am Mittwoch war besonders von Sicherheitsthemen geprägt, viele Redner sprachen über die Themen Waffengewalt und Militär.

Hillary Clinton habe in ihrer politischen Karriere Stehvermögen bewiesen, sagte Obama. „Ich habe vier Jahre einen Sitz in der ersten Reihe gehabt“, sagte Obama über die Zusammenarbeit mit Clinton als Außenministerin. Er habe ihre Intelligenz, ihr Urteilsvermögen und ihre Disziplin schätzen gelernt. „Es hat noch nie jemanden gegeben, weder mich selbst noch Bill (Clinton), der so gut auf das Amt vorbereitet war“, sagte er.

Das demokratische Nominierungsrennen von 2008 habe sie gestählt. Ihr Umgang mit ihrer damaligen Rivalität beweise, dass sie das Rüstzeug für das höchste Staatsamt habe, sagte Obama mit Blick auf das Rennen, aus dem er als Sieger und späterer Amtsinhaber hervorgegangen war. Zudem erinnerte er daran, wie er Clinton nach der Wahl 2008 darum gebeten habe, seine Außenministerin zu werden. Der Schritt habe sie überrascht.

Trump biete dagegen keine Lösungen an. „Er bietet nur Slogans. Und Angst.“, sagte Obama. Für sein Land sieht er eine strahlende Zukunft. Die Nation sei zwar durch Krieg und Rezession geprüft worden, erklärte Obama in seiner Rede vor dem Parteitag der Demokraten am Mittwochabend (Ortszeit) in Philadelphia. Doch sei er „optimistischer über die Zukunft Amerikas als jemals zuvor“, fügte er hinzu.

Clinton selbst ist am Mittwochabend (Ortszeit) überraschend auf dem Demokraten-Parteitag in Philadelphia erschienen. Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten trat auf die Bühne, just als Präsident Barack Obama seine umjubelte Rede beendet hatte, sprach aber nicht zu den Delegierten. Obama und seine mögliche Amtsnachfolgerin nahmen sich herzlich in den Arm. Clinton war am Dienstag als Präsidentschaftskandidatin nominiert worden und wird am Donnerstag zum Parteitag sprechen.


„Trumps Karriere besagt: Glaubt ihm nicht“

Mit scharfen Breitseiten gegen Donald Trump hatten sich da bereits ranghohe Demokraten auf dem Parteitag für Hillary Clinton als US-Präsidentin stark gemacht. Clintons Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine imitierte in seiner Rede in Philadelphia den Redestil des republikanischen Kandidaten. Der „Typ verspricht eine Menge“ und schiebe dann immer die Worte „Glaubt mir“ hinterher, höhnte Kaine am Mittwochabend (Ortszeit) bei der Versammlung in Philadelphia. „Die meisten Leute, die als Präsidentschaftskandidat antreten, sagen nicht einfach „Glaubt mir“. Sie haben genug Respekt zu sagen, wie sie die Dinge angehen wollen.“

Trump habe die Amerikaner gebeten, ihm zu glauben, dass er eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen, die Terrormiliz Islamischer Staat „so schnell“ zerstören werde - und dass an seinem Steuerbescheid, den er nicht veröffentlichen wolle, nichts faul sei, kritisierte Kaine. „Daher lautet die Frage: Glaubt ihr ihm wirklich? Donald Trumps ganze Karriere besagt: besser nicht.“

Zudem warb Kaine vehement für Clinton. Die Amerikaner sollten lieber den Kandidaten wählen, der bewiesen habe, dass er mit der Aufgabe betraut werden könne. Clinton sei aufgrund ihres Glaubens und ihrer Erfahrung gerüstet. Zum Abschluss seiner Rede erklärte Kaine: „Hillary ist bereit. Bereit zu kämpfen, bereit zum Sieg, bereit zum Führen.“

Auch der amtierende Vizepräsident Joe Biden schoss sich auf Trump ein und hielt ihm Sympathien für autokratisch regierende Staatschefs vor. Trump setze Verbündete der USA herab und umarme zugleich „Diktatoren wie Wladimir Putin“, rügte Biden. Damit wich Biden von der Linie der US-Regierung bei der Beschreibung des Kremlchefs ab, in der der Begriff „Diktator“ bislang nicht vorkam. Der Vizepräsident nahm offenbar auf eine indirekte Aufforderung Trumps an Moskau Bezug: „Russland, wenn ihr zuhört, hoffe ich, dass ihr die 30 000 E-Mails findet, die noch vermisst werden“, sagte der Republikaner bei einer Pressekonferenz.

Hintergrund sind zwei unterschiedliche E-Mail-Affären: Zum einen wird Clinton angekreidet, dass sie in ihrer Zeit als US-Außenministerin ihre Mails über einen privaten Server abwickelte. Etliche von ihr als privat bezeichnete Mails hat sie gelöscht - darauf spielte Trump offenbar an. Zum anderen veröffentlichte Wikileaks am Wochenende Mails der demokratischen Parteispitze, die nahelegen, dass diese im Vorwahlkampf zugunsten von Clinton stark voreingenommen gewesen sei und damit deren Kontrahenten Bernie Sanders benachteiligt habe.


Bloomberg schlägt sich auf Clintons Seite

Auch der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hat sich auf dem Parteitag der Demokraten für Hillary Clinton als US-Präsidentin ausgesprochen. Das Land müsse sich hinter sie scharen, weil sie „einen gefährlichen Demagogen besiegen“ könne, sagte Bloomberg am Mittwoch mit Blick auf Clintons republikanischen Rivalen Donald Trump.

Gegen den Immobilienmogul aus New York teilte der Ex-Bürgermeister in seiner Rede hart aus: „Ich bin ein New Yorker und ich erkenne einen Betrüger, wenn ich einen sehe“, erklärte Bloomberg.

Der Unternehmer verglich zudem sein eigenes Wirken als Geschäftsmann mit Trumps Anfängen als Immobilienmogul. „Ich habe nicht mit einem Eine-Million-Dollar-Scheck von meinem Vater angefangen“ kritisierte Bloomberg. Seine Unterstützung für Clinton gilt als bedeutsam, da er parteilos ist. Wenn er wähle, richte er sich nach dem Kandidaten, „nicht nach dem Parteibuch“, stellte Bloomberg in seiner Ansprache klar.

Ex-Pentagonchef Leon Panetta sprach Trump wegen dessen Appells an Russland die Eignung als Oberkommandierender der USA ab. Denn der republikanische Kandidat habe sich damit auf die Seite Moskaus geschlagen, sagte Panetta in seiner Rede vor den Delegierten. Zudem habe Trump einen der Gegner der USA zu einem Hackerangriff mit dem Ziel ermuntert, die US-Wahl zu beeinflussen.

Trumps Kampagne keilte später zurück und warf Panetta vor, Clintons „Förderung ausländischer Spionage“ zu ignorieren. Es sei „alarmierend“, dass der Ex-Verteidigungsminister „durch sein Schweigen“ Clintons Nutzung eines privaten E-Mail-Servers gutheiße, sagte Trumps Berater Stephen Miller. Dabei sollte Panetta „besser als jeder andere wissen, wie viele Menschenleben sie (Clinton) gefährdet“ habe.

Am Donnerstag sollte Hillary Clinton bei einer großen Parteitagsrede zum Abschluss und Höhepunkt des Konvents ihre Nominierung offiziell annehmen. Der Parteitag hatte sie am Dienstag mit deutlicher Mehrheit der 4700 Delegierten nominiert. Ihr knapp unterlegener Vorwahlgegner Bernie Sanders räumte seine Niederlage ein und schlug die Nominierung vor.

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