Obama ausgebootet Republikaner laden Netanjahu ein

Der israelische Ministerpräsident kommt in die USA. Statt Staatsbesuch steht aber eher Staatsaffäre an: An Obama und Kerry vorbei haben die Republikaner Netanjahu eingeladen - zu einer Rede über brisante Themen.

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Kontakte am offiziellen Protokoll vorbei: Republikanerführer John Boehner (l.) und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Archivfoto von 2011). Quelle: ap

Washington/Tel Aviv Zwischen Israel und den USA droht ein schwerer Streit. Grund ist eine geplante Rede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress. Die Einladung sprach der Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, aus - ohne das Weiße Haus informiert zu haben. Themen der Rede: Die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm und den radikalen Islam.

Die israelische Zeitung „Jediot Achronot“ berichtete am Mittwoch, Netanjahu habe die Einladung des Republikaners angenommen. Weißes Haus und Außenminister John Kerry äußerten sich deutlich verärgert.

„Es ist ungewöhnlich, von dieser Einladung vom Büro des Sprechers zu hören“, meinte Kerry, der bei seinen Ausführungen vor Journalisten sichtlich erregt wirkte. Drastischer drückte sich Josh Earnest aus, der Sprecher des Weißen Hauses.

„Das typische Protokoll wäre es, dass der Führer eines Landes den Führer eines anderen Landes informiert, wenn er dorthin fährt“, meinte Ernest. So würde zumindest Obama es halten. Alles andere sei eine „Abkehr vom Protokoll“ - ein deutlicher Rüffel an den Republikanerführer Boehner und an die Adresse Netanjahus.

Laut „Jediot Achronot“ könnte ein Auftritt Netanjahus vor dem Kongress seine Chancen bei den am 17. März anstehenden Wahlen erhöhen. Die Zeitung „Haaretz“ schreibt, es habe wochenlange Kontakte zwischen Republikanern und dem israelischen Botschafter in Washington gegeben. Das Weiße Haus sei dabei vollkommen umgangen worden.


Was Boehners Schachzug mit dem Iran zu tun hat

„Netanjahu ist ein großartiger Freund unseres Landes und diese Einladung bringt die felsenfeste Hingabe für die Sicherheit und das Wohlergehen seines Volkes mit sich“, begründete Boehner seine Einladung. Netanjahu solle am 11. Februar vor beiden Kammern des Parlamentes sprechen.

Doch dahinter steckt eine wohl kalkulierte Provokation. Viele Republikaner - und Netanjahu - betrachten die laufenden Verhandlungen mit dem Iran über dessen Atomprogramm mit tiefer Skepsis. Mehr noch: Einige planen sogar, noch während der Gespräche - die noch bis zum Sommer dauern dürften - weitere, schärfere US-Sanktionen gegen Teheran zu verhängen.

Das wäre das sichere Ende der Verhandlungen, meinen viele. Kerry zitiert am Mittwoch gar einen namentlich ungenannten israelischen Geheimdienstler. Der habe ihm gesagt, weitere Sanktionen zum jetzigen Zeitpunkt wären „wie eine Granate auf den Verhandlungsprozess“.

Netanjahu hat aus seiner Abneigung gegenüber den Atomgesprächen nie einen Hehl gemacht. Er vertraut dem Iran nicht. Zeitweise ging in Washington gar die Angst um, Israel könnte ohne Absprache mit Washington militärische Angriffe gegen die unterirdischen Atomanlagen im Iran starten. Die Furcht in Washington: US-Streitkräfte wären dann praktisch gezwungen, die israelischen Militärs zu unterstützen.

Obama hat bereits ohne Wenn und Aber klargestellt, dass er weitere Sanktionsforderungen aus dem Kongress mit einem Veto zu Fall bringen wird.

Sein Sprecher Earnest forderte am Mittwoch noch etwas anderes: Israel möge doch bitte dem Weißen Haus mitteilen, was Netanjahu vor dem Kongress zu sagen gedenke. „Wir werden einige Gespräche mit der israelischen Regierung haben.“

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