Ökonom Kevin Hassett US-Konzerne müssen massiv entlastet werden

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„Amerika braucht Arbeitskräfte“

Illoyal wird Hassett auch tatsächlich nicht sein – aber sehr wohl kritisch. So wirbt der Volkswirt etwa seit Jahren für mehr Einwanderung. „Amerika braucht Arbeitskräfte“ lautete der Titel eines Gastbeitrags, den er 2013 für die Fachzeitschrift „National Review“ schrieb. Darin rechnete er vor, dass in den USA die Anzahl der Einwanderer pro Einwohner niedriger sei als in Australien, Deutschland oder Kanada. Das könne sich Amerika nicht erlauben.

Um Wachstumskräfte zu entfesseln, solle die Regierung um zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland werben. „Wenn die USA doppelt so viele Einwanderer wie bisher aufnehmen, könnte das Bruttoinlandsprodukt um 0,5 Prozent zulegen“, so Hassett. Es ist unklar, wie Trump, der einen Einreisestopp für Bürger aus bestimmten muslimischen Ländern anstrebt, damit umgeht.

Gleiches gilt für Hassetts Ansichten zum Freihandel. „Kevin tritt für den freien Warenverkehr und offene Grenzen ein – wie fast jeder Ökonom“, sagt Hubbard. Das sind gute Nachrichten für Europa, Mexiko und China, die von Trump hart angegangen wurden. Der Präsident hat mehrfach mit Strafzöllen und Abschottung gedroht – Schlagwörter, mit denen Hassett nichts anfangen kann. Insbesondere die Beziehungen zu China seien immens wichtig, findet der Ökonom.

Die vier Tops und vier Flops seiner bisherigen Amtszeit
Nach langem Gerangel setzte Donald Trump seinen Kandidaten für den Obersten Gerichtshof, Neil Gorsuch, doch noch durch. Quelle: AP
Kurz vor Ende der 100-Tage-Frist präsentierte Trump plötzlich eine Steuerreform. Quelle: AP
Mit 59 Raketen attackierte Trump einen syrischen Flugplatz Quelle: AP
Trumps Erfolge: Das Freihandelsabkommen Quelle: AP
Auch zehn Gesetzesvorhaben meldete er an. Bislang konnte Trump davon umsetzen: keines. Quelle: AP
Ein Aufschrei ging um die Welt, als Trump das Dekret für einen Einreisestopp von Millionen Muslimen in die USA unterzeichnete. Quelle: AP
Noch am ersten Amtstag werde er Obamacare kippen, verkündete Donald Trump in Dutzenden seiner Reden. Quelle: AP

Ein Handelskrieg mit den Chinesen könnte die Weltwirtschaft in eine Abwärtsspirale bewegen und für Verhältnisse „wie zuletzt in den Dreißigerjahren“ sorgen. Deutlicher kann man Trump und Navarro nicht widersprechen.

Doch wird Hassett dies auch in seiner neuen Funktion tun? Sein CEA-Vorgänger Hubbard zumindest ist davon überzeugt. „Hassett wird dem Präsidenten den bestmöglichen wirtschaftlichen Rat geben – ohne Rücksicht auf Animositäten im Weißen Haus.“

Als Leiter des CEA – ein Dreierteam, flankiert von zahlreichen Forschern – ist es unter anderem Hassetts Aufgabe, Wirtschaftsberichte zu erstellen, den Arbeitsmarkt zu analysieren, aber auch die Auswirkungen von geplanten Initiativen des Präsidenten zu berechnen. Den Status eines Kabinettsmitglieds wird der 55-Jährige anders als seine Vorgänger zwar nicht bekommen. Das sei aber nicht tragisch, findet Hubbard. „Als einer der wenigen ausgewiesenen Ökonomen in Trumps Beraterteam wird sein Wort so oder so Gewicht haben.“

Was das Ausland von Trump erhofft und erwartet

Eine seiner ersten Aufgaben dürfte es sein, die Auswirkungen der von Trump geplanten Steuerreform zu berechnen; ein Heimspiel für den Konservativen. Seit Jahren prägt er die amerikanische Steuerdebatte mit seinen Positionspapieren und Stellungnahmen. Und klingt zumindest bei diesem Thema ganz nach Trump. „Es ist aberwitzig, dass die USA einen höheren Körperschaftsteuersatz ­haben als selbst die ,sozialistischen‘ Länder Europas­“, ätzt Hassett.

Die „nicht wettbewerbsfähige Unternehmenssteuer“ sei der Hauptgrund für die Kapitalflucht aus den USA. Der Ökonom schlägt vor, die US-Konzerne massiv zu entlasten, damit sie nicht ins Ausland abwandern. Folglich dürfte Donald Trump bei seinen Plänen, die Unternehmenssteuer von 35 auf 15 Prozent zu senken, in Hassett einen treuen Mitstreiter finden.

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