Österreich Rechtspopulist Haider bei Autounfall getötet

Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider ist gestern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der 58-Jährige war kurz nach 1.15 Uhr morgens auf dem Heimweg von einer Feier am Stadtrand von Klagenfurt von der Straße abgekommen. Er war allein in seinem Dienstwagen unterwegs. Der Kärntner Regierungschef starb an schweren Kopf- und Brustverletzungen.

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Der österreichische Politiker Quelle: APA

Der Wagen Haiders habe sich neben der Fahrbahn mehrmals überschlagen und sei erst nach etwa 35 Metern zertrümmert zum Stehen gekommen, sagte der Klagenfurter Polizeichef Ernst Frießnegger vor Journalisten. Davor habe das Auto einen Zaun durchbrochen und sei gegen ein Verkehrsschild und einen Betonsockel geprallt. Kurz vor dem Unfall habe Haider ein Auto überholt, sagte Frießnegger. Die Rettungskräfte konnten Haider nicht mehr helfen. Die Notärztin habe Haider mit schwersten Kopfverletzungen angeschnallt im Wagen vorgefunden, sagte der Arzt Thomas Koperna. Die Fahrertür sei abgerissen gewesen. „Die Halswirbelsäule war wahrscheinlich gebrochen und der linke Oberarm war nahezu abgetrennt“, sagte Koperna. Weil noch ein „Hauch einer Überlebenschance“ bestanden habe, sei Haider ins Krankenhaus gebracht worden. „Dort ist er allerdings tot eingetroffen“, sagte Koperna.

Haider sei nach einer Veranstaltung auf dem Heimweg in sein Haus im Bärental gewesen, sagte sein Sprecher Stefan Petzner. Haiders Familie habe ein Fest zum 90. Geburtstag seiner Mutter geplant. „Für uns ist das wie ein Weltuntergang“, sagte Petzner. Österreichs Politiker nahmen Haiders Tod mit Bestürzung auf. Er sei nicht unumstritten gewesen, aber ein Politiker „von großer Begabung und Talent“, sagte Präsident Heinz Fischer im Österreichischen Rundfunk (ORF). „Es ist eine menschliche Tragödie“, fügte er hinzu. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sprach Haiders Familie sein Mitgefühl aus. Haider habe die österreichische Innenpolitik über Jahrzehnte geprägt, sagte er.

Dem Ansehen Österreichs schadete Haider mit seinen Äußerungen zur NS-Zeit. So hatte er 1991 die Beschäftigungspolitik des Dritten Reichs als „ordentlich“ gelobt. Zuletzt trat Haider gemäßigt auf, blieb aber bei seiner Forderung nach einer strikten Begrenzung der Einwanderung nach Österreich und harscher Kritik an der Europäischen Union (EU). Bei der Parlamentswahl vor knapp zwei Wochen feierte Haider als Kanzlerkandidat des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) einen Wahlerfolg. Die Partei konnte ihren Stimmenanteil auf elf Prozent nahezu verdreifachen.

Als Landeshauptmann (Ministerpräsident) des südlichen Bundeslandes Kärnten war Haider beliebt. Er hätte alle Chancen gehabt, die Landtagswahl im nächsten Jahr erneut zu gewinnen. In Kärnten regierte er seit fast zehn Jahren. Haider stand für den Aufstieg der Freiheitlichen Partei (FPÖ) in Österreich. Er übernahm die Partei 1986 und führte sie von Wahlerfolg zu Wahlerfolg und in die Bundesregierung. Mit Haider an der Spitze wurde die FPÖ bei der Parlamentswahl 1999 mit 27 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft des Landes. Die FPÖ regierte mit der konservativen Volkspartei (ÖVP) von 2000 bis 2005.

Aus Protest gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ verhängte die EU im Jahr 2000 Sanktionen gegen das Mitglied Österreich, die einige Monate in Kraft blieben. Im Jahr 2005 spaltete Haider die FPÖ und gründete das BZÖ, das bis 2006 die Koalition mit der ÖVP fortsetzte. FPÖ und BZÖ waren nach der Trennung verfeindet, hatten sich aber vor einigen Tagen angenähert. Zusammen genommen erreichten sie bei der Wahl am 28. September an die 29 Prozent der Stimmen. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigte sich schockiert über Haiders Tod. „Bei aller Auseinandersetzung in den letzten Jahren muss man Jörg Haider hohen Respekt und Anerkennung zollen“, sagte er. Haider war verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Töchtern.

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