Oligarch Wekselberg "Wir schaffen Grundlagen für russische Innovationen"

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Grafik: Wekselbergs Imperium (komplette Grafik: bitte klicken!)

Was haben Sie zu bieten?

Wekselberg: Wir entlasten die Unternehmen von überflüssiger Bürokratie, zum Beispiel bei der Registrierung von ausländischen Mitarbeitern.

Heißt das, Ausländer werden ganz ohne Visum einreisen können?

Wekselberg: Das kann ich leider nicht entscheiden, Visafragen sind Teil der Außenpolitik. Aber für Skolkowo haben wir bereits Vereinbarungen mit dem Migrationsdienst unterschrieben, wonach die Einreise auf maximale Weise vereinfacht wird.

Planen Sie Steuererleichterungen?

Wekselberg: Wir wollen Skolkowo-Investoren entscheidende Steuervorteile verschaffen. Ein Großteil der Steuern wird auf null gesetzt, der Satz für Sozialabgaben fast um die Hälfte auf 14 Prozent gesenkt. Außerdem wollen wir die Zollprozeduren maximal vereinfachen. Wer sein Labor mit Anlagen aus dem Ausland ausstatten will, soll diese so einfach wie möglich einführen können.

Warum soll das nur in Skolkowo klappen und nicht in ganz Russland?

Wekselberg: Russland ist ein riesiger Staat, das kann ich pauschal nicht beantworten. Wir wollen, dass Skolkowo ein Experimentierfeld wird, auf dem wir lernen, wie man wissenschaftliche Forschung in die Praxis umsetzt, wie man Erfindungen kommerzialisiert. Diese Erfahrungen müssen wir auf weitere Projekte im ganzen Land übertragen. Skolkowo wird kein Erfolg, wenn es eine Oase bleibt und im Rest des Landes alles weiterläuft wie bisher.

Sie meinen die überbordende Korruption, die etwa einem Fünftel der russischen Wirtschaftsleistung entspricht.

Wekselberg: Korruption ist ein großes Problem, das für unsere Wirtschaft ebenso schädlich ist wie die überflüssige Bürokratie. Das müssen wir ernsthaft bekämpfen, was unsere Regierung übrigens tut.

Bislang haben nur Konzerne wie Siemens, Nokia oder Cisco ihr Interesse am Einzug in Skolkowo angemeldet. Wollen Sie auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen verzichten, die in anderen Ländern die Innovation hervorbringen?

Wekselberg: Nein, gerade die brauchen wir hier. Die Ansiedlung der Konzerne soll kleineren Unternehmen helfen, sich zu entwickeln. Großunternehmen können als Abnehmer auftreten oder einfach nur beratend zur Seite stehen.

Von deutscher Seite hat nur Siemens Interesse an Skolkowo angemeldet. US-Investoren stehen dagegen Schlange. Glauben die Deutschen nicht an das Projekt?

Wekselberg: Nein, das denke ich nicht. Das Skolkowo-Projekt werden wir mit Siemens am 8. Dezember in München vorstellen. Ich bin sicher, dass sich viele Interessenten finden werden. Außerdem wollen wir gezielt Partnerschaften mit deutschen Universitäten vorantreiben.

Manche Investoren aus dem Westen haben schlechte Erfahrungen in Russland gemacht. Der britische Ölriese BP etwa war 2008 drauf und dran, sein 50-Prozent-Paket am russischen Branchendritten TNK-BP zu verkaufen.

Wekselberg: Ach, das Thema ist doch durch!

Der Chef von TNK-BP hieß damals Robert Dudley. Heute ist er BP-Konzernvorstandsvorsitzender. Damals musste er nach Razzien der russischen Steuerfahnder seinen Hut nehmen. Wie können Sie ausschließen, dass sich solche Dinge in Skolkowo wiederholen?

Wekselberg: Wir hatten als Aktionäre von TNK-BP Meinungsverschiedenheiten mit unserem britischen Partner BP. Das betraf die Strategie des Unternehmens. Die sind vom Tisch, heute zählt TNK-BP zu den profitabelsten Ölkonzernen der Welt.

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